Kommunismus

Große Geschichten, kleine Leute

Auf dem Schrottplatz der Geschichte arbeitet und philosophiert eine illustre Gesellschaft: Ein ehemaliger Staatsanwalt, ein abgesetzter Bibliotheksdirektor, ein Professor und der „Milchmann“ als Vertreter der von den seit 1948 allein regierenden Kommunisten entmachteten Unternehmerklasse. Die zentralen Figuren von Jiří Menzels Film „Lerchen am Faden“ (Skřivánci na niti, 1969) sind aber der junge Arbeiter Pavel und Jitka aus der Strafbrigade der Frauen, zwischen denen sich eine zarte Liebe entwickelt.

Ausgeforscht?

Die Öffnung der Partei- und Staatsarchive der ehemaligen DDR war ein für die Geschichtswissenschaften einmaliger, gleichsam (archiv-)revolutionärer Vorgang.

Putin oder… ?

„Nun ist mir alles klar geworden“, zitierte am Dienstag, den 10. März, der Nachrichtenmoderator des russischen staatlichen Ersten Fernsehens, Kirill Klemjonow, nicht ohne spöttischen Unterton die populäre russische Schnulze „Gespräch mit dem Glück“. Tatsächlich hatte das Rätselraten bei der Zweiten Lesung in der Staatsduma ein Ende, zu welchem Zweck Russlands Präsident Wladimir Putin am 15. Januar, für alle vollkommen unerwartet, eine Verfassungsreform angekündigt hatte. Seitdem fragten sich alle – Expert*innen, die Bevölkerung, Journalist*innen, Russland und die ganze Welt – wozu?

Tschernobyl

2019 war das Tschernobyl-Jahr. Nicht, weil es ein rundes Jubiläum gäbe, seitdem der Reaktorblock 4 1986 explodierte, sondern weil die Tourist*innen Tschernobyl entdeckt haben. Nicht erst, aber gerade auch in Folge des sehr erfolgreichen HBO-Vierteilers „Tschernobyl“[1] wachsen die Besucher*innenströme, die sich in die 30-Kilometer-Sperrzone ergießen. Die Tourist*innen kommen in der Regel weder aus der Ukraine, noch aus Russland, sondern aus dem westlichen Ausland, ganz vorne mit dabei: Deutsche und Brit*innen.

„Wir sehen heute, dass wir uns das Ganze nach 1989 leichter vorgestellt haben…“

Ines Geipel, ehemalige DDR-Leichtathletin, ist Schriftstellerin, Publizistin und Professorin für Verskunst an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin. Sie hat eine ganze Reihe Romane verfasst, widmet sich aber auch immer wieder gesellschaftspolitischen Themen wie dem Zwangsdoping, dem Amoklauf von Erfurt und der Zeitgeschichte der DDR. Als Leichtathletin war sie selbst Opfer des staatlichen Zwangsdopings.

Retrospektiven als Wissenstransfer

Maxi Zimmermann ist Restauratorin im Filmarchiv der Deutschen Kinemathek und hat die Restaurierung von Werner Hochbaums Film 'Brüder' betreut. In seinem ersten Film von 1929 vergegenwärtigt Hochbaum im Auftrag der Gewerkschaft der Hafenarbeiter und mit finanzieller Unterstützung der SPD den Hamburger Hafenarbeiterstreik von 1896/97.

 

Wie groß ist das Team, das an einem solchen Projekt wie der Restaurierung eines Films arbeitet?

Zentralasien und die Dekolonisierung der Osteuropaforschung

Wie aus einer anderen Ära wirken meine Aufzeichnungen und Fotos von Reisen nach Russland und Zentralasien, die ich in diesen Tagen durchgehe. Sie erinnern mich etwa an eine Konferenz der Central Eurasian Studies Society im Sommer 2016, in einer Zeit des sorglosen Reisens, noch vor den Jahren der Pandemie und des aktuellen Krieges.