Der Prager Frühling nach 50 Jahren

Kultur und Macht im Vorfeld des Prager Frühlings

Oft wird behauptet, der Prager Frühling sei nicht durch die Parteiführung von oben in Gang gesetzt worden, sondern durch die Intellektuellen des Landes, also eher von unten. Anders als in Ungarn 1956, in Polen 1980-81 oder die Perestroika in der UdSSR seit Mitte der 1980er Jahre, so die These, sei der Prager Frühling durch kritische WissenschaftlerInnen und KünstlerInnen initiiert worden. Es ist wichtig, dieses Narrativ, nach dem es vor allem die kreativen Köpfe waren, die die Macht herausgefordert haben, in einem größeren Kontext zu betrachten.

Remembering 1968 in Czech Republic

This year marks a number of anniversaries of significant events of Czechoslovak history, starting with the declaration of independent Czechoslovakia in 1918; the Munich Agreement of 1938, which sumitted Czechoslovakia’s border areas to Hitler’s Germany; the communist takeover of 1948; and finally, the Prague Spring and subsequent Soviet-led invasion of 1968. Dubbed the “year of eights” [osmičkový rok] by the Czech media, historical reflections on the part of witnesses, historians, journalists and pundits alike are rife in the press, on the radio and on television.

Der Prager Frühling nach 50 Jahren

Wer für das Jahr 2018 erwartet hatte, in Tschechien und der Slowakei ein Feuerwerk historischer Erinnerung zu erleben – immerhin jähren sich in diesem „Jahr der Achten“ die Staatsgründung der Tschechoslowakei, das Abkommen von München, die kommunistische Machtübernahme und der Prager Frühling –, wird enttäuscht sein. Es gibt einige Ausstellungen mit Bildern vom August 1968, Brünn feierte im Frühjahr das Jahr 1918 mit dem bemerkenswerten Slogan „Lasst uns wieder zusammen sein“ (Buďme zase spolu), in den Kinos läuft ein Film über Alexander Dubček, aber das war´s dann weitgehend auch schon.