Wissenschaft im Überlebensmodus

Überleben und Arbeiten im Krieg: Die Situation der Historiker:innen in der Ukraine”: das war der Titel der Sektion, die von Julia Obertreis für den 54. Deutschen Historikertag in Leipzig konzipiert wurde. Der Kongress stand unter dem Motto „Fragile Fakten“. Doch angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine, der bereits im März 2014 mit der russischen Militärintervention auf der Krim und im Donbas begann, geht es nicht nur um fragile Fakten, mit denen Geschichtswissenschaftler*innen beim Erforschen von Kriegsursachen und -vorgeschichten konfrontiert sind. Im Erleben unserer ukrainischen Kolleginnen und Kollegen geht es sehr konkret um fragile, bedrohte Leben, zerstörte Institutionen und brennende Archive. Es geht um unter den Stiefeln der Okkupanten zertrampelte Geschichtsbücher; es geht um das Arbeiten unter Fluchtbedingungen, es geht um die Vorbereitung von Lehrveranstaltungen bei Kerzenlicht, es geht um die Länge der Strecke zwischen Hörsaal und Luftschutzkeller.

Research Work of a Historian in Ukraine

From the onset of the war, all the institutions within the Academy of Sciences, including the Institute of Ukrainian Archeography and Source Studies where I am employed, along with numerous scientific libraries and archives in Kyiv, were forcibly shuttered. Under such circumstances, we were compelled to use our apartment in Lviv, the city of our youth, which we had maintained precisely for the purpose of occasional work in the abundant archives and libraries found there. Once we arrived and settled in Lviv, we sought avenues for pursuing our research.