Zeitgeschichte der Rechten

Bernhard Gerickes «Europäische Revolution»

Eine von rechts gesteuerte Europäische Revolution fand in der Nachkriegszeit nicht statt. Und doch steht die von Bernhard Gericke (1908–1977) ausformulierte Idee eines solchen Umsturzes exemplarisch für eine im rechtsextremen Milieu Deutschlands verbreitete Position. Früh schon nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges regte sich das „nationale Lager“ im Schatten von CDU, KPD und SPD.

„Das Problem der 6 Millionen“

Nachdem der umtriebige, extrem rechte Publizist Arthur Ehrhardt im Sommer 1950 Ernst Jüngers Kriegstagebuch Strahlungen gelesen hatte, verfasste er einen sechsseitigen Brief an den Schriftsteller.[1] Darin kritisierte er Jünger ausführlich und breitete seine eigenen Überzeugungen zu den Verbrechen der Nationalsozialist*innen aus.

Über Rechte reden. Der deutsche Nationalismus nach 1945

Die Geschichte der Bundesrepublik wird meist als die einer zunehmenden Liberalisierung erzählt. Außen vor bleibt dabei meist, wie verschiedene Formen des Nationalismus in diese Meister-Erzählung passen. Tatsächlich zeigen neuere Forschungen, dass in Westdeutschland nicht nur Prozesse stattfanden, die das Land liberaler machten, sondern auch solche, durch die es nationalistischer wurde.

Pornografie, Sexualität und Antisemitismus

Als im Oktober 2020 der liberale US-amerikanische Starjournalist Jeffrey Toobin, nicht ahnend, dass die Videokonferenz noch fortdauerte und seine Kamera angeschaltet war, vor dem PC masturbierte und hierauf vom Magazin The New Yorker gefeuert wurde, war dies für verschiedene Fraktionen der extremen Rechten in den USA ein gefundenes Fressen.[1] Wieder habe sich gezeigt, zu welchen sexuellen Perversionen Anhänger:innen progressiver Ideen fähig seien – hieß es zum Beispiel unisono in der Kommentarspalte von Breitbart, einer populären Nachr

Stau

Dreißig Jahre nach der deutschen Vereinigung werden vor allem Stimmen lauter, die einen grundlegenden Perspektivwechsel in der Geschichtsschreibung fordern: Erfahrungen und Perspektiven von People of Color, Jüdinnen und Juden sowie Geflüchteten sollten stärker in die Betrachtung der „Wiedervereinigung“ und der anschließenden Transformationsprozesse einbezogen werden. Ein bekanntes Beispiel dafür ist der 2020 erschienene Herausgeber*innenband Erinnern stören von Lydia Lierke und Massimo Perinelli.[1]

Kampf gegen Nazis im West-Berlin der 1950er Jahre

In West-Berlin existierten zur Hochzeit des Kalten Krieges zwei antinazistische Strukturen, die den gesellschaftlichen Umgang mit der extremen Rechten in der Viersektorenstadt einige Jahre lang prägten: Der Kampfbund gegen den Nazismus (KgN), der eigenen Angaben zufolge rund 200 Mitglieder hatte, und das Referat Neofaschismus (Referat N) im Bund der Verfolgten des Naziregimes (BVN), in dem ein fester Mitarbeiter und vielleicht ein Dutzend Unterstützer*innen  tätig waren.[1]

‚Rechte Gewalt‘?

In der vergleichenden Forschung zu politischer Gewalt in Deutschland spielen Unterscheidungen, die sich auf die weltanschauliche oder strategische Ausrichtung der Gewalt beziehen, eine zentrale Rolle. Gewalt gilt als ‚politisch‘, wenn sie auf die Herstellung oder Veränderung einer gesellschaftlichen Ordnung zielt, oder in diesem Sinne gedeutet wird. Und da es sehr verschiedene politische Visionen und Utopien gibt, erscheint es wichtig, diese begrifflich voneinander abzugrenzen. Der politische Horizont der Gewaltakteure wird dabei häufig zu einem Attribut der Gewalt selbst.