Tschechien und Slowakei/Tschechoslowakei

Der 20. Juli 1944 - für Tschechen ein widersprüchliches Datum

Die deutsche Widerstandstat in tschechischer Perspektive * Von Jaroslav Šonka * Juli 2004 In diesem Beitrag verfolge ich das Ziel, die kanonisierte Erinnerung an den Wi­derstand gegen den Nationalsozialismus in Tschechien und Deutschland zu ver­gleichen. Ich möchte zeigen, dass die geographische Nähe beider Länder und eine dadurch bedingte Verflechtung ihrer Geschichte nicht automatisch das gegensei­tige Wissen und Verstehen fördern. Neben den klassischen Stereotypen wurde das Verhältnis beider Seiten von den kulturellen Überlebensinteressen der jeweiligen Nation bestimmt, die nicht selten in einen auf Dominanz und Abgrenzung ausge­richteten Nationalismus umgeschlugen. Eine oft selektive Kommunikation der Nachbarn und Partner ist das Ergebnis dieser historischen Entwicklung, selbst wenn dies in der heutigen Situation eines sich integrierenden Europas keinen Sinn mehr hat. Als Beispiel für das unterschiedlichen Verständnisses gleicher ge­schichtlicher Perioden möchte ich die Rolle des Exils und des Widerstandes in tschechischer und deutscher Sicht erläutern. Gewiss könnte eine intensivere Auf­klärung über diese Unterschiede die Möglichkeiten der Empathie zwischen Tsche­chen und Deutschen verstärken und so auch eine gemeinsame Beurteilung des Kriegsgeschehens, der Demokratie und Freiheit in Europa sowie der Vertreibung fördern. Auf dem Weg zu diesem Ziel liegt jedoch viel Arbeit im Bereich deskripti­ver Erforschung, aber auch auf dem Gebiet der pädagogischen, medialen und po­litischen Vermittlung des erworbenen Wissens vor uns.