Bevölkerungs- und Migrationsgeschichte

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Ulrich Herbert

Flucht und Asyl

Zeithistorische Bemerkungen zu einem aktuellen Problem

Zeithistorische Bemerkungen zu einem aktuellen Problem * Von Ulrich Herbert * Dezember 2015 Massenmigration, das hat dieser Überblick gezeigt, ist keine vorübergehende Ausnahme, deren Ende man erwarten kann, sondern in seiner modernen Form seit etwa einhundert Jahren feststellbar und sich stetig ausweitend. Außer in den Fällen der Vertreibung ethnischer Minderheiten ist sie in der Regel die Folge wirtschaftlicher Ungleichheiten und Ungleichzeitigkeiten, oft im Kontext von bewaffneten Auseinandersetzungen und Bürgerkriegen, und zwar im regionalen und nationalen Raum ebenso wie im kontinentalen oder globalen Rahmen. Sie entzieht sich als solche wertender Betrachtung – Migration an sich ist weder gut noch schlecht. Kulturelle Begegnung, Vermischung, Kommunikation ist der eine Teil davon; Sklaverei, Ausbeutung, Zwangsarbeit, Entwurzelung, Xenophobie der andere. Dabei zeigt der Blick in die Geschichte der Wanderungsbewegungen zum einen etwas von der Langfristigkeit, der Diversität, der räumlichen und zeitlichen Dimension dieser Prozesse und von den relativ begrenzten Möglichkeiten, sie außer mit kriegerischer Gewalt zu steuern. Das behütet einen vor allzu großem Optimismus, was die politische Einflussnahme angeht. Er zeigt zum anderen aber auch, dass es richtig ist, Migration und die davon ausgehenden Auswirkungen nicht als den Sonderfall, sondern als das Normale zu betrachten, das uns lange, immer erhalten bleiben wird. Und die Vorstellung, es gebe eine „Lösung“ der Migrationsproblematik, ist ein gewichtiger Teil der Problematik selbst...

Teresa Koloma Beck

Paris – Syrien

Über zu kurze Wege in der öffentlichen Debatte nach den Anschlägen vom 13. November 2015 in Paris

Öffentlichen Debatte nach den Anschlägen vom 13. November 2015 in Paris * Von Teresa Koloma Beck * Dezember 2015 Am Abend des 13. November 2015 kamen in Paris mindestens 150 Menschen in einer Serie koordinierter Anschläge ums Leben. Politische Gewalt dieses Ausmaßes hat es in Europa seit den Zuganschlägen von Madrid am 3. April 2004 nicht mehr gegeben. Rasch werden Verbindungen der Täter zur militärisch im Irak und Syrien operierenden bewaffneten Gruppe »Islamischer Staat« (IS) deutlich. Seitdem scheint die Agenda der europäischen Politik von diesem Thema bestimmt: Wie war das möglich? Und was ist nun zu tun?

Christoph Plath

Die Toten der Anderen

Ein Kommentar zu den Anschlägen von Paris und Beirut

Hedwig Richter

Die Komplexität von Integration

Arbeitsmigration in die Bundesrepublik Deutschland von den fünfziger bis in die siebziger Jahre

Was wir von der Geschichte der „Gastarbeiter“ lernen können, die von den fünfziger bis in die siebziger Jahre nach Deutschland kamen, erscheint vielen Kommentatoren und Zeitanalysten offensichtlich zu sein: Die Bundesrepublik hat damals total versagt, weil sie an eine Integration der Arbeitsmigranten nicht einmal gedacht hat.

Emmanuel Droit

Es war einmal eine Aufnahmegesellschaft…

Frankreich oder die Krise der republikanischen Willkommenskultur

Am 16. September 2015 wiederholte der Premierminister Frankreichs und gebürtige Spanier Manuel Valls vor der Nationalversammlung die „Berufung Frankreichs, Menschen aufzunehmen, die wegen ihres Gedankenguts verfolgt werden oder die Gefahr an Leib und Leben ausgesetzt sind“[1].

Jan C. Behrends

Chronistin des Leidens

Der Nobelpreis für Swetlana Alexijewitsch in zeithistorischer Perspektive

«Я всегда хочу понять, сколько человека в человеке. И как этого человека в человеке защитить»*

Jan C. Behrends

„Niemand hat euch eingeladen“*

Einige Bemerkungen zum Umgang mit der Flüchtlingskrise in Osteuropa

*Das Zitat: Niemand hat euch eingeladen ist eine Aussage des tschechischen Staatspräsidenten Miloš Zeman nach Tumulten in einem Heim für Asylbewerber im August 2015.

Patrice Poutrus

Das Fremde bleibt fremd! Zur Aktualität zeithistorischer Forschung

Ein Kommentar zum Thesenpapier: „Historische Ursachen der Fremdenfeindlichkeit in den neuen Bundesländern“ aus dem Jahr 2000

Das hier erneut publizierte Thesenpapier war eine Reaktion von drei Potsdamer Mitarbeitern des Zentrums für Zeithistorische Forschung (ZZF) auf die heftige außerwissenschaftliche Debatte um die Ursachen und die Bedeutung der bis dahin einzigartigen Welle fremdenfeindlicher Gewalt, die insbesondere Ostdeutschland im Sommer 2000 erschüttert und in der bundesdeutschen Öffentlichkeit zu heftigen Kontoversen gef

Martina Winkler

Von Göttinnen und Archivbeamten

Ein Roman über mythische Traditionen in den Weißen Karpaten

Hans-Lukas Kieser

Aus Anlass der Beratungen des Bundestages am 2. Juni 2016:

Deutschland und der Völkermord an den Armeniern von 1915

Am Holocaust-Gedenktag im Januar 2015 begann der israelische Staatspräsident Reuven Rivlin seine Rede vor der UN-Vollversammlung mit Ausführungen zum Mord an den Armeniern vor 100 Jahren.[1] Der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck ging im April einen Schritt weiter: Er nannte die Verbrechen an den Armeniern einen Genozid und nahm Bezug auf alle osmanischen Christen Kleinasiens und Mesopotamiens, die von genozidärer Gewalt in Mitleidenschaft gezogen worden waren.