Anmerkungen zur Einführung des Mutterkreuzes im Mai 1939
Mittlerweile ist hinlänglich bekannt, dass die Nationalsozialisten den Muttertag nicht erfanden, wohl aber seine Bedeutung stärkten. Er wird ein Jahr nach der Machtübernahme zum Feiertag erhoben. Seit Mai 1939 bot er zudem den Rahmen für die Verleihung eines neu geschaffenen Ordens: des Ehrenkreuzes für deutsche Mütter. Ob dieses in Gold, Silber oder Bronze verliehen wurde, entschied die Anzahl der – mindestens vier – Kinder. NS-Organisationen, kommunale Behörden, aber auch Privatleute waren vorschlagsberechtigt, wobei es sogar Fälle gab, in denen sich Frauen selbst nominierten.
Der inszenierte Alltag
Die Ausstellung „Farbe für die Republik“ und der schwierige Umgang mit Auftragsfotografie der DDR
Eine lächelnde, junge Traktoristin, das Lenkrad fest im Griff, den Blick entschlossen nach vorne gerichtet, begegnet uns als Postermotiv seit Ende März häufig in Berlin. Es ist weniger die Landarbeit selbst als ihre Inszenierung, die unsere Aufmerksamkeit auf sich zieht: Die extreme Untersicht der Aufnahme lässt die Figur heroisch wirken, der enge Bildausschnitt verstärkt diese Wirkung. Neben der dramatischen Komposition sind es die Farbkontraste der Fotografie, die uns als Betrachter in den Bann ziehen.
Viele Verhandlungen, kein Staat
Palästina 20 Jahre nach Abschluss des Gaza-Jericho-Abkommens
Ich erinnere mich gut an meinen Besuch in den Palästinensischen Gebieten im Sommer 1994, an die friedliche Stimmung in Jericho – und an meine eigene vorsichtige Hoffnung. Siebenundzwanzig Jahre nachdem Israel die palästinensische Westbank, den Gazastreifen und Ost-Jerusalem besetzt hatte, schien erstmals eine Lösung des Konfliktes in Sicht; ein Ende der israelischen Militärbesatzung und ein palästinensischer Staat an der Seite Israels schienen für eine kurze Zeit zum Greifen nah.
April ist Revolution!
Über den Gründungsmythos und die aktuelle Erinnerungskultur der portugiesischen Demokratie
Der portugiesische Estado Novo unter António Salazar und seinem Nachfolger Marcelo Caetano war das langlebigste rechtsautoritäre Regime Europas und wurde nach 41 Jahren am 25. April 1974 durch einen Militärputsch gestürzt. Die Putschisten, etwa 200 junge Offiziere, die sich im Movimento das Forças Armadas (MFA, Bewegung der Streitkräfte) zusammengeschlossen hatten, reagierten mit dem Staatsstreich in erster Linie auf die seit 1961 in Afrika tobenden Kolonialkriege.
Keine Antworten und keine Distanz
Die Selbstauflösung der RAF am Ende der 1990er Jahre
Selbstauflösungen sind Zukunftsversprechen. Versprochen wird, dass Gruppen und ihre jeweiligen politischen Mittel, vor allem aber physische Gewalt, keine Rolle mehr spielen werden. Das Versprechen setzt die Kohäsion jener Gruppe voraus, die hinter der Ankündigung steht. Sobald jedoch Minderheiten in der Gruppe nicht mit der Selbstauflösung einverstanden sind, sich nicht der Mehrheitsmeinung unterwerfen und ihre Aktionen fortsetzen, ist die Ankündigung das Papier nicht wert, auf dem sie steht.
Ruanda - zwanzig Jahre nach dem Völkermord
Am 6. April 2014 jährt sich zum zwanzigsten Mal der Beginn des Völkermords in Ruanda. 800.000 Menschen, die allermeisten von ihnen Tutsi, waren in den Monaten April bis Juli 1994 umgebracht worden. Täter waren Angehörige der Bevölkerungsgruppe der Hutu, zu der mit großem Abstand die meisten Bewohner Ruandas zählten.
Spanien 1936 bis 1939
Projektionsfläche von politischen Hoffnungen und Ängsten
Die Besetzung Madrids durch franquistische Truppen am 28. März 1939 bildete nach fast drei Jahren erbitterten Kampfes das symbolische Ende des Spanischen Bürgerkriegs. Anders als von den aufständischen Generälen um Francisco Franco erwartet, hatte ihr Militärputsch vom 18. Juli 1936 nur in Teilen Spaniens Erfolg gehabt.
Burning Bush - Die Helden von Prag
HBO verfilmt ein zentrales Erinnerungsmoment der tschechischen Geschichte