Ihre Mütter - ihre Väter

Editorial

Im März 2013 wurde der ZDF-Mehrteiler „Unsere Mütter, unsere Väter“ sowohl im deutschen als auch im österreichischen Fernsehen gesendet. Bereits im Vorfeld der Ausstrahlung warben die deutschen „Leitmedien“ kräftig für die Produktion von Nico Hofmann. So missionierte etwa Frank Schirrmacher in der FAZ „Die Geschichte deutscher Albträume“ und forderte die Fernsehzuschauer/innen auf: „Warten Sie nicht auf einen hohen Feiertag, versammeln Sie jetzt ihre Familie“.[1]

„Unsere Mütter, unsere Väter“ – Ein Beispiel für historische Unwissenheit und deutsche Stereotype

Zu einer Generation gehörend, die in den 1990er Jahren zur Schule ging und erwachsen wurde, beginne ich mit einer persönlichen Überlegung: Ich erinnere mich weder an die Zeit der Polnischen Volksrepublik noch an die antideutsche, genauer an die gegen Westdeutschland gerichtete Propaganda, die vor 1990 den offiziellen Diskurs[1] dominierte.

„Unsere Mütter, unsere Väter“ – wie im Deutschen Fernsehen aus Opfern Täter wurden

Die ZDF-Serie „Unsere Mütter, unsere Väter“ von Philipp Kadelbach lässt sich als Melodram vor der Kulisse des Zweiten Weltkriegs beschreiben. Die Produktion des ZDF hat im letzten Jahr einen bedeutenden kommerziellen Erfolg erzielt – in Deutschland sahen sieben Millionen Menschen den Zweiteiler und dank der breit gefächerten Werbung durch die BBC und andere Sender konnten Millionen Zuschauer auf der ganzen Welt die Serie verfolgen.

„Unsere Mütter, unsere Väter“ aus polnischer Sicht

Der Film „Unsere Mütter, unsere Väter“ konnte in Polen schon allein aus historischen Gründen kaum positiv aufgenommen werden. Dabei richtet sich die Kritik nicht nur auf die Darstellung von Polen und Deutschen, auch nicht auf die Interpretation der Geschichte des Zweiten Weltkrieges. In den polnischen Debatten geht es um wesentlich mehr, als um die Darstellung der historischen Ereignisse.

Geschichtsunterricht im Deutschen Fernsehen – erteilt von einem Lehrer mit Gedächtnisschwund

Unter den zahlreichen und fast ausnahmslos kritischen Äußerungen in der polnischen Presse, egal welcher politischen Ausrichtung, zum ZDF-Mehrteiler „Unsere Mütter, unsere Väter“ erachte ich vor allem diese Überschrift als am treffendsten: „Die Wiederherstellung des Gedächtnisses der Deutschen erscheint dringend notwendig“.

„Ihre Mütter, ihre Väter“*

Im Juni 2013 strahlte das polnische öffentliche Fernsehen den ZDF-Mehrteiler „Unsere Mütter, unsere Väter“ aus. An drei aufeinanderfolgenden Abenden konnte man in Polen zur besten Sendezeit jenen Fernsehfilm sehen, der einige Wochen zuvor in Deutschland Rekordeinschaltquoten erzielte und ein breites Medienecho hervorrief.