1900-1945

Wie klingt Auschwitz?

Drei Perspektiven auf "Son of Saul" * Von Jakob Mühle, Maren Francke und René Schlott * März 2016 Das preisgekrönte Holocaustdrama „Son of Saul” des ungarischen Regisseurs László Nemes zeigt einen Tag im Oktober des Jahres 1944 im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Im beklemmenden 4:3 Format heftet sich der Blick des Zuschauers an Saul Ausländer (eindrucksvoll gespielt von Géza Röhrig), einem Häftling des sogenannten jüdischen Sonderkommandos, das die Deutschen für den reibungslosen Ablauf der Massenvernichtung in den Gaskammern und Krematorien eingesetzt hatten. Der Protagonist Saul hetzt 107 Minuten lang durch das Lager. Er ist auf der Suche nach einem Rabbiner, um einen toten Jungen, den er für seinen Sohn hält, nach jüdischem Ritus zu begraben.

Berliner Welträume im 20. Jahrhundert

Ein Interview mit Jana Bruggmann und Tilmann Siebeneichner * März 2016 Constanze Seifert interviewte Jana Bruggmann und Tilmann Siebeneichner von der Emmy Noether-Forschergruppe „Die Zukunft in den Sternen: Europäischer Astrofuturismus und außerirdisches Leben im 20. Jahrhundert“ zur Weltraumbegeisterung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Berlin. Ihr Workshop „Berliner Welträume im 20. Jahrhundert“ [1], der am 30. März 2015 stattfand, untersuchte die verschiedenen Formen und Funktionen der imaginativen wie praktischen Erschließung des Weltraums von der Gründung der Berliner Urania 1888 bis zu den Astronautenparaden in den 1970er Jahren. Am Beispiel der Urania und des Raketenflugplatzes in Berlin-Tegel erklären Jana Bruggmann und Tilmann Siebeneichner unterschiedliche Weltraumkonzepte sowie ihre Vermittlungsformen, deren Einflüsse bis in die Gegenwart hineinreichen.

Der Fall Reinefarth, 1944-2014

Informationen zum Foto: 
Reinefarth war als Leiter der Waffen-SS und der Polizei verantwortlich für die Massaker der SS an der polnischen Zivilbevölkerung im Verlauf des Warschauer Aufstandes. In Polen wurde er der „Schlächter von Wola“ genannt. Auf dem Foto ist er mit Jakub Bondarenko, dem Kommandeur des III. Kuban-Kosakenregiments während des Warschauer Aufstandes in der Nähe der Wolska-Straße zu sehen.

Nachkriegskinder

Krieg ist Gegenwart. Dazu gehören europäische Auslandseinsätze in Mali oder dem Kosovo ebenso wie Bürgerkriege in Zentralafrika, Syrien oder der Nah-Ost-Konflikt. Wenn in den Medien die Opfer der Bürgerkriege gezählt und Versorgungsnotstände beklagt werden, wenn Kriegsflüchtlinge im Mittelmeer sterben, dann bleibt uns das trotz aller Live-Berichte und Visualisierungen fern.

Vor 75 Jahren: Die Polen-Erlasse

Am 8. März 1940 gab das Reichssicherheitshauptamt die sogenannten Polen-Erlasse heraus. Dieses rassistische Sonderrecht diskriminierte fast drei Millionen polnische Zwangsarbeiter und führte mit dem P-Abzeichen erstmals eine stigmatisierende Kennzeichnungspflicht im Deutschen Reich ein; 1941 folgte der Judenstern, 1942 das OST-Abzeichen. Heute ist dieses zen­trale Instrument natio­nalsozialistischer Ausgrenzungs- und Ausbeutungspolitik weithin vergessen; in der auf Gedenktage fixierten Erinnerungskultur fand der 75. Jahrestag der Polen-Erlasse im März 2015 wenig Beachtung.

Polens Streitgeschichte kommt ins Museum

Gleich zwei ambitionierte historische Museen öffneten in den letzten Monaten östlich der Oder ihre Pforten: Zuerst das Europejskie Centrum Solidarności (Europäisches Solidarność-Zentrum) auf dem Gelände der einstigen Leninwerft in Danzig, kurz darauf das Muzeum Historii Żydów Polskich (Museum der Geschichte der polnischen Juden) in Warschau.