USA

US-Außenminister John Kerry und der Krieg: Essay über biographische Kontinuität und amerikanische Politik

Teil III: Präsidentschaftskandidat und Chefdiplomat der USA 2002 - 2017 * Von Ariane Leendertz * Januar 2017 Mit dem Amtswechsel von Barack Obama zu Donald Trump endete im Januar 2017 auch John Kerrys vierjähriges Wirken als US-Außenminister. In den kommenden Jahren plant er, ein Buch zu schreiben und weiterhin politisch aktiv zu bleiben. Er werde die durch das Amt erzwungene Zurückhaltung aufgeben und sich in die politische Debatte in den USA einmischen, nachdem er sogar kurzzeitig erwogen hatte, noch selbst in das Rennen um die Präsidentschaft einzusteigen.

Americans are not wiser than the Europeans

20 lessons from the 20th century * Von Timothy Snyder * Januar 2017 US-Bürger seien nicht schlauer als Europäer damals, schreibt der US-Geschichtsprofessor und preisgekrönte Buchautor Timothy Snyder in einem Facebookpost, denn das Tor zum Faschismus wurde von der Demokratie geöffnet. Doch ein Vorteil sei, dass man daraus lernen könne, um die Demokratie zu verteidigen. Snyder gibt "twenty lessons from the twentieth century".

Zeitzeugenschaft zwischen politischer Unbedarftheit und Instrumentalisierung

Die Geschichte des Mario Röllig im Kino * Von Henrik Bispinck * November 2016 Wer sich mit der Aufarbeitung der Geschichte der DDR befasst hat, für den ist Mario Röllig mit hoher Wahrscheinlichkeit kein Unbekannter. Er hat an zahlreichen TV-Dokumentationen und Dokumentarfilmen als Zeitzeuge mitgewirkt, er führt Besuchergruppen durch die Gedenkstätte in der ehemaligen Stasi-Untersuchungshaftanstalt Hohenschönhausen, tritt vor Schulklassen auf, sogar ein dokumentarisches Theaterstück gibt es über ihn. Dass Röllig als Zeitzeuge so präsent ist, hängt wohl auch damit zusammen, dass seine Geschichte auf den ersten Blick sehr ungewöhnlich ist. Im Gegensatz zu vielen anderen Opfern der DDR-Diktatur, die öffentlich auftreten, ist er weder Bürgerrechtler, noch Intellektueller, er ist weder Kirchenmann noch Künstler.

The Day after in Washington

Eine Woche Konferenz- und Archivreise in den USA * Von René Schlott * November 2016 Die US-amerikanische Hauptstadt erwacht an einem grauen, regnerischen Novembermorgen. Hinter ihr liegt eine lange, dramatische Wahlnacht, die gut 12 Stunden zuvor begann. Als CNN-Anchorman Wolf Blitzer am frühen Abend zu den Wahlpartys beider Kandidaten nach New York City schaltet, spricht der Beobachter der Trump-Party unter Verweis auf einen Berater im Trump-Lager davon, dass ein Wunder geschehen müsse, um diese Wahl zu gewinnen. Alles rechnet mit einem Clinton-Sieg...

„Colonia Dignidad“

Die Geschichte einer deutschen Sekte in Chile zwischen Erinnerung, Musealisierung und historischer Aufarbeitung * Von Meike Dreckmann * September 2016 Spätestens seit der Film „Colonia Dignidad - Es gibt kein zurück“ von Florian Gallenberger in die deutschen Kinos kam, weckte die Geschichte der deutschen Sektengemeinschaft „Colonia Dignidad“ das Interesse einer breiteren Öffentlichkeit. Vor allem aber sorgte der Film, so der Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier, für einen „künstlerischen Anstoß“ im bisher eher schwerfällig verlaufenden Aufarbeitungsprozess der Geschichte dieser Sekte. Das Auswärtige Amt beschloss in diesem Jahr die Aufhebung der Archivsperre und somit die Freigabe des Aktenbestandes des Auswärtigen Amtes der Jahre 1986 bis 1996 für Wissenschaft und Medien. Zudem erhob der Bundesaußenminister die Geschichte der Colonia Dignidad zur Fallstudie, die in die Curricula der Berliner Diplomatenschule aufgenommen werden soll. Er erklärte in diesem Zusammenhang: „Es gibt Fälle, in denen das Handeln nach Recht und Gesetz nicht reicht.“ Für diese Fälle soll die Geschichte der „Colonia Dignidad“ nun Lehrstück sein.

US-Außenminister John Kerry und der Krieg. Essay über biographische Kontinuität und amerikanische Politik

Teil II: Kriegserfahrung und politisches Handeln 1985 – 2002 * Von Ariane Leendertz * Juli 2016 1984 wurde Kerry für den Staat Massachusetts in den US-Senat gewählt. Als Mitglied des Foreign Relations Committee, vor dem er vierzehn Jahre zuvor als junger Aktivist Rede und Antwort gestanden hatte, spezialisierte er sich auf die Themen Außen- und Sicherheitspolitik. Seine Rede hatte er 1971 mit einem hoffnungsvollen Wunsch enden lassen: In dreißig Jahren solle es in Amerika möglich sein, von „Vietnam“ als einem Ort zu sprechen, „where America finally turned and where soldiers like us helped it in the turning“.[8] Worauf bezog sich seine Hoffnung? Wie gestaltete sich sein Beitrag zu der erhofften Umkehr? Welche politischen Schlussfolgerungen leitete er aus seiner Auseinandersetzung mit dem Vietnamkrieg ab?

Die Bilder vom Terror

Ein Rückblick auf die Pressefotografien vom 11. September 2001 und ihre Wirkung bis heute * Von Hermann Mitterhofer * Juli 2016 Die Abbreviatur 9/11 ist längst zum Synonym für die zeitgenössische Erscheinungsform eines bestimmten Typus von Terror geworden: die geplante Auswahl eines meist öffentlichen Ortes als Ziel des Anschlags mit der Intention, eine möglichst hohe Zahl von Menschen zu töten und zu verletzen (Fahrgäste einer U-Bahn oder eines Busses, BesucherInnen eines Konzerts, Gäste eines Hotels oder eines Restaurants). Für die Attentäter ist der eigene Tod Teil der mörderischen Inszenierung. In der Tat, eine „mörderische Inszenierung“, denn, was mit den Anschlägen auf die Twin Towers in New York seinen Anfang nahm, erweist sich als bewusstes terroristisches „Kalkül“: Die zu erwartende, mediale Verbreitung der Bilder einer terroristischen Tat wird zum fixen Bestandteil der „Botschaft“ des Terrors. Die Bilder vom Geschehen erhöhen den symbolischen Anteil, der jedem terroristischen Akt innewohnt: So stehen die Bilder der brennenden und später einstürzenden Twin Towers auch symbolisch für die Tatsache der Angreifbarkeit moderner Gesellschaften, ebenso wie der zerstörte, rote Doppeldeckerbus, ein Wahrzeichen der Stadt London, zum Synonym einer sich jederzeit und an jedem Ort ereignenden Gewalttat werden konnte. Seit den Anschlägen vom 11. September 2001 formierte sich meines Erachtens eine spezifische, mediale „Ikonografie des Terrors“.

US-Außenminister John Kerry und der Krieg. Essay über biographische Kontinuität und amerikanische Politik

Essay über biographische Kontinuität und amerikanische Politik * Von Ariane Leendertz * Mai 2016 Der Vietnamkrieg, prophezeite das Magazin Der Spiegel im Sommer 1971, ist für die USA auch dann noch nicht zu Ende, wenn der letzte G.I. Indochina verlassen hat. In der Tat wurde der Vietnamkrieg Amerikas Vergangenheit, die nicht vergehen wollte. Die gesellschaftlichen und politischen Nachwirkungen des Krieges spürte das Land bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts. Konkurrierende Deutungen der Ereignisse prägten politische Kultur und öffentliche Debatten, gegensätzliche Positionen blieben auf Jahrzehnte latent, emotionale und ideologische Blockaden erschwerten einen vergangenheitspolitischen Konsens. Die politische Biographie des amerikanischen Außenministers John Kerry ist untrennbar mit dieser Geschichte verflochten.

Eiszeit

"Bridge of Spies" von Steven Spielberg * Von Christoph Classen * Januar 2016 Die erste Szene des Films beobachtet einen Maler, der in einem schäbigen Hotelzimmer an einem Selbstporträt arbeitet. Der Künstler ist ein unscheinbarer Mann mittleren Alters mit Glatze, und der Blick der Kamera fällt abwechselnd auf ihn, sein Gesicht im Spiegel und das fast fertige Bild. Kein Zweifel, hier ist ein Könner am Werk. Doch, das wird rasch klar, bei aller Ähnlichkeit des Porträts ist der Mann nicht das, was er vorgibt zu sein. Er ist kein harmloser Künstler, sondern ein sowjetischer Agent in den USA...

Paris – Syrien

Öffentlichen Debatte nach den Anschlägen vom 13. November 2015 in Paris * Von Teresa Koloma Beck * Dezember 2015 Am Abend des 13. November 2015 kamen in Paris mindestens 150 Menschen in einer Serie koordinierter Anschläge ums Leben. Politische Gewalt dieses Ausmaßes hat es in Europa seit den Zuganschlägen von Madrid am 3. April 2004 nicht mehr gegeben. Rasch werden Verbindungen der Täter zur militärisch im Irak und Syrien operierenden bewaffneten Gruppe »Islamischer Staat« (IS) deutlich. Seitdem scheint die Agenda der europäischen Politik von diesem Thema bestimmt: Wie war das möglich? Und was ist nun zu tun?