A Problem from Hell
Wie US-Außenpolitik immer wieder angesichts von Völkermord versagt hat
Wann immer irgendwo auf der Welt ein Krieg ausbricht oder eine humanitäre Katastrophe geschieht, richtet sich der Blick vor allem auf die Vereinigten Staaten, denen die Rolle als eine Art Weltpolizist und oberster Krisenlöser zugewiesen wird. Wer könnte sonst eine solche Aufgabe übernehmen: China? Russland? Oder etwa Europa? Dem ehemaligen US-Außenminister Henry Kissinger wird die Frage zugeschrieben: „Who do I call if I want to call Europe?“ Diese Frage lässt sich immer noch nicht beantworten, anders als im Fall der USA, wo es die Nummer im Oval Office des Präsidenten wäre.
„Think Clitoris“!
Der Hite Report von Shere Hite
New York zu Beginn der 1970er Jahre. Die US-Amerikanerin Shere Hite hat gerade die Graduate School zum Thema „History of Western Thought“ an der Columbia University geschmissen, ihren Job als Model an den Nagel gehängt und fährt mit ihrem Freund auf dessen Motorrad durch die Stadt. Die langen Haare flattern im Wind. Hite ist gerade dabei, Fragebögen an alle Frauen des Landes zu verschicken, die daran interessiert sind, detaillierte Fragen über ihre Sexualität und Lust zu beantworten. Klingt wie im Film, hat sich aber sehr wahrscheinlich so abgespielt.
Rezeption: Denkmäler werden gestürzt
Die Wahrnehmung und Deutung von Denkmälern, also deren Rezeption, ist in aller Regel uneindeutig und mitunter äußerst konfliktbehaftet.
Indiana Jones oder: Jäger der permanenten Gegenwart
In der populären Sitcom „The Big Bang Theory“ gibt es eine Folge, in der einer der Protagonist:innen der Serie, der theoretische Physiker und Vorzeige-Geek Sheldon Cooper, seiner Freundin, der Neurowissenschaftlerin Amy Farah-Fowler, einen seiner absoluten Lieblingsfilme präsentiert: Er selbst habe Jäger des verlorenen Schatzes, den ersten der inzwischen vierteilige Filmreihe um die Abenteuer des Archäologen Indiana Jones, bereits 36 Mal gesehen, gesteht er seiner Freundin in der vierten Episode der siebten Staffel, die im Original den Titel „The Raiders Minimization“ trägt.
The Color Purple goes Spielberg
Alice Walkers Roman im Filter Hollywoods der 1980er-Jahre
Als ich einen Text über den Film "The Color Purple" (1985, dt. "Die Farbe Lila") zu schreiben begann, musste ich mir zunächst meine eigene Beziehung zu diesem Film vor Augen führen. Die literarische Vorlage, Alice Walkers gleichnamiger Briefroman aus dem Jahr 1982, war Pflichtlektüre als ich in den 2000er Jahren in Brasilien zur Schule ging. Das Buch war zwar auch in Deutschland erfolgreich, seine Bedeutung in postkolonialen Gesellschaften geht darüber aber noch weit hinaus.
Schonungslose Gewaltdarstellungen alleine machen noch keinen Anti-Kriegsfilm
Saving Private Ryan
Den Soldaten in den Landungsbooten zittern die Hände, sie übergeben sich und beten. Dann beginnt der Beschuss aus den deutschen Maschinengewehren. Unzählige Soldaten sterben in der Brandung und am Strand. Der Tod im Krieg wird in all seinen schaurigen Facetten aufgezeigt: aufgerissene Bäuche, abgetrennt Körperteile und zerschossene Köpfe. Die Gewalt ist nur schwer zu ertragen, doch auch wer wegschaut, hört noch die Schreie der sterbenden Soldaten.
Remembering and selling fashion
Gender and memory in recent historical Netflix shows
In recent years, streaming services such as Netflix, Hulu and Amazon Prime offered the possibility to access internationally produced television shows and movies. One recent trend is content with a historical set or background. Although historical sets and productions have played an important role in cinematic story-telling since the early twentieth century, the immense amount of newly available digital content has a significant impact on a society's cultural memory.
Ex machina
Elektronische Poesie und digitale Künste seit den 1950er Jahren
Es war ein ungewöhnliches Weihnachtsgedicht, das die Leserinnern und Leser im Dezember 1960 in der Esslinger Jugendzeitschrift Ja und Nein erblickten. Unter dem Titel „und kein engel ist schön“ hatte ein unbekannter Autor mit dem Pseudonym „electronus“ einige lyrische Verse verfasst, die nur schwerlich an die kanonischen Klassiker heranreichten, wie sie in vielen Wohnzimmern dieser Jahre am Heiligen Abend zwischen Kirchbesuch und Bescherung erklangen.
Niedergang und Renaissance einer Kulturtechnik
Der Einfluss der US-amerikanischen Frauenbewegung auf die Wiederbelebung der Tätowierung
Nur Frauen tragen Kleider, Männer tragen blau. Männer sind stark, Frauen hysterisch. Das ist selbstverständlich alles ausgemachter Quatsch, dennoch behaupten sich solche antiquierten, geschlechtsspezifischen Zuschreibungen und Stereotype ausdauernd, selbst in der Gegenwart. Gleiches galt lange Zeit für die Tätowierung, die in westlichen Gesellschaften wie den USA viele Jahrzehnte als rein maskulines Ausdrucksmedium betrachtet wurde, ähnlich dem Bodybuilding.
Die Mauer in den Köpfen
Courtney Stephens und Pacho Velez folgen in „The American Sector“ der Berliner Mauer in die USA
Zunächst erblickt man einen mit Soldaten besetzten Wachturm. Die wacklige Hand des Filmenden schwenkt hin und her, um dabei die Betonmauer, den Stacheldraht, den sogenannten Todesstreifen und einige Fußgänger*innen auf der Westseite festzuhalten. Neugierig und zugleich ungläubig nimmt eine US-amerikanische Familie diese Bilder während eines Besuchs in West-Berlin auf. Immer wieder zoomt die Kamera auf Graffiti an der Berliner Mauer heran. Eines davon fordert: „If you love somebody set them free”.