Hiroshima
Veröffentlicht am 13. April 2017
Veröffentlicht am 13. April 2017
Martin Gressmanns Dokumentarfilm „Das Gelände“ * Von Hanno Hochmuth * November 2016 „Meine Großmutter erzählte mir einmal, dass es in der Nazizeit in Berlin eine bestimmte Straße gegeben hätte, durch die man einfach nicht durchging, die man nicht betrat.“ Wie ein dunkles Märchen beginnt der Film, den Martin Gressmann über das Gelände der ehemaligen Prinz-Albrecht-Straße in Berlin gedreht hat. Hier befand sich seit 1933 die Zentrale der nationalsozialistischen Terrorherrschaft. In den Hauptquartieren der Gestapo, der SS und des SD, die 1939 zum Reichssicherheitshauptamt zusammengefasst wurden, wurden tausende Menschen verhört und gefoltert; hier wurde der Massenmord an den europäischen Juden organisiert. Nach 1945 fiel der stark kriegsbeschädigte Ort dem Vergessen anheim.
Die Erfindung des Biodeutschen * Von Bodo Mrozek * November 2016 Als Erich Mühsam den Monte Verità bei Locarno erklomm, kam ihm „recht lächerlich“ vor, was er auf dem Berggipfel erblickte: Menschen mit langen Haaren und wallenden Bärten bar jeglicher Textilien bei der Feldarbeit. Den kommunistischen Schriftsteller Erich Weinert inspirierte die Szene wenig später zu einigen respektlosen Versen: „Wer sich von innen her beschaut / und Nietzsche liest, und Rüben kaut / was kümmern den die andern? / Juchu! Wir müssen wandern!“. Weinerts „Gesang der Edellatscher“ und Mühsams Spott, den der Essener Historiker Jürgen Reulecke auf einer Tagung über „Avantgarden der Biopolitik“ im Archiv der Jugendbewegung zitierte, scheinen einen maximalen Abstand zwischen der im Mythischen irrlichternden Lebensreform und der politischen Linken zu illustrieren. Doch der Schein trügt.
"Terror" von Ferdinand von Schirach * Von Christoph Classen * November 2016 Knapp 6,9 Millionen Zuschauer haben „Terror“ allein in Deutschland gesehen, zeitgleich wurde die Produktion in Österreich und in der Schweiz ausgestrahlt. Anschließend konnten die Zuschauer telefonisch oder online über das Ende des Films abstimmen, und in allen drei Ländern schlossen sich Talk-Runden zum Thema an.
Aus Anlass des 60. Jahrestages des Ungarnaufstandes * Von Jürgen Danyel, Violetta Rudolf und Julius Redzinski * Oktober 2016 In unserem 2006 erstmals veröffentlichten Themenschwerpunkt, den wir anlässlich des 60. Jahrestages überarbeitet und ergänzt haben, informieren wir über den Verlauf und den Kontext der ungarischen Revolution von 1956. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der ungarischen und europäischen Erinnerungskultur: http://ungarn1956.zeitgeschichte-online.de/
Fundamentalopposition: Die ambivalente Anlehnung der AfD an „68“ * Von von David Bebnowski * September 2016 Tatsächlich bezieht die AfD politstrategische Inspiration von Theorien aus dem Ideenreservoir linker Politik, indem sie diese für sich umwertet. Möchte man die rechtspopulistische Partei in der Debatte stellen, so lohnt ein Blick auf dieses thematisierungsbedürftige und bislang nur wenig verstandene Phänomen.
Ein Interview mit dem polnischen Philosophen Andrzej Leder * Von Magdalena Saryusz-Wolska, Katrin Stoll und Andrzej Leder * August 2016 Der polnische Philosoph Andrzej Leder im Gespräch mit Magdalena Saryusz-Wolska und Katrin Stoll über Identität, gesellschaftliche Verantwortung und die Folgen einer Hegemonie des Populismus .
Zur gesellschaftlichen Konstruktion des Fremden aus soziologischer Sicht * Von Benjamin Köhler * Juni 2016 Um die vergleichsweise hohe Zahl der Einwanderung von Geflüchteten und Vertriebenen im Jahr 2015 zu beschreiben, wurde quer durch alle Medien, ob Nachrichtenagenturen, Fernsehsender, Tages- oder Wochenzeitungen, von Flüchtlingsströmen oder Fluchtwellen gesprochen. Dies erweckt den Anschein, es handele sich um eine homogene Gruppe, die als nicht dazugehörig oder exotisch empfunden wird und sich fundamental von dem unterscheiden soll, was hierzulande als bekannt und normal angesehen wird. Dahinter steht die Frage nach der nationalen Identität, in der Handlungsspielräume und -grenzen derjenigen, die dazugekommen sind oder noch dazukommen werden, ausgehandelt werden und die damit soziale Beziehungen als fremd oder nicht fremd festlegt.
Globalgeschichte, Herr Sloterdijk und die AFD * Von Martina Winkler * Mai 2016 Im Zuge der aktuellen sogenannten Flüchtlingskrise erfährt die Grenze eine bemerkenswerte Image-Aufwertung. Lange waren öffentliche Diskurse über Europa von einem Trend zu „weniger Grenze“ geprägt. Unterstützt wurde diese scheinbare Einmütigkeit durch Bilder von der Öffnung der Grenzen zwischen Österreich und Ungarn 1989. Den Fotografien, auf denen die Außenminister Gyula Horn und Alois Mock gemeinsam einen Stacheldraht zerschneiden, wurde ikonische Bedeutung zuerkannt. In Fotoprojekten wurden Grenzhäuschen als Relikte einer längst vergangenen Zeit dokumentiert. Und natürlich spielte das Ideal der Grenzfreiheit im Rahmen der Konstruktion Europas nicht nur als Wirtschafts- sondern vor allem auch Wertegemeinschaft eine zentrale Rolle.