Umwelt

Heimat einmal anders

So hatte sich das der Heimatminister wohl nicht vorgestellt, als er im Dezember 2017 im Rahmen seiner „Heimatstrategie“ eine Förderoffensive für den Heimatfilm verkündete: „Heimatfilme zeigen den schönsten Teil unserer bayerischen Heimat… erinnern an die eigenen Wurzeln, an die vertraute Umgebung… Sie zeigen, dass es nirgends schöner ist als daheim“, ließ Markus Söder (CSU), inzwischen Ministerpräsident des Landes, seine Pressestelle im Dezember 2017 verbreiten.[1]Mit „Wackersdorf“ von Oliver Haffner kommt nun kurz vor der bayerischen Landtagswahl ein Film in die Kino

«Homo Sovieticus» auf dem Land

Die Figur eines indifferenten, angepassten Sowjetbürgers, der in der Öffentlichkeit eine Maske trägt und sein «wahres» Gesicht nur im Privaten zeigt, der sogenannte «Homo Sovieticus», gehörte lange Zeit dominant in die Beschreibung der spätsowjetischen gesellschaftlichen Textur.[1] Geschuldet war diese Sicht einer generellen dichotomischen Konzeptualisierung der sowjetischen Gesellschaft, bei der „das Volk“ und das „Regime“ in Opposition gedacht wurden.

Brennendes Erbe

„Past errors to blame for Russia’s peat fires” titelte am 12. August 2010 die Online-Ausgabe der New York Times. Während des ungewöhnlich heißen Sommers litten Millionen Menschen in Moskau und angrenzenden Regionen unter dem Rauch von Torf- und Waldbränden im Osten der Stadt (Abb. 1).

Die Erfindung des Biodeutschen

Die Erfindung des Biodeutschen * Von Bodo Mrozek * November 2016 Als Erich Mühsam den Monte Verità bei Locarno erklomm, kam ihm „recht lächerlich“ vor, was er auf dem Berggipfel erblickte: Menschen mit langen Haaren und wallenden Bärten bar jeglicher Textilien bei der Feldarbeit. Den kommunistischen Schriftsteller Erich Weinert inspirierte die Szene wenig später zu einigen respektlosen Versen: „Wer sich von innen her beschaut / und Nietzsche liest, und Rüben kaut / was kümmern den die andern? / Juchu! Wir müssen wandern!“. Weinerts „Gesang der Edellatscher“ und Mühsams Spott, den der Essener Historiker Jürgen Reulecke auf einer Tagung über „Avantgarden der Biopolitik“ im Archiv der Jugendbewegung zitierte, scheinen einen maximalen Abstand zwischen der im Mythischen irrlichternden Lebensreform und der politischen Linken zu illustrieren. Doch der Schein trügt.

Dreißig Jahre Tschernobyl

Zur Aktualität der Reaktorkatastrophe * Von Joachim Radkau * April 2016 Was können wir aus der Geschichte der Atomtechnik für die Energiewende lernen? In langen Gesprächen, die ich gemeinsam mit Lothar Hahn und Klaus Töpfer führte, kristallisierte sich vor allem ein Punkt heraus: In der Frühphase der Atomenergiewirtschaft hatte sich ungeachtet aller Differenzen eine Community an Fachleuten herausgebildet. Sie alle kannten einander und trafen sich auf den Fachkonferenzen der Welt. Sie spielten, wenn es darauf ankam, einander die Bälle zu. Diese Community war entscheidend für den Aufstieg der Atomkraft, ungeachtet aller von Anfang an herrschenden Bedenken. Eine solche Community gibt es als Basis für die Energiewende bislang kaum. Stattdessen ertönt unendlich viel Polemik und es herrschen oft destruktive Kritikformen. Soweit ich es beurteilen kann, sind die Vorkämpfer der Energiewende derzeit in viele unterschiedliche Szenen aufgesplittert: in Anhänger der Windkraft und der Solartechnik, der zentralen und der dezentralen Energieerzeugung, der Förderung energiesparender Technologien, und schließlich der Bioenergie und Geothermie. Hier fehlt die Kommunikation zwischen den VertreterInnen der verschiedenen Konzepte, eine konstruktive Kritik und nicht zuletzt Solidarität untereinander. Das ist eine Herausforderung, der sich die junge Generation stellen sollte.

„Aber ein schöner Motor ist der Diesel trotzdem...“

Mit diesen Worten verteidigte der Ingenieur und Dieselmotorenentwickler bei Mercedes-Benz, Manfred Fortnagel, im Jahr 1991 „den Diesel vor ungerechtfertigten Angriffen“.[1] Ähnlich hatte schon 1986 der Leiter der Motoren- und Getriebeentwicklung bei Volkswagen, Peter Hofbauer, argumentiert und die Tugenden des „erfreulich schadstoffarm[en]“ Diesels angepriesen, der es zudem aufgrund seines im Vergleich zum Benzin-Auto geringeren Kraftstoffverbrauchs ermögliche, den CO2-Ausstoß zu senken und damit die Klimaerwärmung aufzuhalten.

Angsterfahrungen und Täuschungserlebnisse

Der junge Orson Welles (1915-1985), später hochgerühmter Filmregisseur, inszenierte 1938 nach der Vorlage des Science-Fiction-Romans „War of the Worlds“ von Herbert George Wells (1866-1946) ein Hörspiel, das weltweite Bekanntheit erlangen sollte. Der Roman handelt von einer Invasion der Erde durch Marsbewohner, unterstützt von lebensbedrohlichen Kampfmaschinen. Welles verlegte den Ort der Handlung von Großbritannien an die amerikanische Ostküste und inszenierte das Hörspiel als täuschend echte Direktübertragung des Hörfunks – auch, um mit Hilfe dieses Kunstgriffs Aufmerksamkeit zu erregen.

Tschernobyl

„Tschernobyl ist überall.“ Die Auswirkungen der Katastrophe deckten auf politischer und gesellschaftlicher Ebene Prozesse auf, die auf eine tiefgreifende allgemeine Verunsicherung Ende des 20. Jahrhunderts verweisen.