Wissenschaft heißt, Unsicherheit erzeugen, nicht Bekanntes zu reproduzieren…
Seit 2016 ist Andreas Fickers Direktor des Luxemburg Centre for Contemporary and Digital History (C2DH) an dessen Konzeption, Aufbau und Organisation er maßgeblich beteiligt war.
Authentizität und Illusion
„Természetes fény/Natural Light“ ist ein Film über Krieg, doch der erste und für lange Zeit einzige Schuss löst sich aus einem Fotoapparat. Die fotografische Inszenierung des Kriegsalltags ringt im Film mit dem titelgebenden natürlichen Licht, das sowohl die wichtigste Grundmetapher als auch das herausragende Stilelement des Films ist. Denn auf künstliche Beleuchtung verzichtet Regisseur Denés Nagy in seinem mit dem silbernen Bären prämiertem Langspielfilmdebüt. Das Ergebnis ist der optisch wohl beeindruckendste Film des diesjährigen Berlinale-Wettbewerbs.
Braucht die Zeitgeschichte eine eigene Datenethik?
Die Etablierung von forschungsbegrenzenden Regeln erfolgte meist, wenn aufmerksamkeitserregende und als unethisch empfundene Wissenschaftspraktiken publik wurden. Ein frühes Beispiel für diesen Effekt sind die 1898 durchgeführten Versuche des preußischen Dermatologen und Bakteriologen Albert Neisser (1855-1916). Er löste einen Skandal aus, weil er zum Teil minderjährigen Frauen ohne ihr Wissen Serum von Syphiliskranken injizierte.
Bilanz eines Versuchs
Kaum eine Ausstellung hat eine derartige Aufmerksamkeit auf sich gelenkt wie diese. In der Zeitgeschichtsforschung ist die durch sie und mit ihr herbeigeführte epochale Zäsur unbestritten. Im Jahr 1981 bildete die Ausstellung „Preußen – Versuch einer Bilanz“ den Höhepunkt einer regelrechten „Preußenwelle“. Bereits gegen Ende der 1970er Jahre war ein gestiegenes Interesse der Öffentlichkeit an „deutscher“ Geschichte festzustellen.[1]
Opposition durch Information
Nach seiner Genesung in Deutschland kehrte Nawalny im Januar dieses Jahres nach Russland zurück und wurde auf der Stelle festgenommen, woraufhin die Behörden eine beispiellose Repressionswelle gegen jene Bewegung einleiteten, die er seit Ende der 2000er Jahre anführt. Nawalny wird nun für mehr als zwei Jahre im Gefängnis sitzen, wahrscheinlich sogar länger: Die russischen Strafverfolgungsbehörden haben im August neue Strafverfahren gegen ihn und sein Team eingeleitet.
Ein Lobgesang auf die Bundesrepublik… oder:
Mehr als 13 Millionen Menschen haben die Dauerausstellung „Unsere Geschichte. Deutschland seit 1945“ im Haus der Geschichte der Bundesrepublik in Bonn (HdG) seit seiner Eröffnung im Jahr 1994 gesehen; es gehört damit zu den meistbesuchten Museen in Deutschland.[1] Der Besuch kostet keinen Eintritt; das Museum ist somit besonders zugänglich.
Drei Vorschläge für eine zukünftige Behördenforschung
Seit anderthalb Jahrzehnten floriert in Deutschland die Behördenforschung. Auf der Ebene des Bundes, der Länder und der Kommunen wurden insbesondere von Ministerien und nachgeordneten Behörden eine längst nicht mehr zu überblickende Zahl an Forschungsprojekten finanziert. Dabei standen zumeist das Handeln der Behörden im Nationalsozialismus und ihr Umgang mit seinen Nachwirkungen im Zentrum.
Stau
Dreißig Jahre nach der deutschen Vereinigung werden vor allem Stimmen lauter, die einen grundlegenden Perspektivwechsel in der Geschichtsschreibung fordern: Erfahrungen und Perspektiven von People of Color, Jüdinnen und Juden sowie Geflüchteten sollten stärker in die Betrachtung der „Wiedervereinigung“ und der anschließenden Transformationsprozesse einbezogen werden. Ein bekanntes Beispiel dafür ist der 2020 erschienene Herausgeber*innenband Erinnern stören von Lydia Lierke und Massimo Perinelli.[1]
Lästern über Luxemburg ...
Am 5. Januar 2021 erschien auf welt.de ein Artikel von Sven-Felix Kellerhoff über Rosa Luxemburg: „Sie wollte den Bürgerkrieg in Deutschland – um jeden Preis“.[1] Trotz seiner extrem kurzen Lesedauer – die Welt veranschlagt drei Minuten – enthält der Text so viele Fehler und Ungenauigkeiten, dass wir unserem Ärger darüber Ausdruck verleihen möchten. Fehler zu machen ist menschlich und parteilich zu sein kein Problem, aber wer die historische Realität so dermaßen verdreht, erweist der Public History keinen Dienst.