Soziales

Ein Kampf um Sichtbarkeit und Anerkennung

 Die Verwirrung der Behörden war groß. Als Anfang der 1960er Jahre mehrere Tausend PalästinenserInnen aus Jordanien und dem Gazastreifen in die Bundesrepublik kamen, nutzten offizielle Stellen ganz unterschiedliche Bezeichnungen, um diese MigrantInnen einzuordnen: Von „Jordanier“ über „Staatenlose“ bis hin zu „Palästina-Flüchtlinge.“ Allein die Bezeichnung „Palästinenser“ wurde von staatlicher Seite in der Bundesrepublik kaum verwendet. Dies stand im klaren Widerspruch zur Selbstbezeichnung einiger dieser MigrantInnen als PalästinenserInnen.

Yomigaeru Koe oder Die verschwundene Stimme, die wieder aufgetaucht ist

Die Dokumentarfilmerin Park Soo-nam, Japanisch-Koreanerin zweiter Generation, drehte und bewahrte ihr ganzes Leben lang einmalige Zeitzeugnisse der koreanischen Minderheit in Japan, in Film-und Schriftform. Rund 50 Stunden an 16mm-Filmmaterial sowie Tonaufnahmen sind bis zur Entstehung von Voices of the Silenced noch nicht filmisch verarbeitet. Es sind Einblicke in die Schicksale und den Alltag einer Bevölkerungsgruppe, die bis in unsere Gegenwart hinein mit Ausgrenzung und Diskriminierung zu kämpfen hat.

Das Ende der Transformation

Als im Sommer 2004 Zehntausende Menschen vor allem in Ostdeutschland gegen die unter dem Namen „Agenda 2010“ berühmt-berüchtigt gewordene Arbeitsmarktreform der damaligen rot-grünen Bundesregierung protestierten, lautete die zentrale Forderung: „Weg mit Hartz IV, das Volk sind wir!“ Die von Magdeburg ausgehende Protestwelle besiegelte das Ende einer Transformationsdekade, die mit dem gesellschaftlichen Umbruch 1989/90 begann, in die Vereinigungskrise der 1990er Jahre mündete und am Scheitelpunkt einer Entwicklung von Deindustrialisierung und Massenarbeitslosigkeit auch einen Zyklus von Erwe

Wem gehört der Sport?

Veronika Springmann leitet seit 2021 das Sportmuseum Berlin. Sie ist Historikerin und Sportwissenschaftlerin, ihre Forschungsschwerpunkte sind die Geschichte des Nationalsozialismus, die Geschichte der Gewalt, Körper- und Sexualitätsgeschichte und queere Geschichtsschreibung.

 

(J.B.: Jutta Braun|V.S.: Veronika Springmann)

 

Vom Betrieb ins Gericht

Fingerfertig, fleißig, folgsam – so wurden die ‚Gastarbeiterinnen‘ aus Südeuropa in den 1960er und 1970er Jahren in bundesdeutschen Medien charakterisiert und von westdeutschen Unternehmen geschätzt. Im Rahmen der staatlich regulierten Arbeitsmigration wurden die Frauen gezielt und in großer Zahl für feinmotorisch geprägte Arbeitsplätze in der bundesdeutschen Industrie angeworben.

„Think Clitoris“!

New York zu Beginn der 1970er Jahre. Die US-Amerikanerin Shere Hite hat gerade die Graduate School zum Thema „History of Western Thought“ an der Columbia University geschmissen, ihren Job als Model an den Nagel gehängt und fährt mit ihrem Freund auf dessen Motorrad durch die Stadt. Die langen Haare flattern im Wind. Hite ist gerade dabei, Fragebögen an alle Frauen des Landes zu verschicken, die daran interessiert sind, detaillierte Fragen über ihre Sexualität und Lust zu beantworten. Klingt wie im Film, hat sich aber sehr wahrscheinlich so abgespielt.

Die ZDF-Serie „Unser Walter“ aus dem Jahr 1974 offenbart gesellschaftliche Vorurteile und Missstände

Es ist mir eine besondere Freude den diesjährigen Gewinner des „Zeitgeschichte digital“-Preises in der Kategorie „Wissenschaft“ vorzustellen. Raphael Rössels hervorragender Aufsatz „Das muss ertragen werden“. Die Serie „Unser Walter“ (ZDF 1974) und die Familiarisierung von Behinderung ist im Jahr 2022 in den Zeithistorischen Forschungen erschienen.

Die Zukunft der DDR im Jahr 1985

Die Meistererzählung zum Zusammenbruch der DDR bleibt auch nach 30 Jahren umkämpft. Unzweifelhaft spielten wirtschaftliche Kalamitäten, ebenso wie die Lage in der Sowjetunion, aber auch in Polen, eine Rolle. 2019 kam es zwischen Detlef Pollack und Ilko-Sascha Kowalczuk zu einer heftig ausgefochtenen öffentlichen Debatte um die Frage in welchem Verhältnis die breitere DDR-Bevölkerung zur politischen Oppositionsbewegung stand

Hochschule in (Tarif-) Bewegung

Im Jahr 2018 hat sich eine bundesweite Initiative TVStud (Tarifvertrag für studentische Beschäftigte) gegründet, die sich für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen von studentischen Hilfskräften und Tutor*innen einsetzt. Aufgrund der prekären Anstellungsverhältnisse, wie es Kurzzeitverträge mit sich bringen, fordert die Initiative einen Tarifvertrag, den es bisher nur in Berlin für studentische Beschäftigte gibt. In diesem Herbst ruft die Bewegung zu einer weiteren Aktionsreihe auf.