Erinnerung im Niemandsland
Der Kurzfilm „Deine Straße“ besucht einen Gedenkort für Opfer rechten Terrors in der Bundesrepublik
Saime Genç hat eine Straße. 556 Meter lang, 6,6 Meter breit.
Seit 1998 – Saime wäre zehn geworden – trägt der Saime-Genç-Ring in Bonn-Dransdorf ihren Namen: Eine neugebaute Straße in einem dezentral gelegenen Industriegebiet.
Lokale Aktivist:innen des Bonner Integrationsrates engagierten sich in den 1990er Jahren für die Straßenbenennung, die an den rassistischen Brandanschlag von Solingen erinnert. 66,7 Kilometer – die Distanz zwischen Tat- und Erinnerungsort.
TINA
Die unvollendete Befreiung einer Pop-Ikone
Die ersten Bilder sind zwar kaum überraschend, aber auch ikonisch: Eine schwarze Frau fortgeschrittenen Alters singt und schreit mit kraftvoller Stimme und vollführt charakteristische Moves, die das ebenso verschwitzte Publikum in Ekstase versetzen. Kurz darauf hören wir aus dem Off melancholische Klaviermusik und die eben noch unerschütterlich wirkende Tina Turner: „It wasn't a good life.“
Wenn Heimat Angst macht
„Gewalt der Vereinigung“ in biografischen Erzählungen
„Mit Angst, Hass und entgrenzter Gewalt – und nicht mit Sektflaschen begann die Deutsche Einheit für Linke, Deutsche mit Migrationshintergrund, Ausländerinnen und Ausländer in vielen ostdeutschen Städten“, kommentierte unlängst Christian Bangel den 3. Oktober 2020 in DIE ZEIT. „Das war nicht nur ein schlechter Start der Deutschen Einheit.
Letzte Erinnerungen
Porträts ehemaliger Häftlinge des Kriegsgefangenenlagers Sandbostel
Am Tag der Befreiung, der sich dieses Jahr am 8. Mai zum 76. Mal jährt, stehen nicht zuletzt Geschichten der Überlebenden des NS-Regimes im Mittelpunkt der Erinnerungskultur.
Aus diesem Grund veröffentlicht die Redaktion von zeitgeschichte|online das Dossier "Letzte Erinnerungen", das im Jahr 2015 erstmals auf unserer Website erschien.
„...immerhin hat dieser Nationalstaat die tiefsten Brüche und 150 Jahre überlebt.“
Ein Interview mit dem Historiker Jürgen Kocka über das „weite Feld“ des deutschen Kaiserreichs und Preußens
Er ist einer der bedeutendsten Sozialhistoriker in Deutschland. Jürgen Kocka (Jg. 1941) beeinflusste die Geschichtswissenschaft seit den 1970er-Jahren maßgeblich und gilt zusammen mit Hans-Ulrich Wehler (1931-2014) als Begründer der „Bielefelder Schule“, die für eine Historische Sozialwissenschaft eintrat. Mit gerade 32 Jahren war Kocka 1973 an die nur wenige Jahre zuvor gegründete (Reform-)Universität Bielefeld berufen worden.
Ein fotografischer Blick hinter die Kulissen des Films
Interview mit Julia Riedel, Archivarin im Fotoarchiv der Deutschen Kinemathek
Julia Riedel arbeitet in der fotografischen Sammlung der Deutschen Kinemathek. Sie betreut die Archive von Fotograf*innen wie Horst von Harbou, Heinz Köster oder Erika Rabau. Daneben arbeitet sie mit einer ständig wachsenden Sammlung von circa 500.000 Stand- und Werkfotos, 100.000 Personenfotos und 50.000 Fotos zur Kino- und Festivalgeschichte.
An impossible encounter with the past
Interview with French director Christophe Cognet about the need to represent the camps from the inside
In some of the NS concentration camps, inmates were able to take clandestine pictures from the spring of 1943 until the autumn of 1944. Although they were risking their lives by doing so, prisoners in concentration and extermination camps took photographs and even managed to smuggle canisters of film beyond the camp gates. Yet their hopes of galvanising the Global public into action would remain unfulfilled.
Ping Pong in der Mitte Berlins
Imperialer Glanz und koloniales Elend
Zur Bonn-Nostalgie Westdeutschlands gehörte die Anhänglichkeit an das Provisorium der Nachkriegszeit, verbunden mit der Absage an staatliche Symbole und internationale politische Verantwortung. Nach dem Umzug nach Berlin kam die Prussifizierung der deutschen Nation. Sie fand ihr Sinnbild in der Rekonstruktion des Schlosses in der Hauptstadt. Von 2013 bis 2020 konnten sich die Berliner allmählich auf die neue Kulisse einstellen. Zuvor, von 2006-2008 konnte man sich vom Palast der Republik verabschieden.
Am Ende eines „Ausnahme-Jahres“
Die Kolleg*innen der Redaktion stellen ihre Lieblingsbeiträge des Jahres 2020 vor
„Hoffnungslosigkeit ist eine Extravaganz, die man sich nicht leisten kann, wenn es wirklich schlecht steht“, schrieb der Journalist und Autor Heribert Prantl im Jahr 2017.[1] Zwei Jahre später und um die Erfahrung einer weltweit wütenden Pandemie „reicher“, taugt dieser Satz hervorragend als Geleitwort zum Jahresende 2020.
Revolution ohne Romantik gibt es nicht, oder: Wer hat hier eigentlich mehr Angst?
Fragen an Melanie Arndt zur Situation in Belarus
z|o: Frau Arndt, zunächst eine Frage zur Landesbezeichnung: Immer wieder hören wir von Belarus, manchmal aber von Weißrussland. Wie müssten wir das Land korrekt bezeichnen?