Wissenschaft heißt, Unsicherheit erzeugen, nicht Bekanntes zu reproduzieren…
Ein Interview mit Andreas Fickers, Direktor des Centre for Contemporary and Digital History (C2DH) in Luxemburg
Seit 2016 ist Andreas Fickers Direktor des Luxemburg Centre for Contemporary and Digital History (C2DH) an dessen Konzeption, Aufbau und Organisation er maßgeblich beteiligt war.
Authentizität und Illusion
Natural Light/Természetes fény: (k)ein Kriegsfilm
„Természetes fény/Natural Light“ ist ein Film über Krieg, doch der erste und für lange Zeit einzige Schuss löst sich aus einem Fotoapparat. Die fotografische Inszenierung des Kriegsalltags ringt im Film mit dem titelgebenden natürlichen Licht, das sowohl die wichtigste Grundmetapher als auch das herausragende Stilelement des Films ist. Denn auf künstliche Beleuchtung verzichtet Regisseur Denés Nagy in seinem mit dem silbernen Bären prämiertem Langspielfilmdebüt. Das Ergebnis ist der optisch wohl beeindruckendste Film des diesjährigen Berlinale-Wettbewerbs.
Die Grenzen des Bildes
Sergei Loznitsas Babi Yar. Context und das visuelle Gedächtnis der Shoah
In seinem beim Filmfestival in Cannes ausgezeichneten Film für das ukrainische Babyn Yar Holocaust Memorial Center hat Regisseur Sergei Loznitsa zahlreiche Filmarchive durchgesehen, um die Ereignisse vor und nach dem Massaker von 1941 zu rekonstruieren.
Bilanz eines Versuchs
Die Preußen-Ausstellung von 1981, das nationalsozialistische Erbe und die „Topographie des Terrors“
Kaum eine Ausstellung hat eine derartige Aufmerksamkeit auf sich gelenkt wie diese. In der Zeitgeschichtsforschung ist die durch sie und mit ihr herbeigeführte epochale Zäsur unbestritten. Im Jahr 1981 bildete die Ausstellung „Preußen – Versuch einer Bilanz“ den Höhepunkt einer regelrechten „Preußenwelle“. Bereits gegen Ende der 1970er Jahre war ein gestiegenes Interesse der Öffentlichkeit an „deutscher“ Geschichte festzustellen.[1]
Nächster Halt: DDR
Das TV-Drama "3 ½ Stunden" verspricht einen „frischen Blick“ auf den 13. August 1961
Kein historisches Jubiläum ohne „Event“-Movie: Zum 60. Jahrestag des Mauerbaus präsentiert die ARD mit „3 ½ Stunden“ ein TV-Drama, das einen „frischen Blick“ auf die Ereignisse rund um den Mauerbau verspricht. Eine neue Perspektive bräuchte es in der Tat, denn die Mauer in Berlin und die innerdeutsche Grenze wurden in Spielfilmen und Dokumentationen bereits so häufig aufgegriffen, dass man ohne zu übertreiben meinen könnte, sämtliche Fluchtversuche, die jemals stattgefunden haben, wurden bereits verfilmt, die besonders dramatischen sogar mehrfach.
Ein Lobgesang auf die Bundesrepublik… oder:
Warum das Haus der Geschichte in Bonn nicht reformierbar ist
Mehr als 13 Millionen Menschen haben die Dauerausstellung „Unsere Geschichte. Deutschland seit 1945“ im Haus der Geschichte der Bundesrepublik in Bonn (HdG) seit seiner Eröffnung im Jahr 1994 gesehen; es gehört damit zu den meistbesuchten Museen in Deutschland.[1] Der Besuch kostet keinen Eintritt; das Museum ist somit besonders zugänglich.
„Their future is uncertain“
Interview with director Igor Drljača about Bosnia's young generation in "The White Fortress/Tabija"
Faruk and Mona, the main characters in "The White Fortress/Tabija", live in Sarajevo, Bosnia. The young protagonists fall in love with each other and the audience gets a glimpse into their (different) lives and especially into what keeps them busy: How they deal with the hopelessness that prevails in the country, even more so after the post-Cold War period.
Augenblicke aus den Lagern
Häftlingsfotografien aus NS-Konzentrations- und Vernichtungslagern als Quelle des dokumentarischen Erinnerungsfilms
Bruchstücke der Vergangenheit
Laut prasselt der Regen über eine grüne Wiesenlandschaft. Regentropfen fallen auf die Blätter von Birken, die am Rand einer mit Gras bewachsenen Wiese im Wind wippen. In der Nähe der Birken hat sich Wasser in einer Vertiefung in der Erde gesammelt. Viele Regentropfen brechen die Wasseroberfläche dieses kleinen Tümpels. Rhythmisch fällt der Regen, Tropfen für Tropfen.
Zeitzeugen als Stilmittel
Ein Gespräch mit Filmemacher Salar Ghazi über DDR-Tanzgeschichten in Grautönen
Im Januar 1988 feiert Birgit Scherzers „Keith“ einen überragenden Erfolg an der Komischen Oper in Berlin. Für die junge Choreografin ist das Tanzstück der Durchbruch. Sieben Tänzer:innen treten in „Keith“ auf. Die meisten stammen aus „einfachen“ Verhältnissen und sind vom Staat zu Leistungsträgern ausgebildet worden. Als künstlerische Elite, deren Licht weit strahlt und die ein Aushängeschild für die DDR ist, dürfen sie in den Westen reisen. Ihre Familien in der DDR sind das Faustpfand.
Die große Lüge
Olga Lucovnicova gewinnt mit ihrem Dokumentarfilm „Nanu Tudor“ (My Uncle Tudor) den goldenen Bären der Berlinale- Shorts
Wir sehen Bilder einer perfekten Idylle. Vogelzwitschern, viel Natur, eine Datsche im Grünen. Frauen in bunten Kittelschürzen entsteinen Kirschen, kochen, beten, arbeiten im Garten. Die jüngere der Frauen, es ist die Mutter der Regisseurin, erklärt: es mag schön sein in Spanien oder am weiten Meer... vielleicht..., doch nichts geht über das unermessliche Grün und die Schönheit der moldawischen Natur. Angesichts der Bilder denkt man unwillkürlich an ein Konsumangebot für die Mittelschicht: "Es gibt sie noch, die schönen Dinge".