Rebecca Wegmann

Augenblicke aus den Lagern

Häftlingsfotografien aus NS-Konzentrations- und Vernichtungslagern als Quelle des dokumentarischen Erinnerungsfilms

Bruchstücke der Vergangenheit

Laut prasselt der Regen über eine grüne Wiesenlandschaft. Regentropfen fallen auf die Blätter von Birken, die am Rand einer mit Gras bewachsenen Wiese im Wind wippen. In der Nähe der Birken hat sich Wasser in einer Vertiefung in der Erde gesammelt. Viele Regentropfen brechen die  Wasseroberfläche dieses kleinen Tümpels. Rhythmisch fällt der Regen, Tropfen für Tropfen.

Sarah Mayr

Letzte Erinnerungen

Porträts ehemaliger Häftlinge des Kriegsgefangenenlagers Sandbostel

Am Tag der Befreiung, der sich dieses Jahr am 8. Mai zum 76. Mal jährt, stehen nicht zuletzt Geschichten der Überlebenden des NS-Regimes im Mittelpunkt der Erinnerungskultur.
Aus diesem Grund veröffentlicht die Redaktion von 
zeitgeschichte|online das Dossier "Letzte Erinnerungen", das im Jahr 2015 erstmals auf unserer Website erschien.

Dominik Rigoll, Nikolai Okunew

Lästern über Luxemburg ...

oder wie ungenau darf Public History sein?

Am 5. Januar 2021 erschien auf welt.de ein Artikel von Sven-Felix Kellerhoff über Rosa Luxemburg: „Sie wollte den Bürgerkrieg in Deutschland – um jeden Preis“.[1] Trotz seiner extrem kurzen Lesedauer – die Welt veranschlagt drei Minuten – enthält der Text so viele Fehler und Ungenauigkeiten, dass wir unserem Ärger darüber Ausdruck verleihen möchten. Fehler zu machen ist menschlich und parteilich zu sein kein Problem, aber wer die historische Realität so dermaßen verdreht, erweist der Public History keinen Dienst.

 

Yves Müller

Preußen und das Kaiserreich im Gedächtnis

Zur Erinnerungs- und Rezeptionsgeschichte der Hohenzollernmonarchie

Die Auslagen der Buchhandlungen zeugen davon: es ist Kaiserreich-Jahr. Umstritten war das Erbe der deutschen Monarchie stets – und so scheiden sich auch dieser Tage die Geister. Wieviel Preußen, wieviel Bismarck, wieviel „Sonderweg“ steckte in diesem Deutschland? Aber auch: Wieviel Innovation und transnationaler Austausch, wieviel Teilhabe und Fortschritt? Während Eckart Conze die Schatten des Kaiserreichs beleuchtet und Christoph Jahr betont, Wie Preußen Deutschland erzwang (so der Untertitel seines Buches), fokussiert Jens Jäger Das vernetzte Kaiserreich.

Rebecca Wegmann

An impossible encounter with the past

Interview with French director Christophe Cognet about the need to represent the camps from the inside

In some of the NS concentration camps, inmates were able to take clandestine pictures from the spring of 1943 until the autumn of 1944. Although they were risking their lives by doing so, prisoners in concentration and extermination camps took photographs and even managed to smuggle canisters of film beyond the camp gates. Yet their hopes of galvanising the Global public into action would remain unfulfilled.

Simona Slanicka, Katrin Stoll

Der Kniefall in Warschau

Wider die Macht der Verdrängung

Am 5. Dezember 2020 lief auf 3sat ein halbstündiger Dokumentarfilm von Andrzej Klamt unter dem Titel „Kniefall von Warschau – Die Macht der Erinnerung”. Im bunten Strauß der Jahrestage wurde dieser 50ste herausgepflückt, und weil der Kontext von 1970 ein ganz anderer war, beleuchtet der Film unfreiwillig, in welche Schieflagen uns die angejahrte Erinnerungskultur gebracht hat.

Jean-Pierre Félix-Eyoum, Florian Wagner

Das verdrängte Politikum

(Post-)Koloniale Migration nach Deutschland

Im 20. Jahrhundert fanden es die Deutschen kaum verwunderlich, dass es wenig Zuwanderung aus den (ehemaligen) Kolonien gab.[1] Aus Politik, Gesellschaft und Wissenschaft kam niemand auf die Idee, überhaupt die Frage nach (post-)kolonialer Einwanderung zu stellen. Die ausbleibende Verwunderung lässt sich durch die Selbstverständlichkeit erklären, mit der man annahm, Weiß-Sein sei eine Bedingung für Deutschsein und die deutsche Nation „kein Einwanderungsland” (Zitat Helmut Kohl, 1992).

Manuela Bauche

Sehnsüchte nach genetischer Eindeutigkeit

Das Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik (1927–1945) und sein Erbe

Ab 2016 wurden in der Bundesrepublik Forderungen von Politiker:innen laut, in der Strafverfolgung erweiterte DNA-Analysen zuzulassen. Würden an einem Tatort DNA-Spuren gefunden, sollten diese nicht mehr allein genutzt werden dürfen, um zu überprüfen, ob sie mit einem Eintrag in der DNA-Datenbank des BKA übereinstimmen oder um das chromosomale Geschlecht der Person zu bestimmen. Durch das neue Verfahren sollten auch Erkenntnisse über die „biogeographische Herkunft“ und über die Augen-, Haar- und Hautfarbe der unbekannten Person (sogenannte „Phänotypisierung“) gewonnen werden können.

Sarah Schulz

Politische Wissenschaft als politisches Handeln

Analysen rechten Terrors bei Emil Julius Gumbel, Ernst Fraenkel und Franz L. Neumann

„Wie sich die Spannungen lösen lassen, hängt letztlich von uns selbst ab“, schreibt der Rechts- und Politikwissenschaftler Ernst Fraenkel in seinem Buch Der Doppelstaat, das 1941 im US-Exil erschien.[1] Das Buch war eine der ersten Analysen des nationalsozialistischen Regimes und ist das bekannteste Werk Fraenkels.

Kristina Meyer

Historisierung einer Ikone

Willy Brandts Kniefall in Warschau vor 50 Jahren

Am 7. Dezember 2020 jährt sich der Kniefall Willy Brandts vor dem Denkmal für den Aufstand im Warschauer Ghetto zum fünfzigsten Mal. Zu Recht gilt er als bedeutendste Geste eines bundesdeutschen Politikers der Nachkriegszeit; seit zwanzig Jahren wird ihm auf dem nun nach Brandt benannten Platz am Ort des einstigen Ghettos sogar mit einem eigenen Denkmal gedacht.