Kommentar

Alle Beiträge zum Schlagwort

Thomas Großmann

Zeithistorische Zeichen

Umberto Eco über die Ursprünge von Faschismus und Antisemitismus

Umberto Eco über die Ursprünge von Faschismus und Antisemitismus * Von Thomas Großmann * April 2016 In der Nacht vom 19. auf den 20. Februar 2016 starb der italienische Philosoph, Sprach- und Literaturwissenschaftler, Essayist und Schriftsteller Umberto Eco im Alter von 84 Jahren. Weltweit bekannt wurde Eco als Autor vor allem seines ersten Romans Der Name der Rose, der von Jean-Jaques Annaud als Mittelalterkrimi für das Kino in Szene gesetzt wurde. Umberto Ecos Werk umfasst jedoch viel mehr als sein bekanntester Roman. Sein wissenschaftliches, literarisches und publizistisches Oeuvre ist so umfangreich, vielfältig und vielschichtig, dass sich jede Einengung auf ein Thema von vornherein verbietet. Gerade für die Zeitgeschichte finden sich in Ecos Werk wichtige Anregungen, lesens- und bemerkenswerte Texte, Handlungsstränge und Passagen, die Ecos Interesse an der italienischen und europäischen Zeitgeschichte zeigen.

Christopher Neumaier

Von Affen, Menschen und anderen Kontroversen um Dieselabgase

Unterschiedliche Bewertungsmaßstäbe in Deutschland und den USA

Zehn Affen haben die Abgase eines mit „Clean Diesel“-Technologie ausgestatteten Volkswagen Beetle eingeatmet, berichteten Medien und lösten damit einen empörten öffentlichen Aufschrei aus. In der Folge distanzierten sich von diesem Tierversuch nicht nur Umweltschützer und Wissenschaftler, sondern auch Politiker und Vertreter der deutschen Automobilproduzenten Volkswagen, BMW und Daimler.

Florian Peters

Von totalitären Schäferhunden und libertären Mauerkaninchen

Alles von Relevanz? Ein Beitrag über zweifelhafte wissenschaftliche Standards und die angezogene Handbremse in der akademischen Debattenkultur

Alles von Relevanz? Ein Beitrag über zweifelhafte wissenschaftliche Standards und die angezogene Handbremse in der akademischen Debattenkultur * Von Florian Peters * Februar 2016 Der Aufsatz der 26-jährigen Doktorandin versprach viel: Nicht weniger als „die zentrale Bedeutung der Human-Animal Studies für die neuere Totalitarismusforschung“ wollte „Christiane Schulte“ in ihrem „Beitrag zur Gewaltgeschichte des Jahrhunderts der Extreme“ unter Beweis stellen, der im Dezember 2015 in „Totalitarismus und Demokratie“ erschien, der Hauszeitschrift des Dresdner Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung.[1] Entsprechend steil waren die Thesen des Beitrags, der um die Frage „Waren deutsche Hunde […] immer schon deutsche Täter?“ kreiste und unter anderem mit der Behauptung aufwartete, direkte Nachfahren von Wachhunden aus den Konzentrationslagern Buchenwald und Sachsenhausen seien nach Kriegsende in den dortigen sowjetischen Speziallagern und sogar bei den DDR-Grenztruppen an der innerdeutschen Grenze eingesetzt worden. Das Problem: Sowohl die empirischen Belege für diese vermeintliche „Gewalttradition“, die „beide totalitären Diktaturen des 20. Jahrhunderts verband“, als auch die Identität der Doktorandin selbst waren offenbar frei erfunden.

Christoph Plath

Die Toten der Anderen

Ein Kommentar zu den Anschlägen von Paris und Beirut

Jan C. Behrends

Chronistin des Leidens

Der Nobelpreis für Swetlana Alexijewitsch in zeithistorischer Perspektive

«Я всегда хочу понять, сколько человека в человеке. И как этого человека в человеке защитить»*

Christopher Neumaier

„Aber ein schöner Motor ist der Diesel trotzdem...“

Mit diesen Worten verteidigte der Ingenieur und Dieselmotorenentwickler bei Mercedes-Benz, Manfred Fortnagel, im Jahr 1991 „den Diesel vor ungerechtfertigten Angriffen“.[1] Ähnlich hatte schon 1986 der Leiter der Motoren- und Getriebeentwicklung bei Volkswagen, Peter Hofbauer, argumentiert und die Tugenden des „erfreulich schadstoffarm[en]“ Diesels angepriesen, der es zudem aufgrund seines im Vergleich zum Benzin-Auto geringeren Kraftstoffverbrauchs ermögliche, den CO2-Ausstoß zu senken und damit die Klimaerwärmung aufzuhalten.

Hans-Lukas Kieser

Aus Anlass der Beratungen des Bundestages am 2. Juni 2016:

Deutschland und der Völkermord an den Armeniern von 1915

Am Holocaust-Gedenktag im Januar 2015 begann der israelische Staatspräsident Reuven Rivlin seine Rede vor der UN-Vollversammlung mit Ausführungen zum Mord an den Armeniern vor 100 Jahren.[1] Der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck ging im April einen Schritt weiter: Er nannte die Verbrechen an den Armeniern einen Genozid und nahm Bezug auf alle osmanischen Christen Kleinasiens und Mesopotamiens, die von genozidärer Gewalt in Mitleidenschaft gezogen worden waren.

Philipp Marti

Der Fall Reinefarth, 1944-2014

Heinz Reinefarth und der Warschauer Aufstand. Aufarbeitung und erinnerungskulturelle Verschiebungen in Schleswig-Holstein

Informationen zum Foto: 
Reinefarth war als Leiter der Waffen-SS und der Polizei verantwortlich für die Massaker der SS an der polnischen Zivilbevölkerung im Verlauf des Warschauer Aufstandes. In Polen wurde er der „Schlächter von Wola“ genannt. Auf dem Foto ist er mit Jakub Bondarenko, dem Kommandeur des III. Kuban-Kosakenregiments während des Warschauer Aufstandes in der Nähe der Wolska-Straße zu sehen.

Ulf Brunnbauer

Aufrechnungen von Frustrationen

Griechische Reparationsforderungen an Deutschland vor dem Hintergrund der Schuldenkrise

 

Christoph Plath

Das Floß der Medusa

Ein Beitrag zur deutschen Debatte über das Referendum in Griechenland

Das Floß der Medusa. Eine treffendere Vorlage für seine Karikatur zu den Verhandlungen zwischen der Eurogruppe und Griechenland hätte der englische Zeichner und Autor Martin Rowson nicht wählen können.[1] Das heute weltberühmte Gemälde von Théodore Géricault sorgte bei seiner Veröffentlichung auf dem Pariser Salon von 1819 für einen handfesten Skandal, denn es thematisierte eine von der französischen Öffentlichkeit verdrängte Katastrophe.