Die Vielfalt des Erinnerns
Warum wir die russische Erinnerung an den Krieg brauchen
Die russische Gesellschaft hat bisher kein einheitliches Geschichtsbild entworfen, auch kein ‚postsowjetisch verordnetes Geschichtsbild‘, wie Hans Mommsen titelte.[1]
Vor allem die russische Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg war und bleibt heterogen.
Russlands geschichtspolitischer Sonderweg
Der „Große Vaterländische Krieg“ und die Feiern am 9. Mai 2015
Die Debatte um die Teilnahme der Bundeskanzlerin an den Feierlichkeiten am 9. Mai in Moskau und die Aufregung um den vereitelten Triumphzug der Rockergruppe „Nachtwölfe“ nach Berlin haben die öffentliche Aufmerksamkeit auf das russische Gedenken an den „Großen Vaterländischen Krieg“ gelenkt.
Nachkriegskinder
Eine Interviewreihe anlässlich des 70. Jahrestages der Befreiung von Nationalsozialismus und Krieg
Krieg ist Gegenwart. Dazu gehören europäische Auslandseinsätze in Mali oder dem Kosovo ebenso wie Bürgerkriege in Zentralafrika, Syrien oder der Nah-Ost-Konflikt. Wenn in den Medien die Opfer der Bürgerkriege gezählt und Versorgungsnotstände beklagt werden, wenn Kriegsflüchtlinge im Mittelmeer sterben, dann bleibt uns das trotz aller Live-Berichte und Visualisierungen fern.
Utopien und Bildungsexperimente in der Tschechoslowakei der 1950er Jahre
Zatajené dopisy (Geheimgehaltene Briefe) ein tschechischer Dokumentarfilm von Tomáš Kudrna
Ein Dokumentarfilm aus dem Jahre 2015, der sich mit einer speziell für Romakinder eingerichteten Schule befasst, die in der stalinistischen Tschechoslowakei das Ziel verfolgte, „Zigeuner“ zu „zivilisieren und zu kultivieren“, weckt bei dem historisch und postkolonial vorgebildeten Zuschauer relativ präzise Erwartungen. Die Schlagworte „Experiment“ und „Utopie“ verstärken diese Erwartungen zusätzlich, ebenso wie der Titel „Zatajené dopisy“ (Geheimgehaltene Briefe).
„Herojam kawa“?
70 Jahre nach Kriegsende sucht die Ukraine nach einer neuen Geschichtskultur
Wenn Europa in den kommenden Wochen des 70. Jahrestags des Endes des Zweiten Weltkriegs gedenkt, wird dies aufs Neue die geschichtskulturelle Ost-West-Spaltung des Kontinents demonstrieren. Während in Mittel- und Westeuropa am 8. Mai an die Befreiung vom Nationalsozialismus erinnert wird, feiert Russland am 9. Mai mit einer großen Militärparade in Moskau seinen Sieg im „Großen Vaterländischen Krieg“.
Vor 75 Jahren: Die Polen-Erlasse
Ein zentrales Instrument nationalsozialistischer Ausgrenzungs- und Ausbeutungspolitik
Am 8. März 1940 gab das Reichssicherheitshauptamt die sogenannten Polen-Erlasse heraus. Dieses rassistische Sonderrecht diskriminierte fast drei Millionen polnische Zwangsarbeiter und führte mit dem P-Abzeichen erstmals eine stigmatisierende Kennzeichnungspflicht im Deutschen Reich ein; 1941 folgte der Judenstern, 1942 das OST-Abzeichen. Heute ist dieses zentrale Instrument nationalsozialistischer Ausgrenzungs- und Ausbeutungspolitik weithin vergessen; in der auf Gedenktage fixierten Erinnerungskultur fand der 75. Jahrestag der Polen-Erlasse im März 2015 wenig Beachtung.
Zur väterlichen Nebenrolle degradiert – „Im Labyrinth des Schweigens“
Ein Film über und ohne Fritz Bauer
„Der echte Geist des Sieges“ und „Eine Lüge über den Krieg“*
Das neue Museum der Geschichte des Großen Vaterländischen Krieges in Minsk