Dreißig Jahre Tschernobyl
Zur Aktualität der Reaktorkatastrophe * Von Joachim Radkau * April 2016 Was können wir aus der Geschichte der Atomtechnik für die Energiewende lernen? In langen Gesprächen, die ich gemeinsam mit Lothar Hahn und Klaus Töpfer führte, kristallisierte sich vor allem ein Punkt heraus: In der Frühphase der Atomenergiewirtschaft hatte sich ungeachtet aller Differenzen eine Community an Fachleuten herausgebildet. Sie alle kannten einander und trafen sich auf den Fachkonferenzen der Welt. Sie spielten, wenn es darauf ankam, einander die Bälle zu. Diese Community war entscheidend für den Aufstieg der Atomkraft, ungeachtet aller von Anfang an herrschenden Bedenken. Eine solche Community gibt es als Basis für die Energiewende bislang kaum. Stattdessen ertönt unendlich viel Polemik und es herrschen oft destruktive Kritikformen. Soweit ich es beurteilen kann, sind die Vorkämpfer der Energiewende derzeit in viele unterschiedliche Szenen aufgesplittert: in Anhänger der Windkraft und der Solartechnik, der zentralen und der dezentralen Energieerzeugung, der Förderung energiesparender Technologien, und schließlich der Bioenergie und Geothermie. Hier fehlt die Kommunikation zwischen den VertreterInnen der verschiedenen Konzepte, eine konstruktive Kritik und nicht zuletzt Solidarität untereinander. Das ist eine Herausforderung, der sich die junge Generation stellen sollte.
Die zentralen deutschen Behörden und der Nationalsozialismus
Auszug aus der Studie * Von Christian Mentel und Niels Weise * Februar 2016 Mit der im Februar 2016 veröffentlichten, von Frank Bösch, Martin Sabrow und Andreas Wirsching herausgegebenen Studie „Die zentralen deutschen Behörden und der Nationalsozialismus - Stand und Perspektiven der Forschung“ entsprechen das Institut für Zeitgeschichte München – Berlin (IfZ) und das Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF) der Bitte der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), in einer Bestandsaufnahme den aktuellen Forschungsstand und den bestehenden Forschungsbedarf zur Aufarbeitung der frühen Nachkriegsgeschichte von Bundesministerien und Behörden in der Bundesrepublik Deutschland und der Ministerien und Behörden der DDR in Bezug auf die NS-Vergangenheit zu ermitteln. Im Folgenden wird die um umfangreiche Nachweise gekürzte Schlussbetrachtung der hier in vollständiger Fassung abrufbaren Studie, die von Mai bis Oktober 2015 erarbeitet wurde, bereitgestellt.
Für die mutigsten Feiglinge der deutschen Geschichte...
Der Hamburger Gedenkort für Deserteure und andere Opfer der NS-Militärjustiz * Von Claudia Bade * Januar 2016 „Ein Denkmal für die mutigsten Feiglinge der deutschen Geschichte – die Deserteure aus dem Zweiten Weltkrieg“ – mit diesen scheinbar widersprüchlichen Worten umschreibt ein Bericht des „Hamburg-Journals“ im NDR-Fernsehen die Personengruppe, der in Hamburg ein neues Denkmal gewidmet ist. Widersprüchlich deshalb, weil die Deserteure der Wehrmacht tatsächlich jahrzehntelang von der deutschen Gesellschaft als „Feiglinge“ und „Verräter“ wahrgenommen und häufig ganz konkret beschimpft wurden. Im gleichen Atemzug werden diese Deserteure nunmehr als „mutig“ bezeichnet. Die Widersprüchlichkeit der Begriffswahl verdeutlicht also auch den Wandel in der Wahrnehmung der Wehrmachtsdeserteure.
Die Komplexität von Integration
Was wir von der Geschichte der „Gastarbeiter“ lernen können, die von den fünfziger bis in die siebziger Jahre nach Deutschland kamen, erscheint vielen Kommentatoren und Zeitanalysten offensichtlich zu sein: Die Bundesrepublik hat damals total versagt, weil sie an eine Integration der Arbeitsmigranten nicht einmal gedacht hat.
Die Popularisierung und Diffamierung der Hard-Rock-Musik in der Bundesrepublik Deutschland
Am Vorabend des Monsters of Rock-Festivals, den 27. August 1988, kommt es in der Schweinfurter Innenstadt und in der Nähe des Festivalgeländes im beschaulichen Kurort Bad Kissingen auf dem fränkischen Land zu Ausschreitungen durch stark alkoholisierte Festivalteilnehmer. Dies sorgt für negative Schlagzeilen, wobei die Berichterstattungen stark polarisieren. Zugleich dokumentieren die Besucherzahlen, die ungebrochene Beliebtheit von Rockfestivals sowohl bei den jüngeren als auch bei den älteren Teilnehmern.
Radau im Plattenbau
Das Bruce-Springsteen-Konzert am 19. Juli 1988 in Berlin-Weißensee auf der Treptower Insel war eine der größten Musikveranstaltungen der DDR-Musikgeschichte. Mit 160.000 Zuschauern stellte es einen Besucherrekord auf. Dass ein amerikanischer Künstler überhaupt in der DDR spielen durfte und dabei die Massen zu begeistern wusste, erklärt sich jedoch nicht ohne Weiteres. Erst eine Vielzahl von Faktoren ließ diese Veranstaltung Wirklichkeit werden.
Vom „Teufel Alkohol“ in der DDR
Westdeutschland 1988 – Opium für’s Volk
„Die Straßen sind überschwemmt von Drogen. Es gibt sie gegen Depressionen und gegen Schmerzen. Wir haben sie alle genommen. Wir hätten sogar Vitamin C gespritzt, wenn’s verboten gewesen wär.“
Trainspotting, 1996