Große Geschichten, kleine Leute
Auf dem Schrottplatz der Geschichte arbeitet und philosophiert eine illustre Gesellschaft: Ein ehemaliger Staatsanwalt, ein abgesetzter Bibliotheksdirektor, ein Professor und der „Milchmann“ als Vertreter der von den seit 1948 allein regierenden Kommunisten entmachteten Unternehmerklasse. Die zentralen Figuren von Jiří Menzels Film „Lerchen am Faden“ (Skřivánci na niti, 1969) sind aber der junge Arbeiter Pavel und Jitka aus der Strafbrigade der Frauen, zwischen denen sich eine zarte Liebe entwickelt.
Iran, Exil und Diaspora in der jüngeren Zeitgeschichte
Wissenschaftliche Beiträge, Monographien und Sachbücher
Judith Albrecht: In and out of Iran. Die transnationale Verhandlung weiblicher iranischer Identitäten, Berlin 2014.
Pouya Alimagham: Contesting the Iranian Revolution. The Green Uprisings. Cambridge 2020.
Heinz D. Bogner: Iran. Eine Revolution Und Ihr Selbstverständnis. In: Edition Historica - Aktuell. Puchheim 1983.
Frank Bösch: Zeitenwende 1979. Als die Welt von heute begann, München 2019.
Ein Fenster für den Augenblick*
„Es ist ein Teil des menschlichen Daseins: Ohne Erinnerungen ist man ein Nichts, aber wenn man nur in Erinnerungen leben will, ist man auch ein Nichts. Man muss die Balance zwischen den Sachen, die man gesehen hat, halten für das jetzige Leben.“ N.
Ein Fenster zum Hören*
Was hat deine Geschichte mit meiner zu tun?
Zu keinem Zeitpunkt bleibt ein Ort gleich, weder in seiner physischen Beschaffenheit noch in seiner sozialen und persönlichen Bedeutung. Jeder Ort besteht aus und in unendlichen Zeitschichten.
Räume voller Erinnerungen
Im Jahr 2006 eröffnet, bietet das DDR-Geschichtsmuseum im Dokumentationszentrum in der brandenburgischen Kleinstadt Perleberg eine Fülle an Anschauungsmaterial aus und über das Leben in der DDR. Das Pfarrerehepaar Gisela und Hans-Peter Freimark begann bereits in den 1980er-Jahren damit, Objekte zu sammeln, die das politische System aber auch den Alltag der DDR dokumentieren sollen.
Marginalisierung trotz Repräsentation
„Ich möchte versprechen, dass die Solidarność nicht nur Geschichte ist. Die Solidarność ist ebenso ein Leuchtturm für die Republik Polen für die Jahre und Jahrzehnte, die vor uns liegen“[1], definierte der polnische Premierminister Mateusz Morawiecki anlässlich einer Gedenkveranstaltung in Lublin am 26. Juli 2020 die Bedeutung der Gewerkschaft für die polnische Gesellschaft. 40 Jahre nach der Gründung der ersten freien Gewerkschaft Solidarność in Gdańsk stehen nicht nur die historischen Ereignisse, sondern auch einzelne Akteure im Fokus der Erinnerung.
Frauen der Solidarność
Gdańsk, 16. August 1980: Die Belegschaft der „Lenin-Werft” befindet sich seit drei Tagen im Streik. Ausschlaggebend für den Streik ist die Entlassung der Kranführerin und Aktivistin Anna Walentynowicz. Unter den Werftarbeiter*innen ist sie eine hochgeschätzte und bekannte Kollegin, deren Entlassung für viele nicht hinnehmbar ist.
Streitgeschichte, die nicht vergeht
Als die Arbeiter:innen der Danziger Leninwerft am 14. August 1980 als Reaktion auf eine Erhöhung der Fleischpreise ihre Arbeit niederlegten, sah es zunächst danach aus, dass ihr Ausstand ebenso rasch vorbei sein würde wie die Streiks in vielen anderen polnischen Betrieben, deren Belegschaften in den Wochen zuvor gegen die schlechte Wirtschafts- und Versorgungslage protestiert hatten. Die Forderungen der Werftarbeiter:innen wurden von den lokalen Autoritäten nach drei Streiktagen erfüllt, und die Arbeiter:innen waren bereits dabei, das besetzte Werftgelände zu verlassen.
„Never waste a good crisis”
Am 7. März 1965 marschierten über 500 Menschen in einem friedlichen Protestzug über die Edmund Pettis Bridge in Selma, Alabama, im Süden der USA, um für die Durchsetzung des Wahlrechts für schwarze Amerikaner*innen zu demonstrieren. Auf der anderen Seite angelangt, wurden sie von berittener Polizei niedergeknüppelt und mit Tränengas beschossen. Die Polizeigewalt am „Bloody Sunday“ wurde live in die Wohnzimmer des Landes ausgestrahlt und sorgte für Entsetzen. Zwei Wochen später, am 21.