20. Jahrhundert übergreifend

Angsterfahrungen und Täuschungserlebnisse

Der junge Orson Welles (1915-1985), später hochgerühmter Filmregisseur, inszenierte 1938 nach der Vorlage des Science-Fiction-Romans „War of the Worlds“ von Herbert George Wells (1866-1946) ein Hörspiel, das weltweite Bekanntheit erlangen sollte. Der Roman handelt von einer Invasion der Erde durch Marsbewohner, unterstützt von lebensbedrohlichen Kampfmaschinen. Welles verlegte den Ort der Handlung von Großbritannien an die amerikanische Ostküste und inszenierte das Hörspiel als täuschend echte Direktübertragung des Hörfunks – auch, um mit Hilfe dieses Kunstgriffs Aufmerksamkeit zu erregen.

MemoryLab. Die Wiederkehr des Sentimentalen. Fotografie konfrontiert Geschichte

Griechische Tempel, Coca-Cola-Dosen, Lenin, Trabis, Pyramiden, der Taj Mahal, Zigaretten, die Berliner Mauer – die Ikonen unseres kulturhistorischen Gedächtnis fliegen auf einen zu, um in nächster Sekunde zerstört zu werden und auf dem Schutthaufen der Vergangenheit zu landen. Immer wieder zeigt sich ein Engel, der seinen Rücken der Zukunft zuwendet und immerfort vom Lauf der Geschichte weiter in die Gegenwart getrieben wird.

Mit „Anderson“ betrachtet die Regisseurin Annekatrin Hendel eine schillernde Persönlichkeit der DDR-Künstlerszene des Prenzlauer Bergs

Seit einigen Jahren versuchen Dokumentarfilme, die das Ministerium für Staatssicherheit und insbesondere Inoffizielle Mitarbeiter (IM) thematisieren, sich verstärkt den Zuträgern der Geheimpolizei zuzuwenden. Sie wollen die Charaktere in vielen Facetten abbilden, deren Wahrnehmungen hinterfragen und dabei zu neuen und weniger einseitigen Darstellungen gelangen, als es noch in den frühen 1990er Jahren der Fall war.

Von der Lust mit dem System zu spielen

Deutschen Filmen wird gerne vorgeworfen, sie seien kompliziert. Dieser Vorwurf kann Baran bo Odars neuem Film „Who Am I – Kein System ist sicher“ nicht gemacht werden. Im Fokus des Thrillers steht eine Gruppe von jungen Erwachsenen, denen es beim Hacken vor allem um Spaß und Anerkennung geht. Der Plot reproduziert dabei gängige Hackerklischees einer eigentlich viel heterogeneren Szene. Trotz eines manchmal schwachen Handlungsstrangs funktioniert der Film als Thriller: Es gibt spannende Szenen, eine überaus gelungene Bildsprache und schließlich sehr unterhaltsame Momente.

25 Jahre Mauerfall

Die nationalen Befindlichkeiten haben sich nach 1989 radikal gewandelt. Die anfängliche Skepsis gegenüber der Wiedervereinigung ist einer neuen deutschen Leichtigkeit gewichen. Wie aus zwei gegensätzlichen Systemen eine Einheit entstand.


Politischer Ladenhüter

Mogadischu

Am 13. Oktober 1977 wurde die Lufthansa-Maschine Landshut auf dem Flug von Palma de Mallorca nach Frankfurt von vier Palästinensern entführt. Die Maschine erreichte nach Zwischenstopps in Rom, Larnaka (Zypern), Dubai und Aden (Südjemen) am 17. Oktober die somalische Hauptstadt Mogadischu, wo ein Kommando der GSG 9 am 18. Oktober die Geiseln aus der Maschine befreite und dabei drei der vier Entführer erschoss. Souheila Andrawes, die einzige Frau unter den Entführern, überlebte schwer verletzt und saß zunächst eine zweijährige Haftstrafe in Somalia ab.

Die Göttinger Bücherhöhle

Gerhard Steidl ist besessen. Er ist manisch. Süchtig. Und er weiß um seine Sucht: Seine Drogen, so erklärt der Göttinger Verleger, sind „Farbgeruch und Papier“. Deswegen hat sich Steidl in den vergangenen 36 Jahren eine Bücherhöhle erschaffen: Ein verwinkeltes Verlagshaus, das einer Hexenküche gleicht, in der es rattert, rauscht und zischt, in der ein undurchdringliches Chaos herrscht, dessen Ordnung nur der Hexenmeister höchstpersönlich kennt. Steidl und sein Verlag scheinen aus einer anderen, vergangenen, märchenhaften Welt zu stammen.

Das Ende der Ostpolitik

Der russische Einmarsch in die Ukraine hat die Ära der Ostpolitik beendet. Ihr Scheitern ist offensichtlich und dramatisch: Von der Besetzung der Krim, über den von Moskau angestifteten wilden Krieg im Donbass, bis zum Einmarsch regulärer russischer Einheiten reicht die Kette strategischer Triumphe Moskaus, die zugleich Niederlagen der Ukraine, aber auch des Westens und insbesondere Berlins sind. Denn keine andere westliche Regierung pflegt so enge Beziehungen mit Moskau.