20. Jahrhundert übergreifend

Es geht um mehr als Oradour!

Am 10. Juni 1944 ermordete die dritte Kompanie der zweiten SS-Panzerdivision „Das Reich“ 642 Kinder, Frauen und Männer in Oradour-sur-Glane und brannte den kleinen Ort in der Résistance-Region Limousin vollständig nieder. Die wenigen Überlebenden und die Angehörigen der Opfer hielten seither die Erinnerung an das Grauen wach, nicht zuletzt um Geschichtsrevisionisten, die das Massaker an der Zivilbevölkerung zu einer gerechtfertigten Partisanenbekämpfung uminterpretierten, zu widersprechen.

Der inszenierte Alltag

Eine lächelnde, junge Traktoristin, das Lenkrad fest im Griff, den Blick entschlossen nach vorne gerichtet, begegnet uns als Postermotiv seit Ende März häufig in Berlin. Es ist weniger die Landarbeit selbst als ihre Inszenierung, die unsere Aufmerksamkeit auf sich zieht: Die extreme Untersicht der Aufnahme lässt die Figur heroisch wirken, der enge Bildausschnitt verstärkt diese Wirkung. Neben der dramatischen Komposition sind es die Farbkontraste der Fotografie, die uns als Betrachter in den Bann ziehen.

April ist Revolution!

Der portugiesische Estado Novo unter António Salazar und seinem Nachfolger Marcelo Caetano war das langlebigste rechtsautoritäre Regime Europas und wurde nach 41 Jahren am 25. April 1974 durch einen Militärputsch gestürzt. Die Putschisten, etwa 200 junge Offiziere, die sich im Movimento das Forças Armadas (MFA, Bewegung der Streitkräfte) zusammengeschlossen hatten, reagierten mit dem Staatsstreich in erster Linie auf die seit 1961 in Afrika tobenden Kolonialkriege.

Keine Antworten und keine Distanz

Selbstauflösungen sind Zukunftsversprechen. Versprochen wird, dass Gruppen und ihre jeweiligen politischen Mittel, vor allem aber physische Gewalt, keine Rolle mehr spielen werden. Das Versprechen setzt die Kohäsion jener Gruppe voraus, die hinter der Ankündigung steht. Sobald jedoch Minderheiten in der Gruppe nicht mit der Selbstauflösung einverstanden sind, sich nicht der Mehrheitsmeinung unterwerfen und ihre Aktionen fortsetzen, ist die Ankündigung das Papier nicht wert, auf dem sie steht.

Spanien 1936 bis 1939

Die Besetzung Madrids durch franquistische Truppen am 28. März 1939 bildete nach fast drei Jahren erbitterten Kampfes das symbolische Ende des Spanischen Bürgerkriegs. Anders als von den aufständischen Generälen um Francisco Franco erwartet, hatte ihr Militärputsch vom 18. Juli 1936 nur in Teilen Spaniens Erfolg gehabt.

Der Ukrainekonflikt. Einige Bemerkungen aus zeithistorischer Perspektive

Der scheinbar plötzlich ausgebrochene Konflikt zwischen Moskau, Kiew und dem Westen hat eine gewisse Ratlosigkeit verursacht, die zahlreiche Politiker und Kommentatoren dazu veranlasste, sich in historische Analogien zu flüchten. In Deutschland warnten Vertreter der Bundesregierung beständig vor einer „Spaltung Europas“ oder einem „neuen Kalten Krieg“, die USA bezichtigten Moskau der „Großmachtpolitik“ des 19.