Kunst am Bau oder architekturbezogene Kunst? Wie auch immer, jedenfalls ein übersehenes Phänomen
Eigentlich sind sie nicht zu übersehen, die Wandbilder, Wandmosaike, Skulpturen und Reliefs, egal ob wir den Stadtraum im Osten oder im Westen der Republik durchwandern. Und doch übersehen die meisten Stadtspaziergänger*innen in der Eile diese Kunstwerke, die kennzeichnend sind für die architektonischen Nachkriegsmodernen in der Bundesrepublik und der DDR, ja in ganz Europa.
Historisierung einer Ikone
Am 7. Dezember 2020 jährt sich der Kniefall Willy Brandts vor dem Denkmal für den Aufstand im Warschauer Ghetto zum fünfzigsten Mal. Zu Recht gilt er als bedeutendste Geste eines bundesdeutschen Politikers der Nachkriegszeit; seit zwanzig Jahren wird ihm auf dem nun nach Brandt benannten Platz am Ort des einstigen Ghettos sogar mit einem eigenen Denkmal gedacht.
Friedliche Revolution 2.0?
9. Oktober 1989. Als die Besucher*innen des Friedensgebets aus der Leipziger Nikolaikirche strömen, treffen sie auf zehntausende Demonstrant*innen, die bereit sind, ein Zeichen gegen die DDR-Regierung zu setzen. Die Stimmung ist angespannt. Seit Tagen gehen Gerüchte um, dass sich Polizei wie Krankenhäuser auf das Schlimmste vorbereiten. Über den Stadtfunk ertönt der als „Aufruf der Sechs“ berühmt gewordene Appell für Gewaltfreiheit.
SED – Schönes Einheits Design
Kaum war die friedliche Revolution vom Rausch der offenen Grenzen verdrängt und der SED-Slogan „Ich leiste was – ich leiste mir was“ durch ein akutes „Wie leiste ich mir was“ abgelöst, tauchte die flip side der sich durchmischenden Kulturen auf: "SED – Schönes Einheits Design“, das großformatige Buch des Taschen Verlages von 1990[1] prägte wie sonst nur die Architektur des industriellen Wohnungsbaus das Bild der DDR bei einem breiten westlichen Publikum.
Die Erinnerung an den Holocaust in Zeiten von COVID-19
Es waren besondere Jahrestage, die in diesem Frühjahr anstanden. Vor 75 Jahren befreiten Einheiten der alliierten Armeen die Konzentrationslager auf dem damaligen deutschen Reichsgebiet: Sachsenhausen und Ravensbrück, Dachau und Buchenwald, Bergen-Belsen und Neuengamme, Flossenbürg und Mauthausen. Heute befinden sich auf dem Gelände der ehemaligen Lager Gedenkstätten. Wie die ehemaligen Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, Majdanek, Sobibor, Treblinka oder das Ghetto Terezin/Theresienstadt eröffnen die historischen Orte der NS-Verbrechen einen besonderen Zugang zur Vergangenheit.
Mittelerde in Ost(mittel)europa
„Der Herr der Ringe“ von J.R.R. Tolkien ist eines der weltweit am meisten gelesenen und übersetzten Werke, die Romanreihe wurde bisher insgesamt 150 Millionen Mal verkauft. Im Original erschien die Fantasy-Reihe erstmals im Jahr 1954 in englischer Sprache. Die erste deutsche Übersetzung wurde 1969/1970 veröffentlicht. Aber auch in den ehemaligen staatssozialistischen Staaten erfreute sich die Romanreihe großer Popularität, erschien dort allerdings meist nur in der Untergrundzirkulation des Samizdat.
Marginalisierung trotz Repräsentation
„Ich möchte versprechen, dass die Solidarność nicht nur Geschichte ist. Die Solidarność ist ebenso ein Leuchtturm für die Republik Polen für die Jahre und Jahrzehnte, die vor uns liegen“[1], definierte der polnische Premierminister Mateusz Morawiecki anlässlich einer Gedenkveranstaltung in Lublin am 26. Juli 2020 die Bedeutung der Gewerkschaft für die polnische Gesellschaft. 40 Jahre nach der Gründung der ersten freien Gewerkschaft Solidarność in Gdańsk stehen nicht nur die historischen Ereignisse, sondern auch einzelne Akteure im Fokus der Erinnerung.
Frauen der Solidarność
Gdańsk, 16. August 1980: Die Belegschaft der „Lenin-Werft” befindet sich seit drei Tagen im Streik. Ausschlaggebend für den Streik ist die Entlassung der Kranführerin und Aktivistin Anna Walentynowicz. Unter den Werftarbeiter*innen ist sie eine hochgeschätzte und bekannte Kollegin, deren Entlassung für viele nicht hinnehmbar ist.
Streitgeschichte, die nicht vergeht
Als die Arbeiter:innen der Danziger Leninwerft am 14. August 1980 als Reaktion auf eine Erhöhung der Fleischpreise ihre Arbeit niederlegten, sah es zunächst danach aus, dass ihr Ausstand ebenso rasch vorbei sein würde wie die Streiks in vielen anderen polnischen Betrieben, deren Belegschaften in den Wochen zuvor gegen die schlechte Wirtschafts- und Versorgungslage protestiert hatten. Die Forderungen der Werftarbeiter:innen wurden von den lokalen Autoritäten nach drei Streiktagen erfüllt, und die Arbeiter:innen waren bereits dabei, das besetzte Werftgelände zu verlassen.