Zurück im Kino

Auch im ausgehenden zweiten Corona-Jahr müssen Veranstalter:innen noch immer kreativ werden. Allerdings können sie mittlerweile auch auf mehr Erfahrung mit Hygienekonzenpten, digitalen und hybriden Formaten zurückgreifen. Die 64. Ausgabe des Internationalen Leipziger Festivals für Dokumentar- und Animationsfilm fand daher Ende Oktober 2021 zunächst vor Ort in zahlreichen Kinos der sächsischen Großstadt statt. Anschließend war eine Auswahl des diesjährigen Festivalprogramms über einen Zeitraum von zwei Wochen online abrufbar.

zurück

Hinauskatapultiert aus der Weltgeschichte

Es mutet paradox an: Nach 1947, dem Jahr, in dem der Alliierte Kontrollrat den preußischen Staat für aufgelöst erklärt hatte, setzte in den deutschen Geschichtswissenschaften, der Publizistik und in der Politik eine Diskussion ein, wann Preußen zu bestehen aufgehört habe.[1] Das so nahe liegende Jahr 1947 vermochte als Schlusspunkt indes wenig zu überzeugen. Diskutiert wurden andere Epochenjahre als Zäsur zwischen Bestehen und Nicht-Bestehen: Hatte Preußen nicht bereits 1945 mit dem Zusammenbruch jeglicher staatlichen Ordnung zu existieren aufgehört?

zurück

Pornografie, Sexualität und Antisemitismus

Als im Oktober 2020 der liberale US-amerikanische Starjournalist Jeffrey Toobin, nicht ahnend, dass die Videokonferenz noch fortdauerte und seine Kamera angeschaltet war, vor dem PC masturbierte und hierauf vom Magazin The New Yorker gefeuert wurde, war dies für verschiedene Fraktionen der extremen Rechten in den USA ein gefundenes Fressen.[1] Wieder habe sich gezeigt, zu welchen sexuellen Perversionen Anhänger:innen progressiver Ideen fähig seien – hieß es zum Beispiel unisono in der Kommentarspalte von Breitbart, einer populären Nachr

zurück

Achtzig Jahre deutscher Überfall auf die Sowjetunion

In diesem Jahr, am 22. Juni, jährte sich der deutsche Überfall auf die Sowjetunion zum 80. Mal. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hielt wenige Tage zuvor eine vielbeachtete Rede, die man durchaus als Meilenstein im deutschen Gedenken an den Beginn des Vernichtungskriegs gegen den sowjetischen Vielvölkerstaat sehen kann. Steinmeier war nicht das erste Staatsoberhaupt, das für den deutschen Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion deutliche Worte fand. Ein Blick auf die Reden seiner Vorgänger an geschichtsträchtigen Jubiläen des Zweiten Weltkriegs seit dem 8.

zurück

Authentizität und Illusion

„Természetes fény/Natural Light“ ist ein Film über Krieg, doch der erste und für lange Zeit einzige Schuss löst sich aus einem Fotoapparat. Die fotografische Inszenierung des Kriegsalltags ringt im Film mit dem titelgebenden natürlichen Licht, das sowohl die wichtigste Grundmetapher als auch das herausragende Stilelement des Films ist. Denn auf künstliche Beleuchtung verzichtet Regisseur Denés Nagy in seinem mit dem silbernen Bären prämiertem Langspielfilmdebüt. Das Ergebnis ist der optisch wohl beeindruckendste Film des diesjährigen Berlinale-Wettbewerbs.

zurück

Die Grenzen des Bildes

In seinem beim Filmfestival in Cannes ausgezeichneten Film für das ukrainische Babyn Yar Holocaust Memorial Center hat Regisseur Sergei Loznitsa zahlreiche Filmarchive durchgesehen, um die Ereignisse vor und nach dem Massaker von 1941 zu rekonstruieren.
 

zurück

Decolonizing German Colonial Sites in Dar es Salaam

As the biggest commercial city in Tanzania today, Dar es Salaam features a number of German colonial memory sites which range from buildings, statues to open spaces. Formerly existing as a small caravan town exclusively owned by the Arab Sultan of Zanzibar, Dar es Salaam was further developed by the Germans who used it as their capital (Hauptstadt) beginning in the late 19th century. After the WWI, the city continued to serve as the capital in British mandate period until it was inherited by the independent government of Tanzania in 1961.

zurück

Nächster Halt: DDR

Kein historisches Jubiläum ohne „Event“-Movie: Zum 60. Jahrestag des Mauerbaus präsentiert die ARD mit „3 ½ Stunden“ ein TV-Drama, das einen „frischen Blick“ auf die Ereignisse rund um den Mauerbau verspricht. Eine neue Perspektive bräuchte es in der Tat, denn die Mauer in Berlin und die innerdeutsche Grenze wurden in Spielfilmen und Dokumentationen bereits so häufig aufgegriffen, dass man ohne zu übertreiben meinen könnte, sämtliche Fluchtversuche, die jemals stattgefunden haben, wurden bereits verfilmt, die besonders dramatischen sogar mehrfach.

zurück

Gewalt gegen Weimar

Von der Weimarer unterscheidet die Berliner Republik vieles: die ökonomische Stabilität, die postklassische nationale Identität, die Stärke der politischen Mittel und insbesondere eine aus der Erfahrung der NS-Herrschaft und ihres völkermordenden Ausgangs erwachsene Sensibilität für historische Irrwege.

 

zurück

Preußen und das Kaiserreich im Gedächtnis

Die Auslagen der Buchhandlungen zeugen davon: es ist Kaiserreich-Jahr. Umstritten war das Erbe der deutschen Monarchie stets – und so scheiden sich auch dieser Tage die Geister. Wieviel Preußen, wieviel Bismarck, wieviel „Sonderweg“ steckte in diesem Deutschland? Aber auch: Wieviel Innovation und transnationaler Austausch, wieviel Teilhabe und Fortschritt? Während Eckart Conze die Schatten des Kaiserreichs beleuchtet und Christoph Jahr betont, Wie Preußen Deutschland erzwang (so der Untertitel seines Buches), fokussiert Jens Jäger Das vernetzte Kaiserreich.

zurück