Global History

Extending the hand of reconciliation?

Remembering the Srebrenica genocide and its perpetrators in Serbia * Von Jelena Đureinović * Juli 2016 According to Heike Karge, there are three main reasons why the state of “past perfect” has not been and will not be achieved in the close future for the families of the victims of the Srebrenica genocide. Besides the enormous forensic challenge of the primary and secondary gravesites, which is why not all the victims have been buried yet, and the issue of the juridical versus moral justice, she emphasizes the important issue of the recognition of the executions in July 1995 as genocide.

Kampfbilder

Der visuelle Diskurs der rechtskonservativen Presse in Polen * Von Magdalena Saryusz-Wolska * Juli 2016 Geschichtspolitik manifestiert sich nicht nur in Worten und Taten, sondern auch in den dazugehörigen Bildern. Die öffentliche Ikonosphäre, um den treffenden Begriff des polnischen Kunsthistorikers Mieczysław Porębski zu nutzen, ist ein interessantes Analyseobjekt, in dem aktuelle Tendenzen der polnischen Geschichtspolitik beobachtet werden können. Obwohl die allermeisten Texte, die derzeit in den Medien erscheinen, illustriert werden, finden Bilder wenig Beachtung in der diskursanalytischen Forschung. Dabei sind es oft erst Fotografien, Zeichnungen oder Collagen, die unsere Aufmerksamkeit auf die schriftlichen Äußerungen lenken. „Ein ausdrucksstarkes Titelbild erhöht den Verkauf um zwanzig- bis dreißigtausend Exemplare“ schätzt Rafał Kalukin, ein Publizist der linksliberalen, polnischen Ausgabe der Wochenzeitschrift „Newsweek“.

Zwischen nationalen und globalen Identitäten

Zur gesellschaftlichen Konstruktion des Fremden aus soziologischer Sicht * Von Benjamin Köhler * Juni 2016 Um die vergleichsweise hohe Zahl der Einwanderung von Geflüchteten und Vertriebenen im Jahr 2015 zu beschreiben, wurde quer durch alle Medien, ob Nachrichtenagenturen, Fernsehsender, Tages- oder Wochenzeitungen, von Flüchtlingsströmen oder Fluchtwellen gesprochen. Dies erweckt den Anschein, es handele sich um eine homogene Gruppe, die als nicht dazugehörig oder exotisch empfunden wird und sich fundamental von dem unterscheiden soll, was hierzulande als bekannt und normal angesehen wird. Dahinter steht die Frage nach der nationalen Identität, in der Handlungsspielräume und -grenzen derjenigen, die dazugekommen sind oder noch dazukommen werden, ausgehandelt werden und die damit soziale Beziehungen als fremd oder nicht fremd festlegt.

Globalisierung am Wohnzimmertisch

Unbürokratisches Engagement für Flüchtlinge: Zum Tod von Rupert Neudeck * Von Frank Bösch * Juni 2016 m März 2016 besuchte ich Rupert Neudeck in seinem Troisdorfer Reihenhaus nahe Köln. Der Grund für diesen Besuch war ein Zeitzeugengespräch, das ich im Rahmen meiner aktuellen Forschungen führen wollte. Nach der Lektüre seiner Korrespondenz mit Spitzenpolitikern, Intellektuellen und Journalisten hätte man vermuten können, er habe in einer gut ausgestatteten NGO-Zentrale gearbeitet, etwa wie bei Greenpeace. Seine Briefe trugen jedoch allesamt die Anschrift dieser bescheidenen Privatadresse. Neudeck hatte hier nach Feierabend von seinem Wohnzimmertisch aus internationale Hilfseinsätze organisiert und dies in einem Ausmaß, wie man es in der Bundesrepublik bisher nicht kannte.

US-Außenminister John Kerry und der Krieg. Essay über biographische Kontinuität und amerikanische Politik

Essay über biographische Kontinuität und amerikanische Politik * Von Ariane Leendertz * Mai 2016 Der Vietnamkrieg, prophezeite das Magazin Der Spiegel im Sommer 1971, ist für die USA auch dann noch nicht zu Ende, wenn der letzte G.I. Indochina verlassen hat. In der Tat wurde der Vietnamkrieg Amerikas Vergangenheit, die nicht vergehen wollte. Die gesellschaftlichen und politischen Nachwirkungen des Krieges spürte das Land bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts. Konkurrierende Deutungen der Ereignisse prägten politische Kultur und öffentliche Debatten, gegensätzliche Positionen blieben auf Jahrzehnte latent, emotionale und ideologische Blockaden erschwerten einen vergangenheitspolitischen Konsens. Die politische Biographie des amerikanischen Außenministers John Kerry ist untrennbar mit dieser Geschichte verflochten.

Die Angst des Philosophen vor der Grenzenlosigkeit

Globalgeschichte, Herr Sloterdijk und die AFD * Von Martina Winkler * Mai 2016 Im Zuge der aktuellen sogenannten Flüchtlingskrise erfährt die Grenze eine bemerkenswerte Image-Aufwertung. Lange waren öffentliche Diskurse über Europa von einem Trend zu „weniger Grenze“ geprägt. Unterstützt wurde diese scheinbare Einmütigkeit durch Bilder von der Öffnung der Grenzen zwischen Österreich und Ungarn 1989. Den Fotografien, auf denen die Außenminister Gyula Horn und Alois Mock gemeinsam einen Stacheldraht zerschneiden, wurde ikonische Bedeutung zuerkannt. In Fotoprojekten wurden Grenzhäuschen als Relikte einer längst vergangenen Zeit dokumentiert. Und natürlich spielte das Ideal der Grenzfreiheit im Rahmen der Konstruktion Europas nicht nur als Wirtschafts- sondern vor allem auch Wertegemeinschaft eine zentrale Rolle.

Kommentar zum Artikel „Flucht und Asyl“ von Ulrich Herbert

Von Phillip Ther * März 2016 Der Artikel bietet einen erhellenden Überblick über die Geschichte der Immigration in die Bundesrepublik Deutschland und die damit zusammenhängenden politischen Konflikte. Ulrich Herbert befasst sich zunächst mit den Gastarbeitern und den Aussiedlern. Letztere wurden seit 1957 als Nachfolger der Flüchtlinge und Vertriebenen angesehen, und besaßen deshalb einen ähnlich vorteilhaften Rechtsstatus, wanderten aber zumindest gegen Ende des Kalten Krieges vor allem aus wirtschaftlichen Motiven zu. Die dritte Gruppe, die der Autor am ausführlichsten behandelt, sind die Asylbewerber. Dagegen werden die Kriegsflüchtlinge aus dem zerfallenden Jugoslawien zwar kurz erwähnt, finden aber weniger Beachtung. Die Bundesrepublik nahm 1992-95 immerhin 350.000 Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien auf, insgesamt mussten dort im gleichen Zeitraum mindestens 2,5 Millionen Menschen fliehen. Wenn man die 1,5 Millionen Asylbewerber dazu zählt, die Ulrich Herbert für den Zeitraum von 1990-94 aufführt, sowie die 2,1 Millionen Spätaussiedler aus Osteuropa, relativiert sich auch die gegenwärtige Flüchtlingskrise ein wenig.

Paris – Syrien

Öffentlichen Debatte nach den Anschlägen vom 13. November 2015 in Paris * Von Teresa Koloma Beck * Dezember 2015 Am Abend des 13. November 2015 kamen in Paris mindestens 150 Menschen in einer Serie koordinierter Anschläge ums Leben. Politische Gewalt dieses Ausmaßes hat es in Europa seit den Zuganschlägen von Madrid am 3. April 2004 nicht mehr gegeben. Rasch werden Verbindungen der Täter zur militärisch im Irak und Syrien operierenden bewaffneten Gruppe »Islamischer Staat« (IS) deutlich. Seitdem scheint die Agenda der europäischen Politik von diesem Thema bestimmt: Wie war das möglich? Und was ist nun zu tun?

Die Komplexität von Integration

Was wir von der Geschichte der „Gastarbeiter“ lernen können, die von den fünfziger bis in die siebziger Jahre nach Deutschland kamen, erscheint vielen Kommentatoren und Zeitanalysten offensichtlich zu sein: Die Bundesrepublik hat damals total versagt, weil sie an eine Integration der Arbeitsmigranten nicht einmal gedacht hat.