Jahrestage

‚Zeitenwende‘ bzw. Zeiten und Wende: Einige Überlegungen für eine differenziertere Sicht

‚Zeitenwende‘ bzw. Zeiten und Wende – was soll das heißen? Auf den ersten Blick scheint die Sache klar: Es gibt eine Zeit und die verändert sich grundlegend. Dabei legt der Begriff der Wende eine Kehre nahe. Basierend auf dem im Westen dominierenden Verständnis von Zeit als einer objektiven Gegebenheit mit linearem Verlauf impliziert die Rede von ‚Zeitenwende‘ somit einen fundamentalen Richtungswechsel in der Zeit, in der wir leben.

Das Ende der Transformation

Als im Sommer 2004 Zehntausende Menschen vor allem in Ostdeutschland gegen die unter dem Namen „Agenda 2010“ berühmt-berüchtigt gewordene Arbeitsmarktreform der damaligen rot-grünen Bundesregierung protestierten, lautete die zentrale Forderung: „Weg mit Hartz IV, das Volk sind wir!“ Die von Magdeburg ausgehende Protestwelle besiegelte das Ende einer Transformationsdekade, die mit dem gesellschaftlichen Umbruch 1989/90 begann, in die Vereinigungskrise der 1990er Jahre mündete und am Scheitelpunkt einer Entwicklung von Deindustrialisierung und Massenarbeitslosigkeit auch einen Zyklus von Erwe

Digitalisierung statt Mumifizierung

Der 100. Todestag von Wladimir Ilitsch Lenin am 21. Januar 2024 gibt Gelegenheit, erneut zu diskutieren, welche Rolle er heute für Russland spielt und warum die Leiche des Revolutionsführers noch immer auf dem Roten Platz im Mausoleum liegt.[1] Kurzgefasst und vereinfacht lautet die Antwort, dass in Russland eine kritische Auseinandersetzung mit der sowjetischen Geschichte zwar in der Zeit der Perestroika begonnen hat, dieser Prozess aber unter Putin stagnierte.

Denkmälern begegnen

Dieses Dossier möchte zur aktiven Auseinandersetzung mit Denkmälern anregen und bietet hierfür verschiedene theoretische und praktische Zugänge an. Die Beiträge des Dossiers sind oftmals aufeinander bezogen, lassen sich aber auch selektiv lesen. 
Als eine kompakte, anwendungsorientierte Anleitung zur Erschließung von Denkmälern dient insbesondere die "Handreichung zur Erschließung von Denkmälern"

Produktion: Denkmäler werden gesetzt

Denkmäler werden zu einem bestimmten Zeitpunkt als dauerhafte, beständige Orte des Erinnerns angelegt. Damit spiegeln sie das Geschichtsbewusstsein der Menschen, die sie setzen, zum Zeitpunkt der Denkmalplanung und -errichtung. Denkmäler sagen demnach mehr über die Zeit und deren Gedanken und Ideologien aus, zu der sie errichtet wurden als über den geschichtlichen Gegenstand, wie ein historisches Ereignis oder eine historische Person, auf den sie sich beziehen.

Paris, 17. Oktober 1961: Ein Polizeimassaker im Zeichen der (Un-)Sicherheit

Am 17. Oktober 1961 ereignete sich in Paris „der blutigste Akt staatlicher Repression gegenüber Straßenprotesten in der westeuropäischen Zeitgeschichte“.[1] Was als friedliche Demonstration von 20-30.000 Algerier:innen begonnen hatte, mündete in ein Polizeimassaker, in dessen Verlauf eine ungewisse Zahl von Menschen ihr Leben verloren.