Kartographie

Eine Osterweiterung des deutschen Gedenkens

„An einem schönen Sommertag, als alles duftete und die Felder, Gärten und Bäume in den Obstgärten erblühten mit ihren schönen Fruchtblüten und die Bewohner dies alles genießen konnten, wenn sie nach draußen gingen, hörte man, wie das Radio den Kriegsausbruch meldete.” Im Schtetl Hoschtsch, unweit von Riwne im Westen der Ukraine, laufen die Menschen an jenem Mittag des 22.

Gehen und Bleiben

"Lange Wellen treiben schräg gegen den Strand, wölben Buckel mit Muskelsträngen, heben zitternde Kämme, die im grünsten Stand kippen." 
So beginnen die "Jahrestage", jener vierbändige Roman Uwe Johnsons, der schon deshalb als sein Lebenswerk bezeichnet werden kann, weil er die längste Zeit seines Lebens daran gearbeitet hat – von 1970 bis 1983.

Wenn es ernst wird

"Entscheidung in Kiew. Ukrainische Lektionen" – so hat Karl Schlögel sein 2015 veröffentlichtes Buch über die Ukraine betitelt.[1] Drei Punkte sind es, die den Band im März 2022 zu einer ebenso fesselnden wie aufwühlenden Lektüre machen; zum "Buch der Stunde" gar, wie es unlängst hieß.  

Zentralasien und die Dekolonisierung der Osteuropaforschung

Wie aus einer anderen Ära wirken meine Aufzeichnungen und Fotos von Reisen nach Russland und Zentralasien, die ich in diesen Tagen durchgehe. Sie erinnern mich etwa an eine Konferenz der Central Eurasian Studies Society im Sommer 2016, in einer Zeit des sorglosen Reisens, noch vor den Jahren der Pandemie und des aktuellen Krieges.

Dnipro oder Dnjepr?

Die moderne westliche Welt bekennt sich bewusst zu Toleranz, zur Achtung lokaler Stimmen, zur Demonstration der Ideale der Gleichheit, auch auf sprachlicher Ebene. Wichtige Elemente dieses Prozesses sind das konsequente ‘Gendering‘, die Betonung der Tatsache, dass der gewählte Begriff die Gruppenidentität nicht verletzt und keine koloniale Optik reproduziert. Wie sieht die deutsche Terminologie in diesem Zusammenhang in Bezug auf die Länder Osteuropas aus?