Franziska Davies

Alte und neue Abgründe

Wojciech Smarzowskis Film „Die Hochzeit“ verbindet die polnische Gegenwart mit der Geschichte des Zweiten Weltkriegs

Als im Herbst 2021 der neue Film von Wojciech Smarzowski „Die Hochzeit“ in die polnischen Kinos kam, veröffentlichte die PiS-nahe Gazeta Polska eine Rezension mit dem Titel „Smarzowski stachelt zum Hass“ auf. Sein Film, so einer der Vorwürfe, würde „Antisemitismus, Rassismus und Mord“ gleichsetzten mit dem Engagement für den „Schutz des Lebens“. Eine solche „plumpe Propaganda“ habe es bisher im polnischen Kino noch nicht gegeben. Der Verfasser der Rezension war sich dabei nicht zu schade, den Film in eine Reihe zu stellen mit den antisemitischen Filmen der Nationalsozialisten.

Stefanie Oster, Johann Henningsen

„The truth lies in Rostock”

Eine Dokumentation zum Pogrom in Lichtenhagen 1992

Das Sonnenblumenhaus, ein an seiner Ostseite mit dem charakteristischen Mosaik verzierten Plattenbau im Rostocker Randbezirk Lichtenhagen, ist ein häufig verwendetes Symbolbild für Rassismus und rechte Gewalt.

Anatoly Podolsky

Jüdisches Leben in der Ukraine der Nachkriegszeit

„Wir haben überlebt, wir sollten zusammen sein“

Die Verfolgung von Jüd*innen in den ehemals besetzten Gebieten des östlichen Europas, so auch in der Ukraine, ist in der deutschen Öffentlichkeit nur sehr unvollständig bekannt. Dabei spielten die Massenerschießungen in der Ukraine eine große Rolle für den weiteren Verlauf des Genozids. SS und Wehrmacht haben den Massenmord zunächst hier verübt und dabei nach effizienteren Tötungsmethoden als die zeit- und ressourcenaufwendigen Erschießungen im „Holocaust durch Kugeln“ gesucht.

Jan Philipp Reemtsma

Was ist eigentlich „Gewaltforschung“?

Einige systematische Bemerkungen

(Der Beitrag wurde erstmalig am 1. März 2014 auf zeitgeschichteIonline veröffentlicht)

 

Thuc Linh Nguyen Vu

Too Close to Home

How Minority Communities Broaden the Scope of Care and Help

As much as war is about armed military conflict, it is also fundamentally about mass displacement, broken lives, and lost futures. This simple truth has become way too obvious in large parts of Poland, where providing food, clothes and shelter to strangers, and collecting donations to help refugees from neighboring Ukraine have become common practices among “ordinary” people.

Annette Schuhmann

Luise. Archäologie eines Unrechts

Ein Projekt des Fotografen Stefan Weger

Walerian Wrobél wurde am 2. April 1925 in Fałków (Polen) geboren. Kurz nach seinem 16. Geburtstag im April 1941, wurde er von den deutschen Besatzern festgenommen und als „landwirtschaftlicher Hilfsarbeiter“ nach Deutschland verschleppt. Nur ein Jahr später wurde er im Alter von 17 Jahren von der NS-Justiz verurteilt und hingerichtet. Sein Vergehen: In der Hoffnung, wieder nach Hause zu seiner Familie geschickt zu werden, hatte er an der Scheune des Hofes gezündelt, es entstand kein Schaden.

Kristoff Kerl, Sebastian Bischoff, Anna-Carolin Augustin

Pornografie, Sexualität und Antisemitismus

Extrem rechte Traditionslinien des Sexualantisemitismus in den USA

Als im Oktober 2020 der liberale US-amerikanische Starjournalist Jeffrey Toobin, nicht ahnend, dass die Videokonferenz noch fortdauerte und seine Kamera angeschaltet war, vor dem PC masturbierte und hierauf vom Magazin The New Yorker gefeuert wurde, war dies für verschiedene Fraktionen der extremen Rechten in den USA ein gefundenes Fressen.[1] Wieder habe sich gezeigt, zu welchen sexuellen Perversionen Anhänger:innen progressiver Ideen fähig seien – hieß es zum Beispiel unisono in der Kommentarspalte von Breitbart, einer populären Nachr

Reginald E. Kirey

Decolonizing German Colonial Sites in Dar es Salaam

The Case of Hermann von Wissmann and the Askari Monument

As the biggest commercial city in Tanzania today, Dar es Salaam features a number of German colonial memory sites which range from buildings, statues to open spaces. Formerly existing as a small caravan town exclusively owned by the Arab Sultan of Zanzibar, Dar es Salaam was further developed by the Germans who used it as their capital (Hauptstadt) beginning in the late 19th century. After the WWI, the city continued to serve as the capital in British mandate period until it was inherited by the independent government of Tanzania in 1961.

Ronja Oltmanns

Ein Lobgesang auf die Bundesrepublik… oder:

Warum das Haus der Geschichte in Bonn nicht reformierbar ist

Mehr als 13 Millionen Menschen haben die Dauerausstellung „Unsere Geschichte. Deutschland seit 1945“ im Haus der Geschichte der Bundesrepublik in Bonn (HdG) seit seiner Eröffnung im Jahr 1994 gesehen; es gehört damit zu den meistbesuchten Museen in Deutschland.[1] Der Besuch kostet keinen Eintritt; das Museum ist somit besonders zugänglich.

Sophie Genske

“Zahlvaterschaft”

A Brief History of Gerson Liebl’s Case, the German Law on Citizenship, and Colonial Forgetting

On 12 October 1909, the government doctor Friedrich Karl Georg Liebl[1] appeared in front of the assessor of the Imperial District Office, Dr. Asmus, in Lomé, Togo, in order to financially settle the future of his unborn child. In his statement, he noted that he had “lived together” with the “native Kokoè Aite Ayaron” during the last years of his stay in Togo which at the time had been a so-called German Schutzgebiet for more than two decades.