An der Erinnerung mitschreiben
Die mediale Berichterstattung zur neuen Debatte um die DDR und ihre Nachgeschichte fokussiert sich nahezu ausschließlich auf die Bücher von Dirk Oschmann und Katja Hoyer. Andere Neuerscheinungen zur DDR-Geschichte stehen in deren Schatten und finden weniger Beachtung, obwohl sie der oft schwarz-weiß geführten Debatte um Diktatur und unbeschwerten Alltag wichtige Impulse verleihen und sie um manche Ambivalenz und Differenzierung bereichern könnten.
Pixelwelten im Blick der Staatssicherheit
„Hase und Wolf“ statt „Pac-Man“, „Bildschirmspiel 01“ statt „Atari 2600“. In den 1980er Jahren erreichte die Faszination für Computer- und Videospiele auch die DDR. Im ganzen Land lockte das neue Medium vor allem junge Männer vor die Bildschirme. Auf der 6. Tagung des Zentralkomitees der SED im Juni 1977 erklärte die Partei- und Staatsführung der DDR die Mikroelektronik zur Schlüsseltechnologie und investierte bis 1989 einige Milliarden Ostmark in diese.
Eine Reise…
Im Jahr 2001 gab der Kunstwissenschaftler und Kurator Ulrich Domröse einen Band mit Fotografien von Arno Fischer heraus.[1] Unter dem Titel Situation Berlin Fotografien 1953 – 1960 stellte Domröse Bilder einer Stadt zusammen, die sich auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges befand.[2] Mit der Veröffentlichung dieses Bandes wurde ein Buchprojekt realisiert, dessen Planung bereits im Jahr 1960 begonne
Vermeintliche Völkerfreundschaft
Russlands Krieg gegen die Ukraine enthüllte nicht nur den imperialen Großmachtanspruch herrschender Eliten in Russland, sondern auch ein generelles kulturelles Überlegenheitsgefühl gegenüber Ukrainer:innen. Darüber hinaus beklagen immer wieder Stimmen aus Kasachstan, Georgien und Usbekistan den kolonialistischen Habitus einiger geflüchteter Russ:innen. Diese Einstellungen haben ihre Wurzeln im russländischen Imperium, denn die Revolution und Gründung der Sowjetunion brachen nur bedingt mit dem imperialen Erbe des Zarenreiches.
Geschenke unter Brüdern
Bei Staatsbesuchen wird traditionell ein Geschenk überreicht.[1] Auch bei den gegenseitigen Besuchen von Parteivorsitzenden aus verschiedenen Ländern gehört die Geschenkeübergabe zur Etikette. Geschenke sind in diesem Kontext Begrüßungsgeschenke und gelten als Ausdruck der Dankbarkeit für die Gastfreundschaft des Gegenübers.[2] Zugleich initiieren und begleiten die Geschenke politische Inszenierungen auf symbolischer Ebene.
Frauengefängnisse als Räume der queeren DDR-Geschichte
Im Kontext der deutschen Zeitgeschichte mag es überraschend erscheinen, Frauengefängnisse als bedeutsame Räume lesbischen und queeren Lebens zu untersuchen.[1] Schließlich fielen Beziehungen zwischen Frauen weder in der BRD noch in der DDR unter den §175 StGB, der männliche Homosexualität kriminalisierte und tausende Männer vor allem in der BRD aufgrund von einvernehmlichem Sex ins Gefängnis brachte.[2] Es war aber nicht nur das Strafrecht, auch nicht allein das Recht, das die heteronormative Ordnung dieser beiden dur
Eine schrecklich nette Familie
We share the same biology, regardless of ideology
But what might save us, me and you
Is if the Russians love their children too
Sting, Russians (1985)
Gehen und Bleiben
"Lange Wellen treiben schräg gegen den Strand, wölben Buckel mit Muskelsträngen, heben zitternde Kämme, die im grünsten Stand kippen."
So beginnen die "Jahrestage", jener vierbändige Roman Uwe Johnsons, der schon deshalb als sein Lebenswerk bezeichnet werden kann, weil er die längste Zeit seines Lebens daran gearbeitet hat – von 1970 bis 1983.
Potsdams umstrittene Authentizität
z|o: Ihr beschäftigt Euch in Euren Projekten mit Auseinandersetzungen über Geschichte im städtischen Raum. Euer Projekt trägt den, wie ich finde, erklärungsbedürftigen Titel „Urbane Authentizität“. Was ist damit gemeint?
Lost in Transformation. Pop und Identität in unsicheren Zeiten
Pop hatte in der Geschichtswissenschaft lange Zeit einen schweren Stand. Dabei lässt sich die Gesellschaftsgeschichte seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ohne die Geschichte und Ausprägungen der Popkultur nur ungenügend nachvollziehen. Denn Pop ist nicht nur Spiegel gesellschaftlicher Wandlungsprozesse, sondern auch ihr Motor. Pop wirkt etwa am Wandel von Vorstellungen über Körper und Gender, am Konsumverhalten und auch an der Formung von Subjektivität mit.