‚Zeitenwende‘ bzw. Zeiten und Wende: Einige Überlegungen für eine differenziertere Sicht
‚Zeitenwende‘ bzw. Zeiten und Wende – was soll das heißen? Auf den ersten Blick scheint die Sache klar: Es gibt eine Zeit und die verändert sich grundlegend. Dabei legt der Begriff der Wende eine Kehre nahe. Basierend auf dem im Westen dominierenden Verständnis von Zeit als einer objektiven Gegebenheit mit linearem Verlauf impliziert die Rede von ‚Zeitenwende‘ somit einen fundamentalen Richtungswechsel in der Zeit, in der wir leben.
Jahrhundertwende 1900, Revolution 1905, Zeitenwende 2022, Nie-wieder-ist-jetzt 2023: Ist die Zeit wirklich aus den Fugen geraten?
Der Begriff „Zeitenwende“, den Olaf Scholz mit seiner Rede am 27. Februar 2022 so prominent auf die Agenda der Ampel-Regierung setzte, trifft den Zeitgeist unserer Gegenwart. Unzählige Presseartikel und wissenschaftliche Abhandlungen der letzten zwei Jahre tragen ihn im Titel. Sie zeugen von dem Potenzial dieser Wortkombination zum Assoziieren oder zur Deutung − unabhängig davon, ob die Autor*innen feststellen, dass eine Zeitenwende stattfand, ihr Fehlen bedauern oder ihre Notwendigkeit unterstreichen. Doch: Was bedeutet ‚Zeitenwende‘ überhaupt?
Zeiten und Wende
Wissenschaftliche Reflexionen und Interventionen
Den russischen Angriff auf die Ukraine nahm Bundeskanzler Olaf Scholz Ende Februar 2022 zum Anlass, von einer „Zeitenwende“ zu sprechen.
China Competence and China Expertise
Some Conceptual and Analytical Reflections
Public outcry has seldom been louder: Germany is diminishing rather than enhancing its ”China competence” journalist Felix Lee highlighted in October 2023. Echoing this concern, German trade associations now view the lack of China competence as a structural competitive disadvantage. Furthermore, the Federal Ministry of Education and Research regularly emphasizes the urgent need to bolster China competence.
Dahomey: Wenn Fiktion zu Dokumentation wird
Mati Dops Dokumentation über die Restitution afrikanischer Kulturgüter gewinnt den Goldenen Bären der 74. Berlinale
Seitdem der französische Präsident Emanuel Macron Ende 2017 in einer Rede vor Studierenden in Ouagadougou, Burkina Faso ankündigte, dass "[…] innerhalb von fünf Jahren die Bedingungen hergestellt sind für endgültige oder vorübergehende Restitutionen des afrikanischen Kulturgutes aus französischen Museen an Afrika […]" ist eine enorme Dynamik in die Diskussion über und den Umgang mit kolonialer Raubkunst gekommen.
Research Work of a Historian in Ukraine
In the Conditions of Russian-Ukrainian War
From the onset of the war, all the institutions within the Academy of Sciences, including the Institute of Ukrainian Archeography and Source Studies where I am employed, along with numerous scientific libraries and archives in Kyiv, were forcibly shuttered. Under such circumstances, we were compelled to use our apartment in Lviv, the city of our youth, which we had maintained precisely for the purpose of occasional work in the abundant archives and libraries found there. Once we arrived and settled in Lviv, we sought avenues for pursuing our research.
Rezeption: Denkmäler werden gestürzt
Die Wahrnehmung und Deutung von Denkmälern, also deren Rezeption, ist in aller Regel uneindeutig und mitunter äußerst konfliktbehaftet.
Die Ukraine, die Ambivalenzen des Nationalismus und wir
„Nationalismus ist genau das, was die Ukraine jetzt braucht“, bekundete die US-amerikanische Publizistin Anne Applebaum nach dem Durchbruch der Euromaidan-Revolution im Mai 2014.[1] Auf dem Kyjiwer Maidan wurden damals neben Europa-Flaggen und blau-gelben ukrainischen Nationalflaggen auch schwarz-rote Fahnen geschwenkt, mit denen rechtsextreme Kräfte sich auf die Tradition des radikalen ukrainischen Nationalismus aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts beriefen.
Christoph Kalter Teil 6): Wie bestimmt die Distanz zum Untersuchungsgegenstand den Forschungsprozess?
Dieser Text ist eine Verschriftlichung des Eingangsstatements von Christoph Kalter bei der Diskussionsreihe "Geschichtliche Grundfragen". Die von Rüdiger Graf (ZZF), Matthias Pohlig (HUB) und Ulrike Schaper (FU Berlin) initiierte Veranstaltung fand im Wintersemester 2022/23 im Online-Format statt. Zeitgeschichte|online veröffentlicht die Eingangsstatements der Veranstaltung in einem Dossier.
Schonungslose Gewaltdarstellungen alleine machen noch keinen Anti-Kriegsfilm
Saving Private Ryan
Den Soldaten in den Landungsbooten zittern die Hände, sie übergeben sich und beten. Dann beginnt der Beschuss aus den deutschen Maschinengewehren. Unzählige Soldaten sterben in der Brandung und am Strand. Der Tod im Krieg wird in all seinen schaurigen Facetten aufgezeigt: aufgerissene Bäuche, abgetrennt Körperteile und zerschossene Köpfe. Die Gewalt ist nur schwer zu ertragen, doch auch wer wegschaut, hört noch die Schreie der sterbenden Soldaten.