Wissenschaft

Berliner Welträume im 20. Jahrhundert

Ein Interview mit Jana Bruggmann und Tilmann Siebeneichner * März 2016 Constanze Seifert interviewte Jana Bruggmann und Tilmann Siebeneichner von der Emmy Noether-Forschergruppe „Die Zukunft in den Sternen: Europäischer Astrofuturismus und außerirdisches Leben im 20. Jahrhundert“ zur Weltraumbegeisterung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Berlin. Ihr Workshop „Berliner Welträume im 20. Jahrhundert“ [1], der am 30. März 2015 stattfand, untersuchte die verschiedenen Formen und Funktionen der imaginativen wie praktischen Erschließung des Weltraums von der Gründung der Berliner Urania 1888 bis zu den Astronautenparaden in den 1970er Jahren. Am Beispiel der Urania und des Raketenflugplatzes in Berlin-Tegel erklären Jana Bruggmann und Tilmann Siebeneichner unterschiedliche Weltraumkonzepte sowie ihre Vermittlungsformen, deren Einflüsse bis in die Gegenwart hineinreichen.

Von totalitären Schäferhunden und libertären Mauerkaninchen

Alles von Relevanz? Ein Beitrag über zweifelhafte wissenschaftliche Standards und die angezogene Handbremse in der akademischen Debattenkultur * Von Florian Peters * Februar 2016 Der Aufsatz der 26-jährigen Doktorandin versprach viel: Nicht weniger als „die zentrale Bedeutung der Human-Animal Studies für die neuere Totalitarismusforschung“ wollte „Christiane Schulte“ in ihrem „Beitrag zur Gewaltgeschichte des Jahrhunderts der Extreme“ unter Beweis stellen, der im Dezember 2015 in „Totalitarismus und Demokratie“ erschien, der Hauszeitschrift des Dresdner Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung.[1] Entsprechend steil waren die Thesen des Beitrags, der um die Frage „Waren deutsche Hunde […] immer schon deutsche Täter?“ kreiste und unter anderem mit der Behauptung aufwartete, direkte Nachfahren von Wachhunden aus den Konzentrationslagern Buchenwald und Sachsenhausen seien nach Kriegsende in den dortigen sowjetischen Speziallagern und sogar bei den DDR-Grenztruppen an der innerdeutschen Grenze eingesetzt worden. Das Problem: Sowohl die empirischen Belege für diese vermeintliche „Gewalttradition“, die „beide totalitären Diktaturen des 20. Jahrhunderts verband“, als auch die Identität der Doktorandin selbst waren offenbar frei erfunden.

„Das Buch der Deutschen“

Thomas Vordermayer über die Arbeit an der Edition von Hitlers „Mein Kampf“ * Von Annette Schuhmann * Januar 2016 Am 8. Januar 2016 stellt das Institut für Zeitgeschichte in München die kommentierte Gesamtausgabe: „Hitler, Mein Kampf. Eine kritische Edition" vor. 
Gut drei Jahre haben Historiker/innen des Instituts unter Leitung von Christian Hartmann an einer, im wörtlichen Sinne zu verstehenden, vollständigen Kommentierung dieser Kampfschrift gearbeitet. Der Zeitdruck, unter dem sie dabei standen, war enorm, schließlich erlosch das Urheberrecht im Besitz des Freistaates Bayern am 1. Januar 2016. 
Die Arbeiten an der Kommentierung wurden von großem öffentlichen Interesse und nicht selten kontrovers begleitet. Dies ist ein durchaus seltener Glücksfall für unsere Profession, der aber ebenfalls für Anspannung sorgte und die Mitarbeiter des IfZ wiederholt mit Forderungen nach der Legitimation des Projektes konfrontierte.
In unserem Interview sollte es jedoch nicht um den Sinn der Edition gehen, den wir ohnehin nicht bezweifeln. Wichtiger waren für uns Fragen nach der Organisation des Forschungsprozesses, nach den persönlichen Eindrücken und dem „Leseerlebnis“, nach einer möglichen ironischen Distanz, die eine solche Arbeit begleiten kann, und danach, wie man als Wissenschaftler damit umgeht, auf ewig mit dem Titel „Mein Kampf“ in Verbindung gebracht zu werden.
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Paris – Syrien

Öffentlichen Debatte nach den Anschlägen vom 13. November 2015 in Paris * Von Teresa Koloma Beck * Dezember 2015 Am Abend des 13. November 2015 kamen in Paris mindestens 150 Menschen in einer Serie koordinierter Anschläge ums Leben. Politische Gewalt dieses Ausmaßes hat es in Europa seit den Zuganschlägen von Madrid am 3. April 2004 nicht mehr gegeben. Rasch werden Verbindungen der Täter zur militärisch im Irak und Syrien operierenden bewaffneten Gruppe »Islamischer Staat« (IS) deutlich. Seitdem scheint die Agenda der europäischen Politik von diesem Thema bestimmt: Wie war das möglich? Und was ist nun zu tun?

„Aber ein schöner Motor ist der Diesel trotzdem...“

Mit diesen Worten verteidigte der Ingenieur und Dieselmotorenentwickler bei Mercedes-Benz, Manfred Fortnagel, im Jahr 1991 „den Diesel vor ungerechtfertigten Angriffen“.[1] Ähnlich hatte schon 1986 der Leiter der Motoren- und Getriebeentwicklung bei Volkswagen, Peter Hofbauer, argumentiert und die Tugenden des „erfreulich schadstoffarm[en]“ Diesels angepriesen, der es zudem aufgrund seines im Vergleich zum Benzin-Auto geringeren Kraftstoffverbrauchs ermögliche, den CO2-Ausstoß zu senken und damit die Klimaerwärmung aufzuhalten.

Interstellar

“You have to send a human somewhere if you really want to find difficult answers: Is there life somewhere else in our universe? Is there the real possibility that humans can exists somewhere away from earth? That’s really, really important,” äußerte sich der Direktor der berühmtesten Raumfahrtbehörde der Welt, Charles F. Bolden, im Dezember 2014 in einem auf CNN ausgestrahlten Interview zur aktuellen Agenda der NASA. “I happen to be one who believes that a multi-planet species can survive in perpetuity.

Geschichte im Netz

Der „Geschichtsboom“ der letzten Jahrzehnte hat international und auch in Deutschland zu einem „quantitativen Anstieg sowohl der Nachfrage als auch des Angebots an geschichtsvermittelnden Produkten jeglicher Art in der Öffentlichkeit“[1] geführt.

Von der Lust mit dem System zu spielen

Deutschen Filmen wird gerne vorgeworfen, sie seien kompliziert. Dieser Vorwurf kann Baran bo Odars neuem Film „Who Am I – Kein System ist sicher“ nicht gemacht werden. Im Fokus des Thrillers steht eine Gruppe von jungen Erwachsenen, denen es beim Hacken vor allem um Spaß und Anerkennung geht. Der Plot reproduziert dabei gängige Hackerklischees einer eigentlich viel heterogeneren Szene. Trotz eines manchmal schwachen Handlungsstrangs funktioniert der Film als Thriller: Es gibt spannende Szenen, eine überaus gelungene Bildsprache und schließlich sehr unterhaltsame Momente.