Kommentar

Alle Beiträge zum Schlagwort

Dominik Rigoll

Was machte die radikale Rechte gefährlich? Und wer protestierte gegen sie?

Eine sehenswerte Ausstellung im Münchner NS-Dokumentationszentrum

Die ersten politisch motivierten Sprengstoffanschläge nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in Deutschland nicht unter dem Banner einer linken Weltrevolution oder im Namen Allahs verübt, sondern von Leuten, deren Ziel es war, die Entnazifizierung zu stoppen. Einer der Anschläge traf im Januar 1947 die Nürnberger Spruchkammer. Im Februar folgte ein Anschlag auf das Büro des Spruchkammervorsitzenden Camille Sachs. Wie viele Akteure der westdeutschen Wiederaufbauzeit nach 1945 ist Sachs heute fast vergessen.

Tobias Renghart

Italien nach der Wahl

Der kurze Höhenflug des Silvio Berlusconi

Nach der Wahl am vergangenen Sonntag blickt Italien in eine ungewisse Zukunft. Während den PolitikerInnen nun ein schwieriger Prozess der Regierungsfindung bevorsteht, diskutiert das Land über die Nachwehen des Wahlkampfes. Eines der bestimmenden Themen war dabei die abermalige politische Wiederauferstehung von Berlusconis Forza Italia. Der zweite Platz im Mitte-Rechts-Lager bringt diese nun in eine heikle Position. 

Florian Peters

„Jüdische Täter“ und polnische Retter

50 Jahre nach dem März 1968 verstrickt sich Polens Rechtsregierung in ihren selbst konstruierten Mythen

Was auch immer die polnische Rechtsregierung bewogen haben mag, die bereits vor anderthalb Jahren vorbereitete Novelle des Gesetzes über das „Institut des Nationalen Gedenkens“ (IPN) plötzlich aus der Schublade zu holen und im Eiltempo durch das Parlament zu peitschen – besonderes diplomatisches und geschichtspolitisches Gespür hat sie dabei jedenfalls nicht bewiesen.

Daniel Stahl

Lateinamerika und der Nationalsozialismus

Aktenfunde und ihre politische Bedeutung

Mitte vergangenen Jahres machte das chilenische Nationalarchiv Akten über nationalsozialistische Spionagetätigkeit in Chile während des Zweiten Weltkriegs zugänglich.

René Schlott

Geschichtsstunde mit Cellistin und Violoncello

Beobachtungen beim Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus im Bundestag 2018

Eine feste, tiefe und entschlossene Stimme erschallt unter der Kuppel des Reichstages, dessen Flaggen auf halbmast wehen. Vor voll besetzten Stuhlreihen berichtet die Cellistin Anita Lasker-Wallfisch von Breslau, Auschwitz und Bergen-Belsen, den drei Stationen ihres Lebens, die sie als Jugendliche tief geprägt haben. Am Arm des Bundespräsidenten war die 92-Jährige seit Kriegsende in Großbritannien lebende Lasker-Wallfisch in das Plenum des Bundestages gekommen.

Sabine Stach

„Erst die Geschichte mag solche Helden“

Anmerkungen zur Selbstverbrennung von Piotr Szczęsny in Polen

Anmerkungen zur Selbstverbrennung von Piotr Szczęsny in Polen * Von Sabine Stach * Januar 2018 Am 19. Oktober 2017 hat sich Piotr Szczęsny, ein 54-jähriger Chemiker aus der Nähe von Krakau, vor dem Kulturpalast in Warschau selbst angezündet. Auf diese Weise demonstrierte er gegen die schrittweise Aushöhlung der Demokratie in seinem Land. In Deutschland wurde das Ereignis kaum wahrgenommen. Und auch in Polen scheiden sich die Geister daran, ob seine Tat eine angemessene Reaktion erfahren hat. Auf der Suche nach Gründen dafür erscheint nicht zuletzt eine historische Perspektive aufschlussreich, denn die Selbstverbrennung als Akt politischen Widerspruchs hat eine spezifische Tradition in Ostmitteleuropa.

Stephan Stach

Westdeutschland erklärt’s dem Osten

...oder warum die DDR-Geschichte als Erklärungsgrund nicht ausreicht

(zum Artikelbild: Protestiert wurde gegen Schmierereien am sowjetischen Ehrenmal gegen Neofaschismus und Antisowjetismus. Aufgerufen hatten verschiedene Parteien und Organisationen.)

 

Katrin Stoll

Ein „Polen-Denkmal“ in Berlins Mitte?

Über ein Projekt mit dem „Ziel einer deutsch-polnischen Aussöhnung“

Ein Denkmal in der Mitte Berlins „nur für Polen“, schrieb Stephan Lehnstaedt am 7. Dezember 2017 in der taz, sei ein falsches Signal. Darum gehe es nicht, entgegnete ihm Katrin Steffen.

Christopher Banditt

Humanist und kritischer Chronist der Bonner Republik

Heinrich Böll zum 100. Geburtstag

Im letzten Kriegswinter des Ersten Weltkriegs, am 21. Dezember 1917, kommt Heinrich Böll zur Welt. Obwohl er diesen nicht miterlebt, wird Krieg noch zu einem zentralen Moment in Bölls Leben und Werk werden. In der katholisch geprägten Geburtsstadt Köln wächst Heinrich Böll auf, besucht zunächst eine katholische Volksschule und legt mit 19 Jahren am humanistischen Gymnasium sein Abitur ab. Auf den Reichsarbeitsdienst folgt die Immatrikulation an der Kölner Universität.

Moritz Hoffmann

Fragmentierte Formationsräume

Geschichtsbilder im Netz – ein Expeditionsbericht

Am Anfang war ein Traum: Mitte der 1990er Jahre begann das Internet mit dem Piepen und Blubbern von teuren Modems seinen Siegeszug über die gesamte Welt. Nicht weniger als die Verbindung und Verständigung von Menschen über Grenzen, Sprachen und Unterdrückungen hinweg sollte es bringen, zu einem allumfassenden Informationsraum werden. Letztlich wurde das Internet zu einem (nicht einhaltbaren) Freiheitsversprechen für die ganze Welt gemacht.