Kommentar

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„Never waste a good crisis”

Über 2020 als möglichen Wendepunkt in der amerikanischen Geschichte

Am 7. März 1965 marschierten über 500 Menschen in einem friedlichen Protestzug über die Edmund Pettis Bridge in Selma, Alabama, im Süden der USA, um für die Durchsetzung des Wahlrechts für schwarze Amerikaner*innen zu demonstrieren. Auf der anderen Seite angelangt, wurden sie von berittener Polizei niedergeknüppelt und mit Tränengas beschossen. Die Polizeigewalt am „Bloody Sunday“ wurde live in die Wohnzimmer des Landes ausgestrahlt und sorgte für Entsetzen. Zwei Wochen später, am 21.

Jutta Braun

Von Mythen und Metadaten

In „Permanent Record“ erzählt Edward Snowden sein Leben als Computerspiel

Ein markantes Kennzeichen jener Autobiografien, die entlang der politischen Epochenzäsuren der Zeitgeschichte erzählt wurden, ist das Streben ihrer Autor*innen, eine innere „Ich-Kontinuität“ jenseits der erlebten Systembrüche zu wahren. Eine besondere Herausforderung stellt dies für Personen dar, deren Vita unmittelbar mit der Stabilität, dem Aufstieg oder dem Niedergang politischer Systeme oder militärischen Konflikten verknüpft ist.

Elisabeth Kimmerle

Osman Kavala: Symbolfigur für eine andere, offene Türkei

Eine Solidaritätskampagne für die Freilassung des türkischen Mäzens von Shermin Langhoff und Fatih Akın

„What did Kavala do?“ Diese Frage werfen die Intendantin des Berliner Maxim-Gorki-Theaters, Shermin Langhoff, und der Regisseur Fatih Akın mit der Initiative „Artists United for Osman Kavala“ in ihrer Solidaritätskampagne für die Freilassung des türkischen Kulturstifters auf. Seit mittlerweile fast 1.000 Tagen ist Kavala im türkischen Hochsicherheitsgefängnis Silivri inhaftiert, ohne dass es belastbare Beweise für die ungeheuerlichen Anschuldigungen gäbe.

Konrad Jarausch

Es reicht!

Ein Kommentar zur gegenwärtigen Selbstzerstörung Amerikas

Mit dem Notruf aus einem Eckladen von „Cup Foods“ in Minneapolis begann die Konfron­tation am Abend des 25. Mai. Ein Verkäufer teilte mit, dass ein 46-jähriger schwarzer Mann namens George Floyd anscheinend beim Kauf von Zigaretten einen gefälschten 20-Dollar-Schein benutzt habe. Daraufhin stellten zwei herbeigeeilte Polizisten den früheren Sportler zur Rede, zerr­ten ihn aus seinem SUV, und legten ihm Handschellen an. Dann kam der erfahrene Ausbil­der Derek Chauvin mit einem weiteren Polizisten dazu und übernahm das Kommando.

Mario Keßler

Die USA heute

Politik und Gesellschaft in Bewegung

Politik und Gesellschaft in den USA sind in diesen Tagen derart in Bewegung, dass jede Bestandsaufnahme nur temporären Charakter haben kann und von den Ereignissen womöglich bald überholt wird. Eine solche Bestandsaufnahme sei hier trotzdem in fünf Punkten versucht:

 

 

Erstens: Die Auseinandersetzungen, die die amerikanische Gesellschaft spalten, haben in der Polizeigewalt, die zum Tod des Afroamerikaners George Floyd führte, ihren Anlass, doch die Ursachen dafür sind zum Teil über Jahrzehnte hinweg herangereift.

 

Florian Völker

Der kalte Deutsche: Zur Thermoästhetik von Kraftwerk

Ein Kommentar zu den Nachrufen auf Florian Schneider

Helen Thein-Peitsch

Radio Hören!

Empfehlungen für Zeithistoriker*innen und alle anderen, die das Medium lieben

Im Home Office verkleinert sich die Welt auf die Größe eines Schreibtischglobus. Reisen in ferne Länder sind, zur Zeit, nur noch mit dem Finger auf diesem rotierenden Erdball erlaubt. Aber es gibt ein Elektrogerät, das seit nunmehr hundert Jahren die ganze Welt ins eigene Zimmer bringt: das Radio.

René Schlott

Die Hölle, das sind die anderen...

Gedanken am Ostermorgen

Zu den weniger geläufigen Zeilen aus Goethes bekanntem Osterspaziergang gehören jene, die der Dichter den Menschen seiner Zeit widmete:

Magdalena Saryusz-Wolska

Mikroben in Ruinen

Infektionskrankheiten und Epidemien in der Nachkriegszeit

In den zerstörten deutschen Städten nach dem Zweiten Weltkrieg erkrankten zehntausende Menschen an Diphterie, Typhus, Ruhr, Tuberkulose und – nicht zu vergessen – Syphilis und Gonorrhö. Die Zahlen der registrierten Erkrankungen waren um ein Vielfaches höher als die aktuellen Zahlen der Corona-Patient*innen.

 

Nikolai Okunew, Nils Theinert

Die Pandemie als Generationenkonflikt?

Von „Corona-Partys“ und Moral Panics

Abgesehen von Streamingserviceprovidern, Online-Versandhäusern und Toilettenpapierherstellern gibt es in Zeiten einer globalen Pandemie nur für wenige Menschen Gründe, irgendetwas zu feiern. Dennoch wabert ein besorgniserregendes Phänomen durch die deutsche Medienlandschaft. Ein Phänomen, das suggeriert, dass einige unserer Mitbürger*innen die massiven Maßnahmen zur Verlangsamung der Ausbreitung von Sars-Cov-2 in den Wind schlagen und feiern. In den Medien hat sich dieses Phänomen mit dem Begriff der „Corona-Party“ verbreitet.