566 Minuten Gedächtnisarbeit
Warum Historiker*innen Claude Lanzmanns Shoah (1985) gesehen haben sollten
Am 21. April 1985 kam es im Théâtre de l’Empire in Paris zu einer besonderen Premiere: In zwei Teilen wurde der Film Shoah von Claude Lanzmann uraufgeführt.
Say Nothing
Die neue Unterhaltungsserie über einen Mord der Provisional IRA sorgt für Unruhe in Nordirland
Mit Say Nothing erschien im November 2024 auf den Streamingplattformen Disney+ und Hulu eine neunteilige Miniserie über den Nordirlandkonflikt, der von 1969 bis 1998 den Nordosten der irischen Insel zu einem Schauplatz bürgerkriegsähnlicher Gewalt werden ließ. Die Serie basiert auf dem internationalen Non-Fiction-Beststeller Say Nothing des US-amerikanischen Journalisten Patrick Radden Keefe aus dem Jahr 2018 und verwandelt das komplexe Sachbuch in ein Unterhaltungsformat.
Prenzlauerberginale: Die filmische Erkundung eines („mythischen“) Bezirks im Wandel
Ein Gespräch mit dem Festivalleiter Stephan Müller über das FilmfestivalStephan Müller ist Historiker, er betreibt das Geschichtsbüro Müller. Seit 2016 organisiert und konzipiert er neben anderen Filmfesten jährlich das (jeweils komplett ausverkaufte) Filmfestival Prenzlauerberginale. Seit drei Jahren wird das Filmfest vom Berliner Aufarbeitungsbeauftragten gefördert.
Fußballfans im Objektiv der SED-Staatsmacht
Eine Ausstellung zeigt die fotografische Überwachung von DDR-Fußballfans durch Volkspolizei und Staatssicherheit
Überall in der Welt des Fußballs duellieren sich nicht nur Kicker auf dem grünen Rasen, sondern mit ebensolcher Leidenschaft Fußballanhänger mit Ordnungs- und Sicherheitskräften. Doch in der DDR stand dieser Konflikt unter den Vorzeichen einer Diktatur: Eine im Rahmen der Fußball-EM 2024 eröffnete Ausstellung des Zentrums deutsche Sportgeschichte zeigt die visuelle Geschichte der Kampfzonen rund um das Fußballfeld.
A Problem from Hell
Wie US-Außenpolitik immer wieder angesichts von Völkermord versagt hat
Wann immer irgendwo auf der Welt ein Krieg ausbricht oder eine humanitäre Katastrophe geschieht, richtet sich der Blick vor allem auf die Vereinigten Staaten, denen die Rolle als eine Art Weltpolizist und oberster Krisenlöser zugewiesen wird. Wer könnte sonst eine solche Aufgabe übernehmen: China? Russland? Oder etwa Europa? Dem ehemaligen US-Außenminister Henry Kissinger wird die Frage zugeschrieben: „Who do I call if I want to call Europe?“ Diese Frage lässt sich immer noch nicht beantworten, anders als im Fall der USA, wo es die Nummer im Oval Office des Präsidenten wäre.
„Think Clitoris“!
Der Hite Report von Shere Hite
New York zu Beginn der 1970er Jahre. Die US-Amerikanerin Shere Hite hat gerade die Graduate School zum Thema „History of Western Thought“ an der Columbia University geschmissen, ihren Job als Model an den Nagel gehängt und fährt mit ihrem Freund auf dessen Motorrad durch die Stadt. Die langen Haare flattern im Wind. Hite ist gerade dabei, Fragebögen an alle Frauen des Landes zu verschicken, die daran interessiert sind, detaillierte Fragen über ihre Sexualität und Lust zu beantworten. Klingt wie im Film, hat sich aber sehr wahrscheinlich so abgespielt.
Zwischenzeit im Zwischenland
Der Film „Engel aus Eisen“ von Thomas Brasch in der Retrospektive der 74. Berlinale
Als Thomas Brasch 1980 seinen Debütfilm drehte, war er ein gefeierter Schriftsteller. 1977 war sein hoch gelobter Erzählband „Vor den Vätern sterben die Söhne“ im Westberliner Rotbuch Verlag erschienen. Um ihn veröffentlichen zu können, war Thomas Brasch nach Westberlin ausgewandert. In der DDR hatte er seit Anfang der 1970er Jahre als freier Autor gelebt und vor allem Lyrik und Theaterstücke geschrieben, die nicht aufgeführt oder kurzerhand verboten wurden.
Die Zukunft der DDR im Jahr 1985
Laudatio für Lena Herenz
Die Meistererzählung zum Zusammenbruch der DDR bleibt auch nach 30 Jahren umkämpft. Unzweifelhaft spielten wirtschaftliche Kalamitäten, ebenso wie die Lage in der Sowjetunion, aber auch in Polen, eine Rolle. 2019 kam es zwischen Detlef Pollack und Ilko-Sascha Kowalczuk zu einer heftig ausgefochtenen öffentlichen Debatte um die Frage in welchem Verhältnis die breitere DDR-Bevölkerung zur politischen Oppositionsbewegung stand.
„Das Problem der 6 Millionen“
Holocaustleugnung als Kampagnenthema der extremen Rechten nach 1945
Nachdem der umtriebige, extrem rechte Publizist Arthur Ehrhardt im Sommer 1950 Ernst Jüngers Kriegstagebuch Strahlungen gelesen hatte, verfasste er einen sechsseitigen Brief an den Schriftsteller.[1] Darin kritisierte er Jünger ausführlich und breitete seine eigenen Überzeugungen zu den Verbrechen der Nationalsozialist*innen aus.
Kälte-Pop
Von Eisbären, Mensch-Maschinen und kalten Deutschen
In der Forschung und öffentlichen Wahrnehmung finden üblicherweise nur solche Subkulturen und Genres Beachtung, die das Narrativ kontinuierlicher Wärmegrade bzw. einer fortschreitenden Erhitzung der Popmusik stützten und sich betont leidenschaftlich und/oder widerständig gaben.