Nach 1989
‚Zeitenwende‘ und ‚Wendezeit‘ in der Literaturgeschichtsschreibung
So wie in der Geschichtswissenschaft die Selbstverständlichkeit, ‚1989‘ als entscheidende Zäsur zu begreifen, gelegentlich mit einem Fragezeichen versehen wird,[1] ist dieser Einschnitt auch in der Literaturgeschichtsschreibung seit einiger Zeit wieder Gegenstand von Diskussionen.
Jahrhundertwende 1900, Revolution 1905, Zeitenwende 2022, Nie-wieder-ist-jetzt 2023: Ist die Zeit wirklich aus den Fugen geraten?
Der Begriff „Zeitenwende“, den Olaf Scholz mit seiner Rede am 27. Februar 2022 so prominent auf die Agenda der Ampel-Regierung setzte, trifft den Zeitgeist unserer Gegenwart. Unzählige Presseartikel und wissenschaftliche Abhandlungen der letzten zwei Jahre tragen ihn im Titel. Sie zeugen von dem Potenzial dieser Wortkombination zum Assoziieren oder zur Deutung − unabhängig davon, ob die Autor*innen feststellen, dass eine Zeitenwende stattfand, ihr Fehlen bedauern oder ihre Notwendigkeit unterstreichen. Doch: Was bedeutet ‚Zeitenwende‘ überhaupt?
Say Nothing
Die neue Unterhaltungsserie über einen Mord der Provisional IRA sorgt für Unruhe in Nordirland
Mit Say Nothing erschien im November 2024 auf den Streamingplattformen Disney+ und Hulu eine neunteilige Miniserie über den Nordirlandkonflikt, der von 1969 bis 1998 den Nordosten der irischen Insel zu einem Schauplatz bürgerkriegsähnlicher Gewalt werden ließ. Die Serie basiert auf dem internationalen Non-Fiction-Beststeller Say Nothing des US-amerikanischen Journalisten Patrick Radden Keefe aus dem Jahr 2018 und verwandelt das komplexe Sachbuch in ein Unterhaltungsformat.
October 7th in Comparative Perspective
This article analyzes the crimes committed by Hamas in Israel on October 7th through a comparison with other historical massacres. This can give us a better understanding of the events than exceptionalist frameworks that see the event either as a part of the "Palestinian liberation struggle" or as the continuation of historical Jewish suffering.
Legitimität und Legalität
(Reprint)
Die jüdischen Israelis berufen sich im Streit um Land auf die Bibel, die Palästinenser auf ihr Geburtsrecht. Dabei müssen beide Seiten lernen, dass auch das andere Volk zum Land gehört.
Ein Kampf um Sichtbarkeit und Anerkennung
Zur Geschichte der palästinensischen Diaspora in Deutschland
Die Verwirrung der Behörden war groß. Als Anfang der 1960er Jahre mehrere Tausend PalästinenserInnen aus Jordanien und dem Gazastreifen in die Bundesrepublik kamen, nutzten offizielle Stellen ganz unterschiedliche Bezeichnungen, um diese MigrantInnen einzuordnen: Von „Jordanier“ über „Staatenlose“ bis hin zu „Palästina-Flüchtlinge.“ Allein die Bezeichnung „Palästinenser“ wurde von staatlicher Seite in der Bundesrepublik kaum verwendet. Dies stand im klaren Widerspruch zur Selbstbezeichnung einiger dieser MigrantInnen als PalästinenserInnen.
Nach dem 7. Oktober
Ein Rückblick auf die Israelische Sozialistische Organisation (Matzpen)
In den Wochen nach dem Massaker des 7. Oktober 2023 veröffentlichte die Redaktion des Online-Archivs der Israelischen Sozialistischen Organisation auf Facebook eine Erklärung, die die Gruppe bereits 1974 in ihrer Zeitschrift Matzpen, aber auch international publiziert hatte. Anlass war das damalige Massaker im nordisraelischen Ma’alot-Tarschicha vom 15. Mai 1974, für das die Demokratische Front zur Befreiung Palästinas (DFLP) die Verantwortung übernahm.
Bernhard Gerickes «Europäische Revolution»
Ein antidemokratischer Protest gegen die Nachkriegsordnung
Eine von rechts gesteuerte Europäische Revolution fand in der Nachkriegszeit nicht statt. Und doch steht die von Bernhard Gericke (1908–1977) ausformulierte Idee eines solchen Umsturzes exemplarisch für eine im rechtsextremen Milieu Deutschlands verbreitete Position. Früh schon nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges regte sich das „nationale Lager“ im Schatten von CDU, KPD und SPD.
Demokraten im Wartestand?
Die Bonner Republik und ihre Beamten
„Eine kleine Stadt in Deutschland“: Bonn und die Metapher des „Wartesaals“
Tanz mit dem Teufel
Atom Egoyans „Seven Veils“ bringt die Oper Salomé auf die Leinwand
Trigger-Warnung: Sexuelle Übergriffe, sexueller Missbrauch, posttraumatische Belastung, Gewalt an Kindern
Die Tänzerin ist nur ein schwarzer Schatten auf einem weißen Tuch, das über die ganze Bühne gespannt ist. Ihre Silhouette dreht sich, springt, fällt auf den Boden, richtet sich wieder auf. Sie tanzt und tanzt, bis plötzlich übergroße schwarze Gestalten auftauchen. Bedrohlich stehen sie da und rennen bald schon auf sie zu, greifen nach ihr, während sich die Tänzerin zu entwinden sucht.