20. Jahrhundert übergreifend

Streit um das Museum des Zweiten Weltkriegs in Gdańsk

Wie soll man „polnische Geschichte“ zeigen? * Von Daniel Logemann * April 2017 Daniel Logemann über den Konflikt um das Museum des Zweiten Weltkriegs in Gdańsk, bei dem es um die grundsätzliche Frage geht, ob Geschichte deutungsoffen gelehrt und präsentiert werden darf oder als nationale Meistererzählung vermittelt wird.

Hiroshima – Die Atombombe als Gegenstand der Globalgeschichte

Die Atombombe als Gegenstand der Globalgeschichte * Von Lutz Raphael und Jan Eckel * April 2017 Viele Zeitgenossinnen und Zeitgenossen begriffen die Atombombe, deren zerstörerische Kraft mit den Explosionen über den japanischen Metropolen Hiroshima und Nagasaki im August 1945 schlagartig zutage trat, von Anfang an als eine technische Neuerung von weltpolitischer Bedeutung, womöglich sogar als welthistorische Zäsur. Die Autorin und Autoren wollen einen Beitrag dazu leisten, den Atombombenabwurf in seinen globalen Dimensionen auszuloten, und sie diskutieren, wie sich ein solcher globalhistorischer Problemkomplex erschließen lässt.

Den »Kampf um die Sprache gewinnen«

Zur NS-Rhetorik des AfD-Politikers Björn Höcke * Von Andreas Kemper * April 2017 Björn Höcke sieht die AfD als »fundamentaloppositionelle Bewegungspartei«.Als »Bewegungspartei« (Hitler: »Partei der Bewegung«) habe sie eine klare Mission: Die »Begriffsherrschaft« der Linken zu brechen, den »Kampf um die Sprache« zu gewinnen. Dass zu dieser »Mission« der »Bewegungspartei« AfD auch gehört, die NS-Sprache wieder sprechbar zu machen, wird im Artikel von Andreas Kemper mehr als deutlich.

Grzimeks Afrika

*Von Felix Schürmann* März 2017 Bernhard Grzimeks historisches Gwicht in Afrika ist keineswegs unumstritten. Grzimek, der einer der bedeutendsten Tierfilmer und Verhaltensforscher Westdeutschlands war, gerierte sich durch seine Selbstinszenierung als der Retter der afrikanischen Tierwelt, auf der anderen Seite wird diese Einhegung von Naturschutzgebieten als "Festungsnaturschutz" und damit als kalte Enteignung indigener Gemeinschaften kritisiert. Felix Schürmann über einen Tierschützer, der der wie kein zweiter seiner Generation Medien und Öffentlichkeit für seine Ziele zu mobilisieren wusste.

Plan oder Planlos? Design in der DDR

Plan oder Planlos? Design in der DDR. Die Sonderausstellung im Museum in der Kulturbrauerei * Von Susanne König * März 2017 „Alles nach Plan? Formgestaltung in der DDR“[1] lautet der Titel der ersten unter der Leitung von Mike Lukasch in Berlin konzipierten Sonderausstellung der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in der Kulturbrauerei am Prenzlauer Berg. Auf circa 180 Quadratmetern werden dort rund 246 Alltagsprodukte aus der ehemaligen DDR mit begleitenden Dokumenten, Film- und Tonaufnahmen sowie Zeitungsartikeln gezeigt.

Aufstand im Wartesaal der Geschichte

Ein Kommentar zu den jüngsten Massenprotesten in Rumänien gegen Amtsmissbrauch und Korruption * Von Peter Ulrich Weiß * Februar 2017 Wenn hunderttausende Rumänen tagelang protestieren, gar von den größten Demonstrationen seit 1989 die Rede ist, horchen Beobachter auf. Zwar sind seit Ceaușescus Sturz die bleiernen Zeiten des Schweigens und Erduldens vorbei, doch war es in der Vergangenheit alles andere als einfach, landesweit Massen zu mobilisieren. „Maisbrei explodiert nicht“ – diese herablassende Phrase, die von Ceaușescus Vorgänger Gheorghiu-Dej mit Blick auf die Leidensfähigkeit des eigenen Volkes in die Welt gesetzt wurde, kursierte nach 1989 weiter. ....

Hundert Jahre Februarrevolution in Petrograd - Hundert Jahre Umbruch

Vor hundert Jahren endete die Monarchie in Russland. Zar Nikolai II., der letzte Herrscher aus dem Hause Romanov, wurde von den russischen Eliten zur Abdankung bewogen. Mitten in einem Weltkrieg, in dem für die russische Seite militärische Erfolge zunehmend ausblieben, wurde er nur noch als Hypothek wahrgenommen und seiner Machtposition enthoben. Der Zar und seine Familie hatten sich in den vergangenen Jahren, vor allem aber seit Kriegsausbruch, durch zahlreiche Affären, ihre deutsche Verwandtschaft und durch die engen Kontakte zum skandalumwitterten Rasputin diskreditiert. Selbst das engste Umfeld des Zaren plädierte für den Rückzug. Die entscheidende Frage des modernen Russlands war: Was war die angemessene staatliche, politische und soziale Ordnung für das Reich?

Blinde Flecken innerhalb der zeithistorischen Forschung in Deutschland

Eine Antwort auf Martin Sabrows Kommentar „Höcke und Wir“ von *Maria Alexopoulou* Martin Sabrows Kommentar auf Zeitgeschichte-online ist im Grunde zuzustimmen. Was er jedoch nicht erwähnt und das verstärkt die Rat- und Ausweglosigkeit, die aus seinem Kommentar spricht, sind die Kontinuitätslinien in der Zeit vor 1945 bis heute im Umgang mit Differenz. Eine Auslassung, die in gewisser Hinsicht für die deutsche Zeitgeschichte typisch ist. Doch vor allem die Kontinuitätslinien in der Deutschen Geschichte machen jene Ideenfragmente, die Höcke für seine Provokationen benutzt, auch im Jahre 2017 emotional anschlussfähig.