Grzimeks Afrika
...zwischen westlichem Naturschutzkonzept und kolonialen Klischees
*Von Felix Schürmann* März 2017 Bernhard Grzimeks historisches Gwicht in Afrika ist keineswegs unumstritten. Grzimek, der einer der bedeutendsten Tierfilmer und Verhaltensforscher Westdeutschlands war, gerierte sich durch seine Selbstinszenierung als der Retter der afrikanischen Tierwelt, auf der anderen Seite wird diese Einhegung von Naturschutzgebieten als "Festungsnaturschutz" und damit als kalte Enteignung indigener Gemeinschaften kritisiert. Felix Schürmann über einen Tierschützer, der der wie kein zweiter seiner Generation Medien und Öffentlichkeit für seine Ziele zu mobilisieren wusste.
Plan oder Planlos? Design in der DDR
Die Sonderausstellung im Museum in der Kulturbrauerei
Plan oder Planlos? Design in der DDR. Die Sonderausstellung im Museum in der Kulturbrauerei * Von Susanne König * März 2017 „Alles nach Plan? Formgestaltung in der DDR“[1] lautet der Titel der ersten unter der Leitung von Mike Lukasch in Berlin konzipierten Sonderausstellung der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in der Kulturbrauerei am Prenzlauer Berg. Auf circa 180 Quadratmetern werden dort rund 246 Alltagsprodukte aus der ehemaligen DDR mit begleitenden Dokumenten, Film- und Tonaufnahmen sowie Zeitungsartikeln gezeigt.
„Atlas des Kommunismus“ - Experten des Alltags erzählen Geschichten aus der DDR
Theater in der Komfortzone oder politische Bildung für die Nachgeborenen?
* Von René Schlott und Jakob Saß * Februar 2017 Sämtliche Vorstellungen sind ausverkauft. Publikum und Feuilleton zeigen sich begeistert. Im Dokumentartheaterstück "Atlas des Kommunismus" der argentinischen Regisseurin Lola Arias, erzählen fünf Frauen ihre Lebensgeschichten, die sich überwiegend in der DDR abspielten. Drei weitere Darsteller/innen stehen für die nachfolgenden Generationen: „Wende“ und „Einheit“. Zwei Redakteure von Zeitgeschichte-online haben sich das Stück angesehen, einer der beiden (Jakob Saß) wurde kurz vor dem Ende der DDR geboren, der andere (René Schlott) ist Jahrgang 1977.
Der Ort des Verbrechens – eine Beobachtung
Sergei Loznitsas Dokumentarfilm „Austerlitz“
Sergei Loznitsas Dokumentarfilm „Austerlitz“ * Von Elena Demke * Januar 2017 Der Film ist aus Sequenzen mit und ohne Ton, Nahaufnahmen und Totalen sowie dem Wechsel zwischen Innen und Außen komponiert. Die ersten Blicke auf schlendernde Menschen, die an einem gleißend-sonnigen, durch harte Schwarz-Weiß-Aufnahmen begünstigenden Tag mit seltsam großen Geräten zu telefonieren scheinen, werfen die ZuschauerInnen durch Bäume und Büsche, also aus dem Verborgenen. Erst langsam wird deutlich, dass die Leute Audioguides in den Händen halten. Nach und nach nehmen die ZuschauerInnen Kontakt auf mit den BesucherInnen des historischen Ortes, die ihrerseits mit Formen der Kontaktaufnahme befasst sind.
Höcke und wir
* Von Martin Sabrow * Januar 2017 Ein beurlaubter Oberstudienrat für Sport und Geschichte und thüringischer Landessprecher der AfD hat sich am 17. Januar 2017 in Dresden zum Sprecher der deutschen „Mutbürger“ erklärt und in ihrem Namen öffentlich die „furchtbare Lage dieses Volkes“ angeprangert, das durch die „dämliche Bewältigungspolitik“ gelähmt werde. Mit seinem Appell hat er zu einer „erinnerungspolitischen Wende um 180 Grad“ aufgerufen, die wieder die „großartigen Leistungen der Altvorderen“ hervorhebe. Dafür hat er keine anderen Worte gebraucht, als sie seit 1945 tagtäglich über die deutschen Stammtische geflogen sind. Nicht anders sprachen die Deutschen, die schon am Ende der 1940er Jahren endlich ein Ende der „Naziriecherei“ forderten und seither immer wieder dafür plädierten, über den zwölf negativen nicht die 988 positiven Jahre der tausendjährigen deutschen Geschichte zu vergessen.
Ein langer Weg
Der Kampf der Sinti und Roma um Anerkennung als Opfer des Genozids
Widerstände auf dem Weg zur Anerkennung als Opfer des Genozids * Von Sebastian Lotto-Kusche * Januar 2017
Americans are not wiser than the Europeans
20 lessons from the 20th century
20 lessons from the 20th century * Von Timothy Snyder * Januar 2017 US-Bürger seien nicht schlauer als Europäer damals, schreibt der US-Geschichtsprofessor und preisgekrönte Buchautor Timothy Snyder in einem Facebookpost, denn das Tor zum Faschismus wurde von der Demokratie geöffnet. Doch ein Vorteil sei, dass man daraus lernen könne, um die Demokratie zu verteidigen. Snyder gibt "twenty lessons from the twentieth century".
„Wer hier weint, hört nicht mehr auf“
Zum Umgang mit der Wannsee-Konferenz und ihrem historischen Ort
Zum Umgang mit der Wannsee-Konferenz und ihrem historischen Ort * Von Gerd Kühling und Hans-Christian Jasch * Januar 2017 In einer repräsentativen Villa, idyllisch gelegen am Berliner Wannsee, kamen am 20. Januar 1942 fünfzehn hochrangige Vertreter der SS, der NSDAP und mehrerer Reichsministerien zu einer „Besprechung mit anschließendem Frühstück“ zusammen. Der einzige Tagesordnungspunkt war die „Endlösung der Judenfrage“. Es war ein koordinierendes Treffen, denn der Massenmord an den Juden in Osteuropa hatte längst begonnen.
US-Außenminister John Kerry und der Krieg: Essay über biographische Kontinuität und amerikanische Politik
Teil III: Präsidentschaftskandidat und Chefdiplomat der USA 2002 - 2017
Mit dem Amtswechsel von Barack Obama zu Donald Trump endete im Januar 2017 auch John Kerrys vierjähriges Wirken als US-Außenminister. In den kommenden Jahren plant er, ein Buch zu schreiben und weiterhin politisch aktiv zu bleiben.
Eine vertane Chance
Beobachtungen zum Fall Holm
Beobachtungen zum Fall Holm * Von Hanno Hochmuth * Janaur 2017 Als am 6. Dezember des vergangenen Jahres die Mannschaft des neuen Berliner Senats vorgestellt wurde, überraschte die Linke mit einem Coup. Die neue Senatorin für Bau- und Wohnungswesen Katrin Lompscher (Die Linke) bestimmte den Berliner Stadtsoziologen Andrej Holm zum Staatssekretär für Wohnen. Der profilierte Gentrifizierungskritiker der Humboldt-Universität sollte die Wohnungspolitik in der wachsenden Hauptstadt in sozial verträglichere Bahnen lenken. Kurz darauf wurde jedoch öffentlich, dass Holm als 18-Jähriger im Herbst 1989 für fünf Monate als hauptamtlicher Mitarbeiter für das Ministerium für Staatssicherheit der DDR tätig gewesen war. er Zusammenbruch des SED-Regimes setzte seiner Stasi-Laufbahn, die er bereits im Alter von 14 Jahren mit einer Selbstverpflichtungserklärung eingeschlagen hatte, allerdings ein frühes Ende. Holm hatte aus seiner angestrebten Karriere für die Stasi zwar nie einen Hehl gemacht, jedoch verschwiegen, dass er seit dem September 1989 hauptamtlicher Mitarbeiter der Stasi gewesen war. Dies zumindest belegt seine Personalakte, die wenige Tage nach seiner Vorstellung als designierter Staatssekretär von der B.Z. veröffentlicht wurde. Aus dem geplanten Überraschungskandidaten des neuen rot-rot-grünen Senats wurde eine böse Überraschung....