Eine Wohnung, ein Haus, ein Land

Es sind die Bilder, die von der ersten Szene an einen Sog ausüben, das warme Licht auf den Gegenständen, der Blick auf die Platanen vor dem Fenster, die Sonne, die sich im blankgeputzten Parkett spiegelt. Es sind die warmen, satten Farben einer Wohnung, die bewohnt ist, wirklich bewohnt. Einer Wohnung, die den bernsteinfarbenen Glanz Belgrader Bürgerlichkeit der zwanziger und dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts nur noch erahnen lässt, deren Verfall noch immer von längst vergangener Eleganz zeugt.

EX LIBRIS – Die Public Library von New York

Der 88-jährige Dokumentarfilmer Frederick Wiseman hat seinen neuesten Film „Ex Libris“ einer Einrichtung gewidmet, die nur unwesentlich älter ist als er selbst: der im Jahr 1911 gegründeten Public Library in New York. Wie in seinen 41 Filmen zuvor verzichtet er auch dieses Mal auf Kommentare aus dem Off und geht stattdessen mit seiner Kamera hinein in die Lesesäle, die Diskussionen und die Arbeitsprozesse.

„Wenn wir es nur besser wissen, aber nicht besser machen, dann sind auch wir eine schuldige Generation.“

Während Jahr für Jahr die Abwesenheit der großen Stars auf dem roten Teppich und im Wettbewerb der Berlinale beklagt wird, stellt der Dokumentarfilm eine der großen Stärken dieses Filmfestivals dar. Der Festivaljahrgang 2018 war insbesondere mit Waldheims Walzer, dem Gewinner des Glashütte-Preises für den besten Dokumentarfilm, keine Ausnahme von dieser Regel.

„Gundermann“ und die Rückeroberung der Deutungshoheit

„Auf das richtige Pferd habe ich gesetzt, aber nicht gewonnen.“ Dieser Satz, ebenso wie sein Ausspruch zum Kommunismus: „Also, wenn's die nicht schon gäbe, wa, die Weltanschauung, dann hätt' ich da auch selber drauf kommen können“, sind gängige Bonmots des Liedermachers Gerhard Gundermann in den Kritiken der Feuilletons des nun seit zwei Wochen laufenden Films „Gundermann“ von Andreas Dresen.

Heimat einmal anders

So hatte sich das der Heimatminister wohl nicht vorgestellt, als er im Dezember 2017 im Rahmen seiner „Heimatstrategie“ eine Förderoffensive für den Heimatfilm verkündete: „Heimatfilme zeigen den schönsten Teil unserer bayerischen Heimat… erinnern an die eigenen Wurzeln, an die vertraute Umgebung… Sie zeigen, dass es nirgends schöner ist als daheim“, ließ Markus Söder (CSU), inzwischen Ministerpräsident des Landes, seine Pressestelle im Dezember 2017 verbreiten.[1]Mit „Wackersdorf“ von Oliver Haffner kommt nun kurz vor der bayerischen Landtagswahl ein Fi

Blick in den Gewaltraum

In seinem Film „Donbass“ zeigt der ukrainische Regisseur Sergei Loznitsa Szenen aus den „Volksrepubliken“ im Osten der Ukraine. Die „Volksrepubliken“ hatten sich seit der russischen Invasion im Frühjahr 2014 dort etabliert.
Loznitsa vermittelt in apokalyptischen Bildern Einblicke in den Alltag, das Leben und Sterben in diesen besetzten Gebieten.

Mehr als ein Leben

„Immer wieder wächst das Gras / wild und hoch und grün / bis die Sensen ohne Hass / Ihre Kreise ziehn.“ Mit diesen Liedzeilen lässt Regisseur Andreas Dresen seinen Protagonisten Gundermann den gleichnamigen Film beginnen. In Nahaufnahme singt Gerhard „Gundi“ Gundermann, gespielt von Alexander Scheer, in die Kamera – so eindringlich und melancholisch schön, dass selbst die um die Biografie des Musikers wissenden Zuschauer Sympathie für diese doch so ambivalente Figur empfinden.

Kulenkampffs Schuhe

Was hat der Krieg mit den Vätern des Wirtschaftswunders gemacht? Dieser Frage nähert sich die Filmemacherin Regina Schilling in ihrem Dokumentarfilm „Kulenkampffs Schuhe[1] auf sehr private Weise. Sie erzählt anhand von Schmalfilmaufnahmen die Geschichte ihres eigenen Vaters, der in den 1920er Jahren geboren wurde, den Zweiten Weltkrieg als Soldat erlebte und sich nach dem Krieg als Drogist selbständig machte.

Blick in die Welt

Ende Juli verwandelt sich die Cinematheque am Fuße der Jerusalemer Altstadt kurzzeitig wieder in das Zentrum der internationalen Kinowelt. Mit seinem vielfältigen Programm bietet das Jerusalem Film Festival der internationalen Fachöffentlichkeit und seinen zahlreichen Besuchern Einblicke in die Gegenwart und Vergangenheit des Filmschaffens, zeigt internationale Dokumentar- und Spielfilme, bietet Workshops und Masterclasses an, zeigt die Arbeiten des filmischen Nachwuchses und präsentiert der Welt das israelische Gegenwartskino.