„Dokumentarfilm heißt Bilder nicht bloß zeigen, sondern sie übersetzen“
Ein Gespräch mit Christoph Terhechte, Leiter des DOK Leipzig
Das zweite Jahr in Folge leitet der Filmjournalist und gebürtige Münsteraner Christoph Terhechte das Internationale Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm (DOK Leipzig) 2021.
Verflochtene Identitäten
Audiovisuelle Quellen zum jüdischen Leben in Deutschland
Anlässlich des Gedenkjahres 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland warf die Retrospektive des 64. Internationalen Leipziger Festivals für Dokumentar- und Animationsfilm einen filmhistorischen Blick auf „Die Juden der Anderen. Geteiltes Deutschland, verteilte Schuld, zerteilte Bilder“.
Zurück im Kino
Zeitgeschichten auf dem Internationalen Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm 2021
Auch im ausgehenden zweiten Corona-Jahr müssen Veranstalter:innen noch immer kreativ werden. Allerdings können sie mittlerweile auch auf mehr Erfahrung mit Hygienekonzenpten, digitalen und hybriden Formaten zurückgreifen. Die 64. Ausgabe des Internationalen Leipziger Festivals für Dokumentar- und Animationsfilm fand daher Ende Oktober 2021 zunächst vor Ort in zahlreichen Kinos der sächsischen Großstadt statt. Anschließend war eine Auswahl des diesjährigen Festivalprogramms über einen Zeitraum von zwei Wochen online abrufbar.
Vom Lesen, Hören und Gehen in der Zeitschleife
Ein Editorial zum Ende des Jahres 2021
Das Phänomen der Zeitschleife ist ein beliebtes Motiv im Film, und ähnelt dem, was wir gerade erleben. Als ich mich daran machte dieses Editorial zu schreiben, und zuvor jenes des Jahres 2020 noch einmal las, hatte ich das Gefühl, ich befände mich in einer solchen. Nur sind die Zeitschleifen der Gegenwart leider vollkommen unsexy, verglichen mit den großen Abenteuern etwa der Teenager im achtziger Jahre-Look in „Stranger Things“.
Oberflächengenauigkeiten
Zum Geschichtsbild von BABYLON BERLIN
Zwei Männer sitzen beim Frühstück. Einer trägt Hausjacke mit Monogramm, der andere einen dunklen Zweireiher. Man diskutiert Weltpolitik und wird sich nicht einig: Gustav Stresemann (Werner Wölbern) und Regierungsrat Wendt (Benno Fürmann). Am Ende der Szene liegt Stresemann am Boden und Wendt schaut tatenlos zu, wie dessen Atem endgültig aussetzt. Während die historische Person Gustav Stresemann zu den wichtigsten deutschen Politiker*innen des 20.
„Sehr geehrter Dr. Hohls…“
Laudatio für die Verleihung des Sonderpreises Zeitgeschichte digital an Rüdiger Hohls
Laudatio für Rüdiger Hohls aus Anlass der Vergabe des Sonderpreises am 11. November 2021.
Achtzig Jahre deutscher Überfall auf die Sowjetunion
Über den Umgang mit dem 22. Juni 1941 in Medien, Politik und der „Neuen Rechten“ in Deutschland
In diesem Jahr, am 22. Juni, jährte sich der deutsche Überfall auf die Sowjetunion zum 80. Mal. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hielt wenige Tage zuvor eine vielbeachtete Rede, die man durchaus als Meilenstein im deutschen Gedenken an den Beginn des Vernichtungskriegs gegen den sowjetischen Vielvölkerstaat sehen kann. Steinmeier war nicht das erste Staatsoberhaupt, das für den deutschen Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion deutliche Worte fand. Ein Blick auf die Reden seiner Vorgänger an geschichtsträchtigen Jubiläen des Zweiten Weltkriegs seit dem 8.
Pornografie, Sexualität und Antisemitismus
Extrem rechte Traditionslinien des Sexualantisemitismus in den USA
Als im Oktober 2020 der liberale US-amerikanische Starjournalist Jeffrey Toobin, nicht ahnend, dass die Videokonferenz noch fortdauerte und seine Kamera angeschaltet war, vor dem PC masturbierte und hierauf vom Magazin The New Yorker gefeuert wurde, war dies für verschiedene Fraktionen der extremen Rechten in den USA ein gefundenes Fressen.[1] Wieder habe sich gezeigt, zu welchen sexuellen Perversionen Anhänger:innen progressiver Ideen fähig seien – hieß es zum Beispiel unisono in der Kommentarspalte von Breitbart, einer populären Nachr
Hinauskatapultiert aus der Weltgeschichte
Das frühe Ende Preußens in populären Darstellungen der alten Bundesrepublik
Es mutet paradox an: Nach 1947, dem Jahr, in dem der Alliierte Kontrollrat den preußischen Staat für aufgelöst erklärt hatte, setzte in den deutschen Geschichtswissenschaften, der Publizistik und in der Politik eine Diskussion ein, wann Preußen zu bestehen aufgehört habe.[1] Das so nahe liegende Jahr 1947 vermochte als Schlusspunkt indes wenig zu überzeugen. Diskutiert wurden andere Epochenjahre als Zäsur zwischen Bestehen und Nicht-Bestehen: Hatte Preußen nicht bereits 1945 mit dem Zusammenbruch jeglicher staatlichen Ordnung zu existieren aufgehört?
Authentizität und Illusion
Natural Light/Természetes fény: (k)ein Kriegsfilm
„Természetes fény/Natural Light“ ist ein Film über Krieg, doch der erste und für lange Zeit einzige Schuss löst sich aus einem Fotoapparat. Die fotografische Inszenierung des Kriegsalltags ringt im Film mit dem titelgebenden natürlichen Licht, das sowohl die wichtigste Grundmetapher als auch das herausragende Stilelement des Films ist. Denn auf künstliche Beleuchtung verzichtet Regisseur Denés Nagy in seinem mit dem silbernen Bären prämiertem Langspielfilmdebüt. Das Ergebnis ist der optisch wohl beeindruckendste Film des diesjährigen Berlinale-Wettbewerbs.