Gewalt

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Annette Schuhmann

Eine Wohnung, ein Haus, ein Land

Mila Turajlić erzählt in ihrer bewegenden Dokumentation „Die andere Seite von allem“ die Geschichte ihrer Mutter und die Chronik eines Staatszerfalls

Es sind die Bilder, die von der ersten Szene an einen Sog ausüben, das warme Licht auf den Gegenständen, der Blick auf die Platanen vor dem Fenster, die Sonne, die sich im blankgeputzten Parkett spiegelt. Es sind die warmen, satten Farben einer Wohnung, die bewohnt ist, wirklich bewohnt. Einer Wohnung, die den bernsteinfarbenen Glanz Belgrader Bürgerlichkeit der zwanziger und dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts nur noch erahnen lässt, deren Verfall noch immer von längst vergangener Eleganz zeugt.

Jan C. Behrends

Blick in den Gewaltraum

Sergei Loznitsas Film „Donbass“ zeigt den hybriden Krieg zwischen Absurdität und Brutalität

In seinem Film „Donbass“ zeigt der ukrainische Regisseur Sergei Loznitsa Szenen aus den „Volksrepubliken“ im Osten der Ukraine. Die „Volksrepubliken“ hatten sich seit der russischen Invasion im Frühjahr 2014 dort etabliert.
Loznitsa vermittelt in apokalyptischen Bildern Einblicke in den Alltag, das Leben und Sterben in diesen besetzten Gebieten.

Jens Brinkmann

Heimat einmal anders

Oliver Haffners Film „Wackersdorf“ über den Widerstand gegen den „Atomstaat“

So hatte sich das der Heimatminister wohl nicht vorgestellt, als er im Dezember 2017 im Rahmen seiner „Heimatstrategie“ eine Förderoffensive für den Heimatfilm verkündete: „Heimatfilme zeigen den schönsten Teil unserer bayerischen Heimat… erinnern an die eigenen Wurzeln, an die vertraute Umgebung… Sie zeigen, dass es nirgends schöner ist als daheim“, ließ Markus Söder (CSU), inzwischen Ministerpräsident des Landes, seine Pressestelle im Dezember 2017 verbreiten.[1]Mit „Wackersdorf“ von Oliver Haffner kommt nun kurz vor der bayerischen Landtagswahl ein Film in die Kino

Christiane Bürger

Deutsche Kolonialgeschichte vor Gericht

Über den problematischen Umgang mit dem Genozid an den Ovaherero und Nama

Der Völkermord an den Ovaherero und Nama gehört seit einigen Jahren zu den großen geschichtspolitischen Themen der Bundesrepublik und findet aktuell auch international eine bis dato ungekannte Aufmerksamkeit. Hintergrund hierfür ist die Klage der Ovaherero und Nama, die im Januar 2017 am Bundesbezirksgericht in New York eingereicht wurde. Dabei handelt es sich um eine Sammelklage gegen die Bundesregierung, mit der die KlägerInnen Entschädigung für den Genozid und den Verlust von Eigentum erwirken wollen.

Jürgen Danyel

Kafka und der Prager Frühling

Die Konferenz in Liblice 1963 und ihre Folgen

 

Pavel Kolář

Kultur und Macht im Vorfeld des Prager Frühlings

Eine komplizierte Beziehung

Oft wird behauptet, der Prager Frühling sei nicht durch die Parteiführung von oben in Gang gesetzt worden, sondern durch die Intellektuellen des Landes, also eher von unten. Anders als in Ungarn 1956, in Polen 1980-81 oder die Perestroika in der UdSSR seit Mitte der 1980er Jahre, so die These, sei der Prager Frühling durch kritische WissenschaftlerInnen und KünstlerInnen initiiert worden. Es ist wichtig, dieses Narrativ, nach dem es vor allem die kreativen Köpfe waren, die die Macht herausgefordert haben, in einem größeren Kontext zu betrachten.

Veronika Pehe

Remembering 1968 in Czech Republic

Living Trauma and Forgotten Ideals

This year marks a number of anniversaries of significant events of Czechoslovak history, starting with the declaration of independent Czechoslovakia in 1918; the Munich Agreement of 1938, which sumitted Czechoslovakia’s border areas to Hitler’s Germany; the communist takeover of 1948; and finally, the Prague Spring and subsequent Soviet-led invasion of 1968. Dubbed the “year of eights” [osmičkový rok] by the Czech media, historical reflections on the part of witnesses, historians, journalists and pundits alike are rife in the press, on the radio and on television.

Martina Winkler

Der Prager Frühling nach 50 Jahren

Wer für das Jahr 2018 erwartet hatte, in Tschechien und der Slowakei ein Feuerwerk historischer Erinnerung zu erleben – immerhin jähren sich in diesem „Jahr der Achten“ die Staatsgründung der Tschechoslowakei, das Abkommen von München, die kommunistische Machtübernahme und der Prager Frühling –, wird enttäuscht sein. Es gibt einige Ausstellungen mit Bildern vom August 1968, Brünn feierte im Frühjahr das Jahr 1918 mit dem bemerkenswerten Slogan „Lasst uns wieder zusammen sein“ (Buďme zase spolu), in den Kinos läuft ein Film über Alexander Dubček, aber das war´s dann weitgehend auch schon.

Alex Konrad

Die Geister, die wir schon wieder rufen

Die Kurzsichtigkeit westlicher Annäherung an die iranischen Volksmojahedin

Nichts weniger als eine außenpolitische Katastrophe war die Ankündigung des US-Präsidenten Donald Trump am 8. Mai 2018, das „Atom-Abkommen“, Joint Comprehensive Plan of Action (JCPOA), mit der iranischen Regierung aufzukündigen. Der jahrelange Prozess der Annäherung, ein hoffnungsvoller Aufstieg liberalerer Kräfte um den iranischen Präsidenten Hassan Rohani stehen durch das Statement des US-Präsidenten auf dem Spiel.