Film

Alle Beiträge zum Schlagwort

Rebecca Wegmann

Zwischen cineastischen Feminismen und staatssozialistischen Utopien

Film als neues Medium weiblicher Selbstermächtigung in Ost und West?

Die diesjährige Retrospektive der Berlinale warf einen Blick zurück auf die Arbeiten deutscher Regisseurinnen aus Ost und West in den Jahren 1968 bis 1999. Im Fokus der Auswahlkommission lagen Filme von, für, mit und über Frauen. Vor diesem Hintergrund wählten die Kurator*innen insgesamt 28 Spiel- und Dokumentarfilme aus Bundesrepublik und DDR für das Festivalprogramm der Retrospektive aus, hinzu kamen 20 Kurzfilme.

Annette Schuhmann

„Heimat ist ein Raum aus Zeit“

Der neue Film von Thomas Heise feierte Premiere in der Forum-Sektion der Berlinale 2019

In seiner aktuellen Dokumentation „Heimat ist ein Raum aus Zeit“ erzählt der 1955 in Ostberlin geborene Regisseur Thomas Heise die Geschichte eines Teils seiner Familie. In einer Art Collage ordnet Heise seine Quellen über einen Zeitraum von nahezu 100 Jahren an. Die Erzählung beginnt in der Zeit des Ersten Weltkrieges und endet im Jahr 2014. Seine Quellen sind Briefe, Aufsätze, Gesprächsmitschnitte, Fotos. Die aus den Briefen zitierten Passagen werden vom Regisseur eingelesen.

René Schlott, Viktor-Emanuel zu Sachsen

Go see it!

Ein Vierteljahrhundert nach seiner Kinopremiere kommt „Schindlers Liste“ in technischer Überarbeitung ins Kino

Am 27. Januar 2019, dem Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, kommt der Film „Schindlers Liste“ von Regisseur Steven Spielberg 25 Jahre nach seinem erstmaligen Erscheinen erneut in die deutschen Kinos.

Damals warb der amtierende US-Präsident Clinton mit drei schlichten Worten für den Film, die noch immer oder gerade wieder gelten:

„Go see it!“

Magdalena Saryusz-Wolska

Von der Fremdheit im Exil, polnischer Volkskultur und der Unmöglichkeit der Liebe

Der Film „Cold War“ von Paweł Pawlikowski

Auf den ersten Blick ist es ein Liebesfilm: Der Musiker Wiktor (Tomasz Kot) verliebt sich in die Volksliedsängerin Zula (Joanna Kulig). Der Titel „Cold War“ bezieht sich eher auf die Gefühlsausbrüche zwischen den beiden Protagonist*Innen als auf die historischen Ereignisse. Das Narrativ wurde schon unzählige Male in der Filmgeschichte erzählt, die zahlreichen Preise, die der Film erhielt (u.a. in Cannes und Seville/European Film Award), müssen daher aus anderen Gründen verliehen worden sein.  

Annette Schuhmann

Eine Wohnung, ein Haus, ein Land

Mila Turajlić erzählt in ihrer bewegenden Dokumentation „Die andere Seite von allem“ die Geschichte ihrer Mutter und die Chronik eines Staatszerfalls

Es sind die Bilder, die von der ersten Szene an einen Sog ausüben, das warme Licht auf den Gegenständen, der Blick auf die Platanen vor dem Fenster, die Sonne, die sich im blankgeputzten Parkett spiegelt. Es sind die warmen, satten Farben einer Wohnung, die bewohnt ist, wirklich bewohnt. Einer Wohnung, die den bernsteinfarbenen Glanz Belgrader Bürgerlichkeit der zwanziger und dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts nur noch erahnen lässt, deren Verfall noch immer von längst vergangener Eleganz zeugt.

Helen Thein-Peitsch

EX LIBRIS – Die Public Library von New York

Ein Dokumentarfilm von Frederick Wiseman

Der 88-jährige Dokumentarfilmer Frederick Wiseman hat seinen neuesten Film „Ex Libris“ einer Einrichtung gewidmet, die nur unwesentlich älter ist als er selbst: der im Jahr 1911 gegründeten Public Library in New York. Wie in seinen 41 Filmen zuvor verzichtet er auch dieses Mal auf Kommentare aus dem Off und geht stattdessen mit seiner Kamera hinein in die Lesesäle, die Diskussionen und die Arbeitsprozesse.

Julius Redzinski

„Wenn wir es nur besser wissen, aber nicht besser machen, dann sind auch wir eine schuldige Generation.“

Ein persönlicher Rückblick auf Ruth Beckermanns Film „Waldheims Walzer“

Während Jahr für Jahr die Abwesenheit der großen Stars auf dem roten Teppich und im Wettbewerb der Berlinale beklagt wird, stellt der Dokumentarfilm eine der großen Stärken dieses Filmfestivals dar. Der Festivaljahrgang 2018 war insbesondere mit Waldheims Walzer, dem Gewinner des Glashütte-Preises für den besten Dokumentarfilm, keine Ausnahme von dieser Regel.

Jan C. Behrends

Blick in den Gewaltraum

Sergei Loznitsas Film „Donbass“ zeigt den hybriden Krieg zwischen Absurdität und Brutalität

In seinem Film „Donbass“ zeigt der ukrainische Regisseur Sergei Loznitsa Szenen aus den „Volksrepubliken“ im Osten der Ukraine. Die „Volksrepubliken“ hatten sich seit der russischen Invasion im Frühjahr 2014 dort etabliert.
Loznitsa vermittelt in apokalyptischen Bildern Einblicke in den Alltag, das Leben und Sterben in diesen besetzten Gebieten.

Jens Brinkmann

Heimat einmal anders

Oliver Haffners Film „Wackersdorf“ über den Widerstand gegen den „Atomstaat“

So hatte sich das der Heimatminister wohl nicht vorgestellt, als er im Dezember 2017 im Rahmen seiner „Heimatstrategie“ eine Förderoffensive für den Heimatfilm verkündete: „Heimatfilme zeigen den schönsten Teil unserer bayerischen Heimat… erinnern an die eigenen Wurzeln, an die vertraute Umgebung… Sie zeigen, dass es nirgends schöner ist als daheim“, ließ Markus Söder (CSU), inzwischen Ministerpräsident des Landes, seine Pressestelle im Dezember 2017 verbreiten.[1]Mit „Wackersdorf“ von Oliver Haffner kommt nun kurz vor der bayerischen Landtagswahl ein Film in die Kino

Thomas Meyer

„Gundermann“ und die Rückeroberung der Deutungshoheit

…, oder warum der neue Film von Andreas Dresen so erfolgreich ist

„Auf das richtige Pferd habe ich gesetzt, aber nicht gewonnen.“ Dieser Satz, ebenso wie sein Ausspruch zum Kommunismus: „Also, wenn's die nicht schon gäbe, wa, die Weltanschauung, dann hätt' ich da auch selber drauf kommen können“, sind gängige Bonmots des Liedermachers Gerhard Gundermann in den Kritiken der Feuilletons des nun seit zwei Wochen laufenden Films „Gundermann“ von Andreas Dresen.