Filmsommer

Dass Filme als Seismographen gesellschaftlicher „Zustände“ gedeutet werden können, ist eine Binsenweisheit. Neben der großen Liebe zum Kino, der gesellschaftlichen Relevanz, die Filme haben können, und einem wissenschaftlichen Interesse am Film gibt es noch eine Vielzahl von Gründen, warum sich unsere Autor*innen mit Filmen auseinandersetzen.

Das Textformat auf zeitgeschichte |online ist sicherlich nicht das der klassischen Filmrezension. Unser Interesse gilt vielmehr der Umsetzung historischer Narrative in Filmen und deren Rezeptionsgeschichte. Dabei versuchen wir, wie in anderen Bereichen auch, über den bundesdeutschen Tellerrand zu blicken. Beispiel hierfür ist etwa der im Jahr 2014 von Maren Röger herausgegebene Themenschwerpunkt: Polnische Reaktionen auf unsere Mütter, unsere Väter.
Seit einigen Jahren berichten unsere Autor*innen zudem von der Berlinale: neben Venedig und Cannes eines der weltweit größten Filmfestivals. Die Berlinale gehört nicht nur zur A-Klasse des internationalen Festivalbetriebs, vielmehr gibt es abseits des Wettbewerbs, der im Medieninteresse eine Vorrangstellung einnimmt, Sektionen wie etwa die Retrospektive, die sich in der Wahl der Beiträge dezidiert mit (Film-)Geschichte auseinandersetzt, die eher experimentierfreudige Sektion Forum, die u.a. Filme aus entlegenen Regionen der Welt zeigt, die dezidiert queere, feministische und politische Sektion Panorama oder die diesjährige Sonderreihe NATIVe mit Beiträgen indigener Filmemacher*innen.

Die Berlinale erzeugt zudem vor allem im deutschen Kulturbetrieb enorme Aufmerksamkeit, sodass sie quasi als Begleitprogramm nahezu automatisch gesellschaftspolitische Debatten generiert, die weit über den Festivalbetrieb hinausgehen. Dazu gehören Kontroversen über die Praxis der deutschen Filmförderung, die #metoo-Debatte und die damit einhergehende Forderung nach einer größeren Beteiligung von Regisseurinnen am Wettbewerb und nicht zuletzt auch solche darüber, wie politisch ein derartiges Festival sein kann und sein muss.[1]

Im kommenden September findet die zweite Ausgabe von moving history statt. Das Festival des historischen Films in Potsdam hat sich mediale Geschichtsbilder in dokumentarischen und fiktionalen Filmen zum Thema gemacht. Zusätzlich zu einem interdisziplinär ausgelegten Programm prämiert eine Jury innerhalb der Wettbewerbssektion Clio-Preis Filme, die sich auf besondere Weise mit einem historischen Thema befassen.

Auch in diesem Jahr saßen Redakteur*innen von zeitgeschichte|online also viele Stunden im Kinosessel und haben sich die Nominierten der verschiedenen Festivals und Wettbewerbe angeschaut. Von einer abgespeckten Auswahl berichtet unser Themenschwerpunkt zum „Filmsommer“.
Wir wünschen allen Leser*innen einen schönen Sommer weit weg vom Schreibtisch, mit möglichst viel freiem Himmel und dem ein oder anderen guten Film.

 

[1] Im Jahr 2019 erreichte der Anteil der Regisseurinnen erstmals nahezu Parität, und politisch wurde es bereits vor Beginn des Festivals, als der scheidende Festivalleiter Dieter Kosslick kurzfristig den Dokumentarfilm Das Geheimarchiv des Warschauer Ghettos in das Programm aufnahm und alle Mitglieder sowie sämtliche Bundestagsabgeordneten der AfD dazu einlud sich den Film anzuschauen, kostenlos.

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Von der Berlinale zu moving history – Geschichte im Film

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